Biden verzichtet auf Kandidatur und schlägt Harris vor
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Nach dem Biden-Rückzug: Kamala Harris will ganz nach oben

Nach dem Biden-Rückzug: Kamala Harris will ganz nach oben

Die Vize-Präsidentin stand stets im Schatten von Joe Biden. Jetzt blicken nicht nur die Demokraten mit großem Interesse auf die 59-Jährige, die auf ihrem langen Weg viele Widerstände zu überwinden hatte. Wer ist Kamala Harris und wofür steht sie?

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Dem konservativen Amerika gilt sie als typische Vertreterin des linksliberalen Polit-Establishments, die keine Ahnung von den realen Problemen der arbeitenden Bevölkerung jenseits der Ost- und Westküste Amerikas habe. Für ihre Anhänger ist sie eine entschiedene Kämpferin für soziale Gerechtigkeit und Frauenrechte, die es geschafft hat, als schwarze Juristin und Spitzenpolitikerin ein Vorbild für junge Mädchen und Frauen zu sein. Zwischen diesen beiden Polen schwankt die öffentliche und politische Wahrnehmung der Vize-Präsidentin, die sich daran macht, auf dem Parteitag der Demokraten vom 19. bis 22. August in Chicago zur Herausforderin von Donald Trump nominiert zu werden.

Kalifornische Heimat

Die geografische wie politische Heimat von Kamala Harris ist Kalifornien. In Oakland wurde die Tochter einer indischen Krebsforscherin und eines jamaikanischen Wirtschaftswissenschaftlers 1964 geboren. Ihre Eltern, die sich an der Elite-Universität Berkeley kennengelernt hatten, ließen sich sieben Jahre später scheiden. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrer kleinen Schwester zog Kamala Harris nach Kanada, verbrachte dort ihre Schulzeit. Anschließend studierte sie an der Howard Universität in Washington Politik und Wirtschaftswissenschaften, danach an der Universität von Kalifornien in San Francisco Jura.

Dann schlug sie einen Berufszweig ein, der sie prägen sollte: Sie wurde Staatsanwältin. 16 Jahre lang prägte die eloquente und hartnäckig ermittelnde Juristin die Strafverfolgungsbehörden in ihrem Heimatstaat, zunächst in San Francisco, dann sechs Jahre als Generalstaatsanwältin Kaliforniens. In dieser Eigenschaft lernte sie auch den ältesten Sohn Joe Bidens kennen, Beau Biden, der Generalstaatsanwalt des Bundesstaates Delaware war und 2015 im Alter von 46 Jahren verstarb.

US-Senatorin aus Kalifornien

Die Fähigkeiten, die sie als Generalstaatsanwältin erworben hatte, stellte sie im US-Senat unter Beweis, in den sie 2017 gewählt worden war: Bei den öffentlichen Anhörungen von Kandidaten, die der frisch gewählte US-Präsident Donald Trump nominieren wollte, machte sich Kamala Harris landesweit einen Namen. So konfrontierte sie etwa bei der Anhörung des Richters Brett Kavanaugh, den Trump zum Richter am Obersten Gerichtshof ernennen wollte, den streng konservativen Juristen mit der Frage: Ob er irgendein Gesetz der Vereinigten Staaten kenne, das der Regierung das Recht gebe, über den Körper eines Mannes zu bestimmen? Ungläubig blickte der Befragte die Senatorin an. Die erläuterte: So wie es ein Gesetz gebe, das der Regierung das Recht einräume, über den Körper einer Frau zu entscheiden? Ob es ein solches Gesetz im Hinblick auf Männer gebe? Nein, ein solches Gesetz kenne er nicht, musste Kavanaugh einräumen.

Harris, die sich stets für das Abtreibungsrecht eingesetzt hat, hatte damit vor aller Öffentlichkeit deutlich gemacht, dass die Rechte von Frauen immer noch nicht den gleichen Stellenwert hatten wie die von Männern. Später, als Vize-Präsidentin, wurde Kamala Harris zur führenden Stimme innerhalb der Biden-Administration, die die Aufhebung des bundesweiten Abtreibungsrechts durch den Obersten Gerichtshof 2022 in aller Schärfe kritisierte.

Missglückte Präsidentschaftskandidatur

Nach nur wenigen Jahren im US-Senat schien die politische Karriere zum Stillstand zu kommen: Schnell, vermutlich zu schnell, hatte Kamala Harris 2019 ihre Präsidentschaftskandidatur der Demokratischen Partei bekannt gegeben. Damals verglichen einige US-Medien die energische Senatorin mit Barack Obama, der es ja auch vom US-Senat zügig bis ins Weiße Haus geschafft habe.

Doch ihre Kandidatur scheiterte kläglich. Noch bevor die Vorwahlen bei den Demokraten begannen, zog sie einen Schlussstrich. Die wenigsten politischen Beobachter hatten sie daher 2020 auf der Rechnung, als Joe Biden sie zu seiner Vize-Präsidentenkandidatin ernannte. Bereits damals schon der älteste Aspirant im Rennen gegen Donald Trump, erklärte Biden, er habe mit Harris eine jüngere, schwarze Politikerin ausgewählt.

Vize-Präsidentin Harris

Die allermeisten Vize-Präsidenten standen stets im Schatten ihrer Chefs. Die Präsidenten vertrauen ihren Stellvertretern meist nur wenig öffentlichkeitswirksame Aufgaben an. Die Hauptaufmerksamkeit muss immer auf den Amtsinhaber im Weißen Haus gerichtet sein. Joe Biden stellte in dieser Hinsicht eine Ausnahme dar, vielleicht auch, weil er unter Präsident Barack Obama acht Jahre lang Vize-Präsident war.

Harris sollte sich um die Migrationsthemen kümmern, genauer gesagt, sie sollte den Ursachen und Auswirkungen der irregulären Einwanderung aus den Ländern Mittelamerikas nachgehen. Für die Republikaner zählte Kamala Harris sehr rasch als öffentlicher Sündenbock für alle angeblichen Versäumnisse der Biden-Administration in Sachen Migration. Und die Vize-Präsidentin verhielt sich dabei mitunter politisch unklug. So gab sie etwa TV-Interviews, in denen sie auf die Frage, warum sie sich eigentlich kein eigenes Bild von der Lage an der Grenze verschaffen würde, lapidar zurück: Das sei im Augenblick nicht notwendig. Ihre Beliebtheitswerte sanken auf das gleiche, niedrige Niveau wie die ihres Chefs, Joe Biden.

"Sie muss mehr von sich erzählen"

Ehemalige Mitarbeiter von Kamala Harris sind nach dem Rückzug Bidens davon überzeugt, dass die Vize-Präsidentin eine deutlich bessere Wahlkämpferin geworden sei. Sie zeige mehr von ihrer Persönlichkeit und habe "eine Menge Substanz", wie die "Washington Post" einen langjährigen Strategieberater der Demokraten aus Kalifornien zitiert. Was Kamala Harris in den vergangenen Wochen bereits landesweit bei ihren Auftritten gezeigt habe, lasse nur die eine Schlussfolgerung zu: "Sie ist jetzt eine bessere Kandidatin." Harris müsse den Wählern "ihre Geschichte" und "ihre Vision" von der Zukunft des Landes vermitteln.

Im Video: Biden tritt als Präsidentschaftskandidat zurück

US-Präsident Joe Biden am Rednerpult
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