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Wahl-Krimi in der Türkei: Was ist der Stand, wie geht es weiter?

Wahl-Krimi in der Türkei: Was ist der Stand, wie geht es weiter?

Das Rennen um das türkische Präsidentenamt zwischen Amtsinhaber Erdoğan und seinem Herausforderer Kılıçdaroğlu war knapp - und geht wohl in eine zweite Runde. Wie es jetzt weitergeht? Die wichtigsten Antworten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Infoblock am .

Was sagen die Zahlen?

Bei den Präsidentschaftswahlen in der Türkei liegt Amtsinhaber Recep Tayyip Erdoğan vorn, muss sich aber wohl seinem Herausforderer Kemal Kılıçdaroğlu in einer Stichwahl stellen. Laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu kommt Erdoğan derzeit auf 49,40 Prozent. 99 Prozent der Wahlurnen im Inland und 84 Prozent der aus dem Ausland seien bisher ausgezählt. Kılıçdaroğlu von der CHP kommt demnach auf knapp 45 Prozent. Erforderlich für den Wahlsieg ist die absolute Mehrheit.

Wie haben die Türken in Deutschland abgestimmt?

Bei den wahlberechtigten Türkinnen und Türken in Deutschland zeichnet sich bei der Präsidentschaftswahl erneut eine deutliche Mehrheit für Erdoğan ab. Auf den Amtsinhaber entfielen beim Stand von knapp 79 Prozent der ausgezählten Wahlurnen aus Deutschland knapp zwei Drittel der Stimmen, wie aus Zahlen staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu hervorging. Offizielle Zahlen der Wahlbehörde liegen aber noch nicht vor.

Laut diesem Zwischenstand entfielen in Deutschland knapp 65 Prozent der Stimmen auf Erdoğan. Oppositionsführer Kılıçdaroğlu kam dagegen nur auf knapp 33 Prozent. Erdogan dürfte in Deutschland somit wohl wieder viel besser abschneiden als bei der Wahl insgesamt.

Wann ist die Stichwahl?

Die voraussichtliche Stichwahl findet am 28. Mai statt. Türkische Wähler im Ausland könnten zwischen dem 20. und 24. Mai abstimmen. In der Türkei gibt es keine Briefwahl. Das heißt: Wahlberechtigte müssen an ihrem Wohnort abstimmen. Schwierig ist dies vor allem für Menschen, die das Erdbebengebiet verlassen haben. Sie mussten sich vor der Wahl entweder neu in Wahllisten eintragen lassen oder an ihren alten Wohnort zurückkehren - das gilt dann ebenfalls für die Stichwahl. Auch Menschen, die in der Tourismusbranche an der Küste arbeiten, müssten erneut in ihre Heimatorte reisen - angesichts einer galoppierenden Inflation werden sich viele Menschen keine weitere Reise leisten können.

Wie ist die Reaktion der beiden Kontrahenten?

Erdoğan sagte bei einer Rede in der Nacht zu Montag auf dem Balkon der Parteizentrale der AKP: "Wir wissen noch nicht, ob die Wahl in der ersten Runde zu Ende sein wird, aber wenn die Menschen uns in eine zweite Runde schicken, werden wir das auch respektieren." Erdoğan behauptete, er habe eine "klare Führung" gegenüber seinem Herausforderer Kılıçdaroğlu. "Wir respektieren die Wahl und wir werden die nächste Wahl respektieren", sagte er. "Ich glaube mit ganzem Herzen daran, dass wir unserem Volk in den kommenden fünf Jahren weiter dienen werden."

Auch Kılıçdaroğlu zeigte sich am Montag siegesgewiss. Der Wille der Gesellschaft zur Veränderung liege "höher als 50 Prozent", zeigte er sich zuversichtlich. Erdoğan habe das Vertrauen des Landes verloren.

Warum schauen nun alle auf Sinan Oğan?

Der Außenseiter und Drittplatzierte (5,3 Prozent) Sinan Oğan von der ultranationalistischen Ata-Allianz könnte zum Königsmacher werden. Sollte er eine Wahlempfehlung aussprechen, dürfte dies wichtig für den Ausgang der wahrscheinlichen Stichwahl sein. Er will mit seinen Anhängern das weitere Vorgehen ausloten. "Unser Volk kann beruhigt sein. Wir werden niemals zulassen, dass die Türkei in eine Krise gerät", sagte Oğan in der Nacht zu Montag in Ankara.

Muharrem Ince von der Vaterlandspartei hatte seine Kandidatur kurz vor der Wahl zurückgezogen, sein Name stand aber noch auf den Stimmzetteln. Für Ince wurden 0,43 Prozent ausgezählt.

Liefen die Wahlen fair ab?

Experten verwiesen immer wieder darauf, dass es in der Türkei zwar echte, aber keine fairen Wahlen gebe - unter anderem wegen der medialen Übermacht der Regierung. Ein Großteil der Medien ist unter der Kontrolle der Regierung oder regierungsnaher Unternehmer, viele oppositionelle Journalisten sind angeklagt oder im Gefängnis.

Opposition und Regierung überzogen sich bereits in der Wahlnacht gegenseitig mit Vorwürfen. Die Opposition warf der Regierung vor, dass immer wieder Einsprüche gegen die Auszählung erhoben wurden, was das Prozedere verzögert.

Zudem gab es Berichte über Wahlmanipulationen. Die Zeitung "Cumhuriyet" twitterte zum Beispiel ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Wahlstempel offenbar von ein und derselben Person abgestempelt werden. Unabhängig bestätigen lassen sich die Berichte nicht. Frank Schwabe, der für den Europarat die Wahl beobachtet, sagte der ARD, im Großen und Ganzen sei alles gut gelaufen. "Aber es gibt durchaus auch den ein oder anderen Fall, wo man genauer hinschauen muss."

Mit Informationen von dpa, AP und AFP

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