Selenskyj in Butscha
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Selenskyj in Butscha: "Die Welt wird das als Genozid anerkennen"

Selenskyj in Butscha: "Die Welt wird das als Genozid anerkennen"

Die Welt blickt mit Entsetzen auf den Ort Butscha bei Kiew: Dort haben russische Soldaten vor ihrem Abzug offenbar Hunderte Zivilisten umgebracht. Der ukrainische Präsident Selenskyj besuchte nun den Ort des Grauens und sprach von einem Völkermord.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Ein Einwohner von Butscha steht am Rand einer Grube im nassen Lehmboden. Hier in dem Massengrab soll sein Bruder liegen - eines der vielen Opfer der Gräueltaten im Vorort von Kiew. Doch dem Mann fehlt die Kraft, einen Blick auf die Toten zu werfen. Er sackt zusammen.

In der Grube seien 57 Menschen notdürftig bestattet worden, berichtet ein städtischer Angestellter. Einige stecken in schwarzen Leichensäcken, ein Toter ist in ein rot-weißes Bettlaken eingewickelt, daneben liegt eine rosa Frauensandale. Viele sind nicht einmal vollständig begraben. Hier ragt eine blasse Hand aus der Erde, dort ein Fuß in einem Stiefel. Schnee fällt auf die Toten, im Hintergrund sind die goldenen Kuppeln einer Kirche zu sehen.

Über einen Monat lang war die Kleinstadt im Nordwesten von Kiew von russischen Truppen besetzt und schwer umkämpft. Nach der Rückeroberung durch die ukrainische Armee Ende vergangener Woche wurde das Ausmaß der Gewalt und Zerstörung offenbar. Die Bilder von Leichen, die nach dem Abzug russischer Truppen auf den Straßen lagen, lösen seit dem Wochenende weltweit Entsetzen aus. Die Ukraine wirft Russland ein "Massaker" vor, Moskau spricht von "Falschmeldungen".

Selenskyj spricht von Völkermord

"Die Welt wird das als Genozid anerkennen", sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei einem Besuch in Butscha. Er tritt in dunkelgrünem Pullover und einer Militärweste in Tarnmuster auf und macht sich in Begleitung von bewaffneten Sicherheitskräften ein Bild. "Nun sehen Sie, was jeden Tag (...) passiert", sagt er vor Journalisten. In Butscha und an anderen Orten seien Tote in "Fässern, Kellern, erwürgt, gefoltert" vorgefunden worden.

Die Frage eines Reporters, ob es nun immer noch möglich sei, mit Russland über Frieden zu verhandeln, bejaht der ukrainische Staatschef: "Die Ukraine muss Frieden bekommen." Zugleich betont er, ein baldiger Verhandlungserfolg sei in Russlands Interesse: "Je länger die Russische Föderation den Gesprächsprozess verzögert, desto schlimmer wird es für sie."

Selenskyj bekräftigt seine Kritik an der Ablehnung eines Nato-Beitritts der Ukraine durch die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie und andere westliche Staats- und Regierungschefs, die sich dagegen gewandt hätten, sollten nach Butscha kommen, um zu "sehen, wohin das Flirten mit der Russischen Föderation führt".

Karte: Die militärische Lage in der Ukraine

"Diese Wunde wird nie heilen"

Anwohner in Butscha erklären, russische Soldaten seien von Gebäude zu Gebäude gegangen und hätten Menschen aus den Kellern geholt, in denen sie sich vor den Kämpfen versteckt hatten. Sie hätten deren Telefone nach Beweisen für antirussische Aktivitäten durchgesucht und Menschen mitgenommen oder sie erschossen.

"Diese Wunde wird nie heilen", sagt eine 62 Jahre alte Frau aus Butscha. Sie fügt hinzu: "Das würde ich nicht einmal meinem ärgsten Feind wünschen."

Butscha birgt die Leichen

Auf einer schmalen Straße in der Nähe des Massengrabes liegen weitere Tote. Vier Männer sind mit einem Transporter zwischen den Häuserruinen unterwegs, um die Leichen zu bergen. Einer der Toten hat seine Beine in den Rädern eines Fahrrads verheddert, andere liegen neben von Kugeln durchlöcherten Autos. Alle tragen Zivilkleidung. Einem sind die Hände mit einem weißen Stoffstreifen auf dem Rücken gefesselt, sein in eine Kapuze gehüllter Kopf liegt in einer roten Lache. Die Männer suchen die Leichen nach Ausweispapieren ab, um sie zu identifizieren. Dann legen sie sie in den Frachtraum.

Mit Material von AP, AFP und dpa.

Ein Satellitenbild zeigt das Massangrab in Butscha
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Ein Satellitenbild zeigt das Massangrab in Butscha

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