Leeres Pflegebett auf einem Flur in einem Pflegeheim
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Leere Pflegeheime

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Fachkräftemangel führt zu Leerstand in bayerischen Pflegeheimen

Fachkräftemangel führt zu Leerstand in bayerischen Pflegeheimen

Immer mehr Betten stehen in bayerischen Pflegeheimen leer. Es fehlt Fachpersonal. Die Heime geraten deshalb in finanzielle Schwierigkeiten. Elf Einrichtungen haben 2023 in Bayern Insolvenz angemeldet, weitere 26 aufgegeben. Dabei steigt der Bedarf.

Über dieses Thema berichtet: Der Funkstreifzug am .

Das Alten- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt in Penzberg ist nur ein Beispiel von vielen in Bayern. Es hat eine 100-jährige Geschichte und wurde für rund 20 Millionen Euro frisch saniert und durch einen Neubau ergänzt. Mit dem neuen Gebäude sollten auch Perspektiven für die Zukunft geschaffen werden. Das Heim wollte der steigenden Nachfrage nach Plätzen gerecht werden. Doch es gibt ein großes Problem.

Halb so viele Heimbewohner wie möglich

Heimleiter Christian Schulz führt durch den sanierten Altbau und zeigt eine frisch renovierte, aber leer stehende Station, die insgesamt 20 Bewohner in Einzelzimmern aufnehmen könnte. "Leider haben wir kein Personal, um diese 20 Zimmer mit Bewohnern zu füllen," sagt Schulz. Dabei sei die Nachfrage nach Pflegeplätzen sehr groß. "Gestern war ein Herr da, der seine Eltern beide anmelden wollte", berichtet der Heimleiter. Er habe dem Mann empfohlen, die Eltern anzumelden, sich aber auf eine Wartezeit von bis zu einem Jahr einzustellen.

"Um eine Hausnummer zu sagen: Wir haben derzeit 86 Bewohner, hätten aber Platz für fast 160, also das Doppelte. Aber wir können es nicht bespielen, weil wir einfach die Fachkräfte nicht haben." Christian Schulz, Heimleiter

Caritas errechnet rund 10 Prozent Leerstand

Dem bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege ist das Problem bekannt. Deutschlandweit stünden immer mehr Betten in Pflegeheimen leer, weil ein enormer Fachkräftemangel herrsche, bestätigt eine Ministeriums-Sprecherin auf Anfrage. Wie viele Betten in Bayern betroffen sind, dazu würden dem Ministerium keine Zahlen vorliegen. Es gibt aber eine Umfrage der Caritas vom September letzten Jahres, an der über 200 Pflegeheime teilnahmen. Ergebnis: rund 2.000 Plätze können allein bei der Caritas in Bayern nicht belegt werden – vor allem wegen des Personalmangels. Die Leerstandsquote der Heime liege bei durchschnittlich zehn Prozent.

Landeshauptstadt zieht viele Fachkräfte an

München hat dagegen mit über 96 Prozent eine vergleichsweise hohe Belegungsquote. Die Stadt zieht Fachkräfte mit einer München-Zulage von bis zu 270 Euro an; zusätzlich gibt es Wohnraum- und Kinderbetreuungsangebote. Aber es spielen auch andere Faktoren eine Rolle. Pflege-Auszubildende und Fachkräfte würden vor allem aus Drittstaaten angeworben, erklärt Hans Kopp, Geschäftsführer der AWO München. München habe im Ausland einen Namen, eine hohe Lebensqualität und eine sehr gute Infrastruktur. Aber auch die Community aus diesen Ländern sei wichtig, sagt Kopp, "weshalb es einfach attraktiv für die Zugewanderten ist, nach München zu gehen und weniger aufs Land."

Vor allem ländliche Regionen betroffen

So geraten vor allem Pflegeheime jenseits der Großstädte in Schwierigkeiten. Es sei ein riskantes Geschäft geworden, Pflegewohnungen neu zu bauen, sagt Hans Kopp, der als AWO-München-Geschäftsführer auch für Penzberg zuständig ist. Dabei wird die Zahl der Pflegebedürftigen laut Statistischem Bundesamt etwa in den nächsten zehn Jahren um 14 Prozent steigen.

"Kann man investieren? Lohnt es sich zu investieren? Von der demografischen Entwicklung her sicher. Der Bedarf an Pflegeplätzen bleibt ungebrochen und nimmt zu. Aber aktuell ist das wesentliche Thema: Wo gewinnen wir das nötige Personal dafür her. Und wenn man meint, man gewinnt es irgendwo auf dem Land nicht mehr, dann ist man vielleicht auch geneigt zu sagen, wir investieren nicht mehr." Hans Kopp, Geschäftsführer der AWO München.

Elf bayerische Pflegeheime haben 2023 Insolvenz angemeldet

Bayernweit haben im vergangenen Jahr elf Pflegeheime Insolvenz angemeldet. 26 weitere lösten ihre Versorgungsverträge auf. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft der Pflegekassenverbände gingen letztes Jahr insgesamt 1.938 Pflegeplätze auf diese Weise verloren, nur 430 wurden neu geschaffen. Doch neue und vorhandene Plätze können teilweise – wie in Penzberg – wegen zu wenig Personal nicht belegt werden. Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege geht gegen die Personalnot vor. Nach Angaben einer Sprecherin mit beschleunigten anerkennungsrechtlichen Verfahren für ausländische Pflegekräfte oder der Kampagne "NeuePflege.Bayern", die junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern soll.

Ohne Fachkräfte aus dem Ausland geht es nicht

Das Alten- und Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt in Penzberg ist nach Aussage von Heimleiter Christian Schulz auf ausländische Fachkräfte existenziell angewiesen.

"Wir wären aufgeschmissen ohne die Kollegen aus Rumänien, Moldawien, Kroatien, aus allen Herren Länder. Wir könnten es nicht ohne diese Kollegen stemmen, die ihr Heimatland, ihre Nachbarschaft und ihre Familien allein lassen, um bei uns zu arbeiten. Das ist die Wahrheit und nichts anderes." Christian Schulz, AWO-Pflegeheimleiter

Tina aus Albanien folgte ihrem Mann nach Penzberg. Er ist hier Pflegefachkraft und jetzt arbeitet auch Tina im AWO-Pflegeheim. In ihrer Heimat war sie Lehrerin. Ihre Kollegin Eva kam vor drei Jahren aus Ungarn nach Penzberg. Eine Firma habe ihre Ausbildung und den Deutschkurs organisiert und dann den Arbeitsplatz in Deutschland für sie gefunden, erzählt sie. Schwester Regina ist nach Aussage von Heimleiter Christian Schulz eine der wenigen deutschen Kolleginnen in dem Pflegeheim. Sie arbeitet hier bereits seit 36 Jahren. Personalmangel und Leerstand seien ein schleichender Prozess gewesen, erinnert sie sich. "Das wurde halt immer schlimmer. Man hat schon gemerkt, die Leute waren nicht mehr so motiviert, nicht mehr so bereit", sagt die Altenpflegerin, "die wollten sich vielleicht auch anders präsentieren. Hier können sie das nicht. Da muss man sich zurücknehmen können."

Hoffnung auf geeigneten Nachwuchs und Qualifizierung

Heimleiter Christian Schulz bestätigt diese Beobachtung.

"In diesem Metier brauchen wir Personal, das auch eine Einstellung zu dieser Arbeit hat. Aber das ist schwierig zu finden." Christian Schulz, Heimleiter

Er setzt unterdessen auf Ausbildung und verweist auf einen Kollegen aus dem Kongo: "Ein ganz guter Mitarbeiter, den wir jetzt auch unbedingt auf die Fortbildung schicken, damit er Fachkraft wird", sagt Schulz. Der Mitarbeiter ergänzt in noch nicht ganz perfektem Deutsch, dass viele denken würden, Pflege bedeute "nur alte Leute putzen". Pflege bedeute aber auch, eine Verbindung zu den Leuten aufzubauen. Das sei die andere Seite der Pflege.

Bis zum Sommer hofft Pflegeheimleiter Christian Schulz ein Drittel der freien Betten in seinem Haus doch noch belegen zu können. Den Nachwuchs dafür hat er schon eingestellt, der muss aber noch Prüfungen bestehen. Drohender Leerstand wird Pflegeeinrichtungen in Bayern auch weiter begleiten.

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