Millionen Menschen in Deutschland werden im Kindes- und Jugendalter Opfer von sexualisierter Gewalt. Einer neuen Studie zufolge haben 12,7 Prozent der 18- bis 59-Jährigen solche Taten als Kinder oder Jugendliche bereits erlebt. Das sind 5,7 Millionen Menschen.
Das Ausmaß solcher Taten in Deutschland sei "erschreckend groß", sagte der Mannheimer Psychiater und Studienautor Harald Dreßing. Über das Internet und soziale Medien haben nach eigenen Angaben sogar fast 32 Prozent bereits sexualisierte Gewalt erlebt.
Deutlich mehr Frauen und Mädchen betroffen
Die Betroffenenrate betrug bei Frauen knapp 21 Prozent und bei Männern fünf Prozent. Studienautor Dreßing betonte, dass "sehr unterschiedliche Tatbereiche" eine Rolle spielten. Mädchen seien häufiger im Familien- und Freundeskreis betroffen – mit rund einem Drittel insgesamt der häufigste Tatkontext.
Jungen hingegen erleben sexualisierte Gewalt demnach häufiger in Sport- und Freizeiteinrichtungen, im kirchlichen Kontext und im Rahmen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.
95 Prozent der Täter sind männlich
Eine weitere zentrale Erkenntnis der Studie: 95 Prozent der Täter sind laut der Studie männlich. Und: Mehr als 37 Prozent der betroffenen Opfer hatten bisher keiner Person von der Tat berichtet.
Studie: "Erhebliches Dunkelfeld" solcher Taten
Erstmals zeigt die Erhebung nach Angaben der Forscherinnen und Forscher das Ausmaß der Taten und deren Verteilung auf einschlägige Tatorte auch jenseits der katholischen und evangelischen Kirche. Dort war in den vergangenen Jahren immer mehr Missbrauch bekanntgeworden. Nun zeigt die federführend am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim entstandene Studie "ein erhebliches Dunkelfeld" solcher Taten insgesamt.
Gefragt wurde nach Taten gegenüber Unter-14-Jährigen und nach Taten gegenüber Unter-18-Jährigen gegen deren Willen. Gefragt wurde etwa nach sexueller Belästigung oder Nötigung, aber auch nach Annähern im Internet für spätere sexuelle Übergriffe. Zusammen mit dem Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap erstellten die Forscherinnen und Forscher eine Bevölkerungsstichprobe von Personen zwischen 18 und 59 Jahren und kontaktierten 10.000 Personen. So wurde ermittelt, in welchem Ausmaß Minderjährige insgesamt betroffen sind.
Mit Informationen von dpa
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