Es ist ein trauriger Rekord: Die Zahl antimuslimischer Vorfälle in Deutschland ist auf einem neuen Höchststand. 3.080 Übergriffe und Diskriminierungen erfasste die Claim-Allianz für das Jahr 2024. Das sei eine Zunahme von 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1.926). Im Vergleich zu 2022 haben sich die Vorfälle sogar mehr als verdreifacht.
Im Schnitt gab es 2024 mehr als acht Fälle pro Tag. Diese Zahlen gehen aus einem Bericht hervor, der von der Claim-Allianz am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Berliner Organisation vereint laut eigenen Angaben 51 muslimische und nicht-muslimische Akteure – auch aus Bayern. Die Allianz wird vom Bundesinnenministerium gefördert.
In Deutschland leben rund 5,5 Millionen Muslime. Rund 600.000 davon in Bayern, was in etwa fünf Prozent der bayerischen Bevölkerung entspricht.
Frauen mit Kopftuch bespuckt, Kinder beschimpft, Moscheen beschmiert
70 Angriffe wurden auf religiöse Einrichtungen wie Moscheen verübt. Zudem zählte das zivilgesellschaftliche Bündnis 198 Körperverletzungen und zwei Tötungsdelikte. Etwas mehr als die Hälfte aller Vorfälle machten verbale Angriffe aus, ein knappes Viertel Diskriminierungen. Ein großer Teil der dokumentierten Vorfälle habe Frauen getroffen und sei im öffentlichen Raum sowie im Bildungsbereich geschehen.
Integrationsbeauftragte der Bundesregierung: "Das dürfen wir nicht akzeptieren."
"Gewalt, Ausgrenzung und Beleidigungen gegen Musliminnen und Muslime sind Alltag in Deutschland", sagte die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Natalie Pawlik. "Das dürfen wir nicht akzeptieren."
Parallel zu antisemitischen Vorfällen, so die Claim-Allianz, sei auch die Zahl antimuslimischer Vorfälle seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel vom Oktober 2023 stark gestiegen. Auch der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg im Dezember 2024 habe zu mehr antimuslimischen Übergriffen und Bedrohungen geführt.
Bündnis beobachtet "zunehmende Normalisierung" von Rassismus
Die Co-Geschäftsführerin der Claim-Allianz, Rima Hanano, beklagte eine neue Eskalationsstufe antimuslimischer Gewalt, Diskriminierung und Ausgrenzung. Es gebe eine "neue Qualität von antimuslimischem Rassismus in Form einer zunehmenden Normalisierung, Enthemmung und Brutalität".
Die Zahlen der Jahresbilanz der Claim-Allianz basieren auf 26 regionalen Melde- und Beratungsstellen aus 13 Bundesländern, auf bundesweiten Meldungen über das Meldeportal "I Report", Fallzahlen aus der Statistik zur politisch motivierten Kriminalität 2024 sowie auf Pressemeldungen der Polizei und Medienberichten. Auch das Bundeskriminalamt erfasste etwa im Bereich Hasskriminalität für 2024 einen Anstieg islamfeindlicher Straftaten um 26 Prozent auf 1.848.
Mit Informationen von KNA
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