Russlands Präsident Wladimir Putin
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Putin droht mit Vergeltung für Angriff auf Krim-Brücke

Putin droht mit Vergeltung für Angriff auf Krim-Brücke

Nach einem Angriff auf die Brücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland bleibt das Bauwerk laut Moskau wochenlang unbenutzbar. Russland beschuldigt Großbritannien, in den Angriff verwickelt zu sein. London weist dies zurück.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Der russische Präsident Wladimir Putin hat der Ukraine militärische Vergeltung für einen Angriff auf die Brücke zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim angedroht. "Natürlich wird es von Seiten Russlands eine Antwort geben", sagte der Kremlchef bei einer Beratung der russischen Führung am Montagabend in Moskau. Das Verteidigungsministerium bereite Vorschläge dafür vor, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Tass den Präsidenten.

Zweiter Anschlag auf die Krim-Brücke

"Das ist der nächste Terrorakt des Kiewer Regimes", sagte Putin. Er verlangte, dass die Sicherheitsmaßnahmen an der Brücke vom russischen Festland auf die 2014 annektierte ukrainische Halbinsel verstärkt werden. Es sei nach Oktober 2022 der zweite Anschlag auf das "strategisch wichtige Verkehrsobjekt". Er verneinte, dass Russland die Brücke für Militärtransporte im Krieg gegen die Ukraine nutze.

Nach dem Angriff rieten russische Behörden den auf der besetzten Halbinsel festsitzenden Touristen aus Russland, durch die von Moskau besetzten Gebiete in der Ukraine zurück nach Hause zu fahren. "Ich bitte die Bewohner und Gäste der Halbinsel, von Reisen über die Krim-Brücke abzusehen und aus Sicherheitsgründen eine alternative Route über Land durch die neuen Regionen zu wählen", erklärte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Krim, Sergej Aksjonow.

Brücke bis Mitte September unpassierbar

Nach russischen Angaben hatten unbemannte ferngesteuerte Boote am Montagmorgen Sprengstoff an dem Bauwerk gezündet. Ein Teil der Fahrbahn für Autos sackte dadurch ab, wie Fotos zeigen. Das Fundament der Brücke sei nicht beschädigt, berichtete Vize-Regierungschef Marat Chusnullin. Putin bezeichnete das als "gute Nachricht". Chusnullin erklärte, ein Teil der Straße auf der Brücke sei komplett zerstört worden und müsse wieder hergerichtet werden. An den Pylonen der Brücke, also den hochaufragenden Bauteilen, gebe es keine Schäden.

Der Autoverkehr über die strategisch wichtige Brücke zwischen der Halbinsel Krim und dem russischen Festland bleibt der Regierung in Moskau zufolge bis Mitte September ausgesetzt. Bis zum 1. November seien wieder beide Richtungen befahrbar.

Keine offizielle Bestätigung aus Kiew

Die ukrainischen Behörden hielten sich wie schon bei früheren Angriffen mit Äußerungen zurück. Ukrainische Medien meldeten jedoch unter Berufung auf einen Insider, der Vorfall gehe auf den ukrainischen Inlandsgeheimdienst SBU und die Marine zurück. Es seien Drohnen eingesetzt worden.

Der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdiensts, Andrij Jussow, betonte lediglich, dass die Krim für Russland große Bedeutung dabei habe, Truppen und Ausrüstung weit in das Staatsgebiet der Ukraine hinein zu bewegen. "Natürlich sind jegliche logistische Probleme zusätzliche Komplikationen für die Besatzer."

Russland beschuldigt Großbritannien

In der Nacht wies Großbritannien Anschuldigungen Russlands zurück, wonach britische Geheimdienste in einen Angriff auf die Krim-Brücke verwickelt gewesen sein könnten. "Dies ist eine unbegründete Spekulation Russlands, die wir nicht weiter kommentieren wollen", teilt ein Sprecher des britischen Außenministeriums per E-Mail mit.

Der russischen Vize-Botschafter bei den Vereinten Nationen (UN), Dmitri Poljanskij, hatte am Montag vor dem Sicherheitsrat geäußert, dass britische Geheimdienste an dem Anschlag beteiligt gewesen sein könnten. "Ich habe von keinem der westlichen Sponsoren des Kiewer Regimes eine Verurteilung dieses Terroraktes gehört. Und wir müssen erst noch herausfinden, inwieweit westliche, insbesondere britische Geheimdienste an der Vorbereitung und Durchführung dieses Terroranschlags beteiligt waren. Zu viele Dinge deuten darauf hin."

Getreideabkommen gekündigt - massive russische Angriffe

Unterdessen kündigte Russland trotz aller internationalen Appelle das internationale Getreideabkommen mit der Ukraine auf. Kremlsprecher Dmitri Peskow bestritt, dass der neue Angriff auf die 19 Kilometer lange Brücke zur besetzten Krim-Halbinsel den Ausschlag für die Entscheidung gab. "Das sind zwei nicht miteinander verbundene Ereignisse."

Das ukrainische Militär berichtet aktuell von intensiven russischen Angriffen im Osten des Landes. Die Lage sei schwierig, teilte der Kommandeur des Heeres, Generaloberst Olexander Syrskyj, mit. Im Raum Kupjansk im Gebiet Charkiw habe die russische Armee eine Offensive begonnen, um die ukrainischen Linien zu durchbrechen.

Russland zieht angeblich 100.000 Soldaten bei Kupjansk zusammen

Unabhängig überprüfbar waren die Militärangaben nicht. Aber auch der allabendliche Lagebericht des Generalstabs in Kiew erwähnte die Front bei Kupjansk als einen Schwerpunkt der Kämpfe. Die ukrainischen Truppen hielten dem Angriff aber stand, hieß es in dem Bericht. Ein Presseoffizier der ukrainischen Armee sprach im Fernsehen von angeblich 100.000 Mann, die Russland an den Frontabschnitten Kupjansk und Lyman zusammengezogen habe.

Die russische Armee schicke auch weitere Kräfte, vor allem Luftlandetruppen, in die Stadt Bachmut, berichtete General Syrskyj. Deren Auftrag sei, die Rückeroberung der Orte um Bachmut durch die Ukraine zu stoppen. Die ukrainischen Truppen hatten Bachmut selbst nach monatelangen Kämpfen geräumt. Sie dringen in ihrer Großoffensive aber nördlich und südlich der Stadt wieder vor.

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

Mit Informationen von dpa, AFP, Reuters

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