Landwirtschaft in Kriegszeiten: Feld mit dem Rest einer russischen Rakete in Lukashivka, Region Tschnernihiv.
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Landwirtschaft in Zeiten des Krieges: Feld mit dem Rest einer russischen Rakete in Lukashivka, Region Tschnernihiv.

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Ukraine: Ernten besser als gedacht, Exporte steigen

Ukraine: Ernten besser als gedacht, Exporte steigen

Inmitten des Krieges in der Ukraine gibt es gute Nachrichten aus der Landwirtschaft des Landes. Taras Vysotskyi, erster stellvertretender Agrarminister, spricht von Ernten, die besser seien als gedacht und von wieder ansteigenden Exporten.

Mehr als ein halbes Jahr nach Beginn des Krieges in der Ukraine zieht die Regierung eine erste Bilanz der Ernten und der landwirtschaftlichen Exporte des Landes. Auf einer Schaltkonferenz der internationalen Organisation Donau Soja in Wien gab Taras Vysotskyi, erster stellvertretender Minister für Agrarpolitik, einen Ausblick zur gegenwärtigen Lage.

Weniger Aussaat, fehlende Düngemittel, dafür günstiges Wetter

Die Pflanzsaison, sagte Vysotskyi, sei im Juni beendet worden. Leider sei die Aussaat in diesem Kriegsjahr um rund ein Viertel geringer gewesen als 2021. Während die Ukraine im vergangenen Jahr noch eine Rekordernte von 85 Millionen Tonnen Getreide und mehr als 20 Millionen Tonnen Ölpflanzen eingefahren habe, sei in diesem Jahr natürlich ein Rückgang zu verzeichnen.

Neben den unmittelbaren Kriegseinwirkungen habe es etwa Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Dünger und bei der Logistik gegeben. Günstig, so der Minister, sei dagegen das Wetter gewesen. Anders als im Westen Europas sei die extreme Hitze und Trockenheit in der Ukraine in den meisten Regionen kein Thema gewesen.

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Die Ernte des Kriegsjahres in Zahlen

Bisher, so Vysotskyi, habe man 19 Millionen Tonnen Weizen, 5,5 Millionen Tonnen Gerste und drei Millionen Tonnen Raps ernten können. Nun stehe die Ernte von Soja, Sonnenblumen und Mais an. Dabei erwartet das Ministerium Erträge von rund zehn Millionen Tonnen Sonnenblumensamen und 3,5 Millionen Tonnen Sojabohnen.

Bei letzteren sei die Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr sogar gestiegen: Von 1,3 Millionen Hektar 2021 auf 1,5 Millionen Hektar in diesem Jahr. Bei Mais erwarte man eine Ernte von rund 27 Millionen Tonnen. Das sei zwar nicht soviel wie im letzten Jahr mit 40 Millionen Tonnen, aber, so Vysotskyi: Bei einem Eigenbedarf der Ukraine von ungefähr sieben Millionen Tonnen Mais werde man sogar in der Lage sein, die hitzebedingt schlechten Ernten in Mitteleuropa etwas auszugleichen.

Winteraussaat: Weniger Weizen, mehr Raps

Jetzt gingen die ukrainischen Landwirte an die Winteraussaat. Eine gute Nachricht gebe es beim Raps: Hier werde die Anbaufläche nicht geringer, sondern bleibe in etwa gleich groß wie im Vorjahr. Der Großteil der Ernte sei für die EU bestimmt. Beim Winterweizen seien die Flächen jedoch geringer. Die ukrainischen Betriebe, so Vysotskyi, hätten ihren Fokus von Getreide in Richtung Ölsaaten verschoben, auf Soja, Raps und Sonnenblumen. Grund seien anhaltende Probleme in der Logistik, die dazu führten, dass Produkte bevorzugt würden, bei denen der Wert pro Tonne höher liege. Dies werde sich auch 2023 kaum ändern.

Steigende Exporte

Große Fortschritte gebe es bei den Ausfuhren. Während die Exporte per Lkw, Eisenbahn oder Donauschiffe im April noch bei einer Million Tonne pro Monat gelegen hätten, seien es im August über diese Transportwege bereits drei Millionen Tonnen pro Monat gewesen. Hinzu kämen die Exporte über die Schwarzmeerhäfen, die im April kriegsbedingt gar nicht stattfinden konnten, mittlerweile jedoch wieder anlaufen und im August bei immerhin 1,3 Millionen Tonnen lagen.

Das sei natürlich nicht genug, so der Minister, wenn man bedenke, dass die Exporte vor dem Krieg bei sechs Millionen Tonnen pro Monat lagen. Außerdem verfüge die Ukraine noch über 20 Millionen Tonnen Agrarprodukte aus der Ernte des Vorjahres, die ebenfalls verkauft werden müssten. Insgesamt wolle die Ukraine im laufenden Jahr, die Ernte des Vorjahres mit eingerechnet, etwa 65 bis 70 Millionen Tonnen landwirtschaftliche Produkte exportieren. Das sei das Ziel.

Wieder mehr Ausfuhren über Schwarzmeerhäfen

Dies sei möglich, weil es gelungen sei, die Transporte mit Lastwagen und mit der Eisenbahn auszuweiten, auch wenn der Bahntransport leider ein "Flaschenhals" sei, da die Eisenbahnsysteme der Ukraine und der anderen Staaten unterschiedlich seien. Hier werde man mittelfristig und langfristig in die Eisenbahntechnik investieren müssen.

Erfreulicherweise, so Vysotskyi, stiegen mittlerweile aber auch die Ausfuhren über die Schwarzmeerhäfen des Landes wieder an. Es sei zwar immer noch eine "Herausforderung" für die Reeder, Schiffe in die Ukraine zu schicken, so Taras Vysotskyi. Ein gutes Zeichen sei jedoch, dass die Versicherungsprämien für derartige Seetransporte mehrfach gesunken seien. Zu verdanken sei dies auch der Rolle der Türkei und der Vereinten Nationen, die diese Transporte abzusichern versuchten.