13.04.2025: Kardinäle in Rom, in ihren typischen roten Gewändern, nehmen an einer Messe zum Palmsonntag teil.
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13.04.2025: Kardinäle in Rom nehmen an einer Messe zum Palmsonntag teil.

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Wer wird neuer Papst? Mögliche Kandidaten im Überblick

Wer wird neuer Papst? Mögliche Kandidaten im Überblick

Das katholische Kirchenoberhaupt ist am Montag im Alter von 88 Jahren verstorben. Wer könnte dem ersten Pontifex aus Lateinamerika nachfolgen? Welche Kriterien spielen eine Rolle? Ein Überblick.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

In aller Trauer angesichts des Todes von Papst Franziskus, stellt sich bereits die Frage, wer dem ersten lateinamerikanischen Pontifex nachfolgen könne. Der Kontinent und die Sprache spielten dabei keine Rolle, sagte der deutsche Kardinal Reinhard Marx am Ostermontag im Interview mit dem ZDF heute-journal. "Es geht um eine Person, die verbinden kann, die Menschen zusammenführen kann, eine Person, die auch geistlich geprägt ist, die vom Evangelium herkommt, wie es Papst Franziskus auch war. Wir brauchen keinen Funktionär, wir brauchen keinen Manager, wir brauchen jemanden, der das, was den Kern des christlichen Glaubens ausmacht, auch wirklich zur Sprache bringen kann – und zwar weltweit und ich hoffe, dass wir jemanden finden", sagte Marx.

Keiner der drei deutschen Kardinäle gilt als "papabile"

135 Kardinäle sind es, die zum Zeitpunkt des Todes von Papst Franziskus noch keine 80 Jahre alt waren. Damit sind sie Teil des Konklaves und berechtigt, Franzikus' Nachfolger zu wählen.

Unter ihnen befinden sich auch drei deutsche Kardinäle: Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Als "papabile" – also als Papstanwärter – gilt keiner von ihnen.

Kritik an einigen Kandidaten

Vorab gibt es bereits Kritik an einigen der möglichen Kandidaten. Péter Erdö, Kevin Farrell, Víctor Fernández, Mario Grech, Robert Prevost und Luis Tagle wurden wegen unsachgemäßen Umgangs mit Missbrauchsfällen angezeigt. Die Kritik kommt von Snap, dem "Survivors Network of those Abused by Priests". Das "Netzwerk von Überlebenden, die von Priestern missbraucht wurden", wurde 1989 in den USA gegründet und ist weltweit vernetzt.

Wer aber könnte die Nachfolge von Papst Franziskus antreten? Ein Überblick:

Pietro Parolin

Pietro Parolin ist seit 2013 Kardinalstaatssekretär des Vatikans und gilt als einer der einflussreichsten Männer der Kurie. Mehrfach hat er Papst Franziskus in letzter Zeit vertreten. Der italienische Diplomat wurde 1955 in Schiavon in Norditalien geboren, wurde zum Priester geweiht und trat 1986 in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls ein. Er war unter anderem in Nigeria und Mexiko. Parolin spricht neben seiner Muttersprache Italienisch auch Französisch, Englisch und Spanisch.

Parolin gilt als geschickter Verhandler und spielte eine zentrale Rolle in den Annäherungen des Vatikans an China und Kuba. Er führte 1990 Gespräche mit der kommunistischen Regierung in Vietnam. 2014 wurde er von Papst Franziskus zum Kardinal erhoben und ist seither eine der Schlüsselfiguren der vatikanischen Außenpolitik.

Der Italiener gilt als sehr machtbewusst - anders kommt man in der Kurie nicht weit. Beim Konklave wird er jetzt so oder so eine herausragende Rolle haben.

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Vatikan-Staatssekretär Kardinal Pietro Parolin

Matteo Zuppi

Matteo Zuppi ist seit 2022 Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Bologna. Er wurde 1955 in Rom geboren und gehört zur ökumenischen Gemeinschaft Sant’Egidio, die für ihre Friedensvermittlungen bekannt ist. Zuppi hat sich stark für soziale Gerechtigkeit, den interreligiösen Dialog und die Integration von Migranten engagiert.

Papst Franziskus ernannte ihn 2019 zum Kardinal. 2023 betraute er ihn mit einer Friedensmission im Ukraine-Krieg. Er wird oft als möglicher Kandidat für das Papstamt gehandelt, da er eine progressive, aber kirchlich verwurzelte Linie vertritt.

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Kardinal Matteo Maria Zuppi, Sonderbeauftragter des Vatikans für den Ukraine-Krieg

Pierbattista Pizzaballa

Pierbattista Pizzaballa ist seit 2020 Lateinischer Patriarch von Jerusalem, er ist diplomatischer Vermittler zwischen Israelis, Palästinensern und den Christen in der Region. Pizzaballa wurde 1965 in Italien geboren und trat 1984 dem Franziskanerorden bei. Er studierte zudem Hebräisch und semitische Sprachen in Jerusalem. Als langjähriger Leiter der Franziskaner im Heiligen Land kennt er die Herausforderungen der Christen in der Region genau.

Pizzaballa setzt sich für den interreligiösen Dialog und die Förderung des Friedens zwischen Israelis und Palästinensern ein. Seine Ernennung zum Kardinal 2023 unterstreicht die Bedeutung des Heiligen Landes für die Weltkirche.

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Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem

Peter Erdő

Peter Erdő ist 1952 in Budapest in Ungarn geboren und studierte katholische Theologie und Philosophie. 1975 wurde er zum Priester geweiht. 2002 wurde er zum Erzbischof von Esztergom-Budapest und Primas von Ungarn ernannt. Der Kirchenrechtler gilt als konservativer Intellektueller mit starkem Einfluss in der ungarischen Kirche. Von 2006 bis 2016 war er Präsident des Rats der Europäischen Bischofskonferenzen.

Er wurde 2003 von Papst Johannes Paul II. zum Kardinal ernannt und war mehrfach als Papstkandidat im Gespräch. Erdő setzt sich für die Wahrung christlicher Werte in Europa ein und unterstützt die ungarische Regierung in moralisch-ethischen Fragen.

Franziskus' Reformbemühungen beobachtete Erdö hingegen teils kritisch. Unter den Konservativen im Kardinalskollegium wird eine Abkehr von Franziskus' eher progressiven Kurs erwartet. Sie setzen unter anderem auf den Ungarn.

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Kardinal Peter Erdő

Mario Grech

Mario Grech ist seit 2020 Generalsekretär der Bischofssynode und damit eine zentrale Figur der Weltsynode. Der aus Malta stammende Kardinal wurde 1957 geboren und war von 2005 bis 2020 Bischof von Gozo.

Der Kirchenrechtler gilt als wichtiger Vertrauter von Papst Franziskus und unterstützt dessen Reformkurs. Grech setzt sich besonders für eine synodale Kirche ein, in der Laien eine stärkere Rolle spielen. Er verteidigte auch den Synodalen Weg in Deutschland und vertraut den deutschen Bischöfen in ihrem Reformprozess. Seine Berufung zum Kardinal im Jahr 2020 zeigt die Bedeutung der Synodalität für die Zukunft der Kirche.

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Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der Bischofssynode

Víctor Manuel Fernández

Víctor Manuel Fernández gilt als einer der engsten Vertrauten von Papst Franziskus, auch er ist Argentinier. Er ist 1962 geboren und wurde 1986 zum Priester geweiht.

Fernandez wurde 2023 zum Kardinal erhoben und im selben Jahr zum Präfekt des Dikasteriums für die Glaubenslehre ernannt. Somit ist er oberster Glaubenshüter des Vatikans. Zudem ernannte Franziskus ihn zum Präsidenten der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologischen Kommission. Er war Rektor der Katholischen Universität Argentiniens und setzte sich für eine moderne Theologie ein.

Seine Ernennung war umstritten, da er für eine offenere Auslegung kirchlicher Lehren eintritt. Als Kardinal und Präfekt steht er für eine Neuinterpretation der Glaubenslehre im Geiste von Papst Franziskus.

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Víctor Manuel Fernández

Luis Antonio Tagle

Luis Antonio Tagle ist seit 2019 Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung und damit einer der wichtigsten Kardinäle für die Zukunft der Weltkirche. Der philippinische Kardinal, geboren 1957, war zuvor Erzbischof von Manila und wird oft als möglicher Papstkandidat genannt. Er galt schon beim letzten Konklave als "papabile".

Er ist bekannt für seine volksnahe, emotionale Predigtweise und seinen Einsatz für die Armen. Tagle war lange Zeit Präsident von Caritas Internationalis und engagiert sich stark für soziale Gerechtigkeit. Seine enge Verbundenheit mit Papst Franziskus macht ihn zu einem der führenden Reformer in der Kirche.

Tagle wird immer wieder als aussichtsreichster Kandidat genannt, falls die Wahl im Konklave erstmals auf einen Asiaten fallen sollte. Er hat auch chinesische Wurzeln.

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Luis Antonio Tagle, Präfekt des Dikasteriums für die Evangelisierung

Fridolin Ambongo Besungu

Fridolin Ambongo Besungu ist seit 2018 Erzbischof von Kinshasa und wurde 2019 zum Kardinal erhoben. Der 1960 in Belgisch-Kongo geborene Kapuziner setzt sich für soziale Gerechtigkeit und Menschenrechte in seiner Heimat ein. Ambongo war Bischof von Bokungu-Ikela, Erzbischof von Mbandaka-Bikoro und Präsident der Bischofskonferenz seines Landes.

Er ist eine wichtige Stimme gegen Korruption und politische Unterdrückung in der Demokratischen Republik Kongo. Die Generalstaatsanwaltschaft der Demokratischen Republik Kongo hat Ermittlungen gegen den Erzbischof von Kinshasa eingeleitet – wegen Aussagen in Predigten und Medien über die Sicherheit und die Regierung des Landes.

Er gehört zu den afrikanischen Kardinälen, die sich aktiv für eine stärkere Rolle der Kirche in sozialen und politischen Fragen einsetzen. Besungu hat sich wiederholt kritisch gegen die Segnung von homosexuellen Paaren geäußert. "Der afrikanische Kontinent erlebte das als kulturelle Kolonialisierung des Westens", kommentierte Besungu den überraschenden Schritt von Papst Franziskus. 

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Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa

Jean-Claude Hollerich

Wie Franziskus ist Jean-Claude Hollerich im Orden der Jesuiten. Geboren 1958, verfolgt Hollerich einen progressiven Kurs und gilt als Verfechter einer offenen und dialogbereiten Kirche. Jean-Claude Hollerich ist seit 2011 Erzbischof von Luxemburg und wurde 2019 von Papst Franziskus zum Kardinal ernannt. Er war Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der EU (COMECE).

Hollerich spielt eine zentrale Rolle in der Weltsynode und befürwortet Reformen in der Kirche. Er kann sich verheiratete Priester vorstellen und vielleicht auch Priesterinnen. Seine progressiven Ansichten zur LGBTQ+-Thematik und zur Rolle der Frau in der Kirche machen ihn zu einer Schlüsselfigur des Reformflügels.

Von 2018 bis 2023 war Hollerich Präsident der Kommission der Europäischen Bischofskonferenzen und engagierte sich als Vermittler zwischen den Ländern beim Umgang mit Geflüchteten. Im September 2024 empfing Jean-Claude Hollerich Papst Franziskus in Luxemburg bei einem seiner letzten Staatsbesuche.

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Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg

Jean-Marc Aveline

Jean-Marc Aveline wuchs in Marseille auf. Er ist seit 2019 Erzbischof von Marseille und wurde 2022 von Papst Franziskus zum Kardinal erhoben. Aveline wurde 1958 in Algerien geboren und ist der erste Kardinal in der Geschichte von Marseille. Aveline engagiert sich stark für den interreligiösen Dialog, besonders mit Muslimen. Er setzt sich für die Integration von Migranten und den sozialen Zusammenhalt in Europa ein.

Seine Ernennung zum Kardinal betont die Bedeutung der Mittelmeerregion für die Kirche und ihre Sozialpolitik. 2023, ein Jahr nach seiner Erhebung zum Kardinal, gedachte Aveline zusammen mit Papst Franziskus den im Mittelmeer ertrunkenen Geflüchteten an der Stele der Seeleute in Marseille.

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Jean-Marc Aveline, Erzbischof von Marseille

Konklave beginnt 15 bis 20 Tage nach dem Tod des Papstes

Mit dem Tod von Franziskus hat die sogenannte "Sedisvakanz" begonnen, das bedeutet leerer Stuhl. Das Konklave beginnt 15 bis 20 Tage nach Eintritt der "Sedisvakanz" mit einer Messe im Petersdom. Anschließend ziehen die Kardinäle in die Sixtinische Kapelle, um den neuen Papst zu wählen.

"Der Weg geht nach vorne und nicht zurück", das werde auch für einen kommenden Papst gelten, davon sei er überzeugt, sagte Kardinal Reinhard Marx. Ob diese Annahme sich erfüllt, wird allein das Konklave, dem auch Kardinal Marx beiwohnen wird, bei seiner Wahl des neuen Papstes entscheiden.

Mit Informationen von AFP und dpa

Dieser Artikel ist erstmals am 22. April 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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