Das angebliche Cover eines Time-Magazins und eine Zitattafel mit US-Vizepräsidentin Harris, beides geteilt auf Twitter
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Viele Fehlinformationen werden geteilt - nicht immer steckt böse Absicht dahinter

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Ukraine-Krieg: Fehlinformationen auch über den Konflikt hinaus

Ukraine-Krieg: Fehlinformationen auch über den Konflikt hinaus

Neben den Bildern und Informationen aus der Ukraine, die häufig nicht verifiziert sind, verbreiten sich auch andere Fehlinformationen rund um den Krieg im Netz. Der #Faktenfuchs schaut auf drei Beispiele und erklärt häufige Phänomene.

  • Aktuelle Entwicklungen im Russland-Ukraine-Krieg im News-Ticker

Während Russland weiterhin die Ukraine angreift verbreiten sich die Bilder des Krieges rasend schnell über das Netz. Dabei werden auch viele Fehlinformationen geteilt - auch jenseits des direkten Kriegsgeschehens vor Ort in der Ukraine. Nicht immer steckt eine böse Absicht dahinter, manchmal ist es auch Unwissenheit oder Übereifer.

Beispiel 1: Das vermeintliche "Time"-Cover

In den letzten Tagen hat sich etwa in vielen sozialen Netzwerken ein Foto verbreitet, das den Anschein macht, ein Cover des "Time"-Magazins zu sein. Auf dem vermeintlichen Cover ist das Gesicht des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sehen.

Im Bereich von Putins Mund- und Nasenpartie ist das Foto bearbeitet, es sieht aus, als sei ein Teil des Fotos weggerissen. Zu sehen ist stattdessen die Mund- und Nasenpartie von Adolf Hitler. Auf den ersten Blick wirkt es so, als sei das Foto von Putin mit Hitlerbart ein echtes "Time"-Cover.

Nicht echt: "Time"-Cover, das Putin mit Hitlerbart zeigt, stammt von Künstler

Das Cover verbreitete sich weltweit. Die englischsprachige News-Plattform “The New Voice of Ukraine” verbreitete das Bild auf ihrem verifizierten Twitter-Kanal mit dem Satz: “New cover of ‘Time’ magazine”. Geteilt wurde das Foto auch von zahlreichen deutschen Usern, etwa mit dem Kommentar “Cover des Jahres”.

Dafür dass es sich dabei nicht um das echte Cover des aktuellen Time-Magazins handelt, gibt es auch ein Indiz auf dem Foto. Am Rand steht “By Patrick Mulder” - von Patrick Mulder.

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Das angebliche Time-Cover stammt von einem Künstler

Mulder, laut seinem Twitter-Profil Künstler und Grafikdesigner, hatte das Foto als Montage des “Time”-Magazins am 27. Februar auf seinem Account veröffentlicht. Seine Begründung nennt er auf Twitter: Er halte das echte Cover-Foto des Magazins für "uninspiriert".

Im Interview mit den Faktencheckern von "Snopes" sagt Mulder, es sei nie seine Absicht gewesen, Falschinformationen zu verbreiten. Dennoch stehe er zu seinem "Kunstwerk".

Dass es sich dabei um Kunst handelt, haben viele Menschen beim Verbreiten unterschlagen oder übersehen. Das echte "Time"-Cover, das den Titel "The Return of History" trägt, den auch Mulder übernommen hat, zeigt einen Panzer mit Soldaten.

Beispiel 2: Behauptung, Jet des Stahlunternehmers Abramov sei in München gelandet, ist falsch

Am Montag, den 28. Februar landete ein Airbus A319 auf dem Münchener Flughafen. Der Twitter-Account "Russian Oligarch Jets", der automatisiert über die Flugaktivitäten von Russlands Oligarchen in ihren Privatflugzeugen informieren will, verknüpfte die Landung dieses Flugzeuges mit dem russischen Stahlunternehmer Alexander Abramov.

Auf Twitter begann sogleich eine Diskussion: Was mache Abramov in Deutschland? Und warum dürfe das Flugzeug eines russischen Oligarchen überhaupt landen? Zu diesem Zeitraum war der deutsche Luftraum für russische Flugzeuge bereits gesperrt. Es gab zahlreiche Kommentare und Posts im Netz.

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Falsche Behauptung, ein russischer Oligarch sei in München gelandet

Doch weder gehört das Flugzeug Abramov, noch war dieser an Bord, zeigt diese Recherche der "SZ". Nach Angaben des Flughafens sei die Maschine ohne Passagiere gelandet. Betrieben wird die Maschine von einem Charterunternehmen mit Sitz in der Nähe von Landshut. Eigentümer der Maschine sei nicht Abramov, das hat laut "SZ" das Luftfahrtbundesamt bestätigt.

Die Website, auf die sich der Oligarchen-Jet-überwachende Twitter-Account bezog, hatte laut "SZ" fälschlicherweise Abramov als Eigentümer der Flugzeug-Kennung zugewiesen. Auch das Charter-Unternehmen äußert sich auf seiner Webseite und dementiert Gerüchte, das Flugzeug gehöre Abramov.

Beispiel 3: Zitat von Kamala Harris ohne Kontext verbreitet

Aussagen zum Krieg in der Ukraine werden auch benutzt und bewusst aus dem Kontext gerissen, um politische Gegner zu diskreditieren.

Sebastian Gorka, ehemaliger Trump-Berater, teilte ein Foto der US-Vizepräsidentin Kamala Harris auf Twitter. Neben dem Foto steht - im Stil einer Zitattafel - eine angebliche Aussage von Harris.

Harris erklärt darin den Krieg gegen die Ukraine in sehr simplen Worten und auf einem sehr grundlegenden Niveau. So beginnt Harris Zitat etwa mit der Aussage, dass die Ukraine ein Land in Europa ist. Gorka kommentiert "she ACTUALLY said that" ("Sie hat das tatsächlich gesagt").

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Ein ehemaliger Trump-Berater zitiert die US-Vizepräsidentin - ohne Kontext

Gorka nutzt Harris’ Aussage, um sie zu diskreditieren. Die US-Vizepräsidentin hat das zwar wirklich so gesagt, Gorka unterschlägt jedoch den Kontext.

Harris war im Podcast "The Morning Hustle" zu Gast und wurde vom Moderator gebeten, den Krieg in der Ukraine so zu erklären, dass es Menschen verstehen, die nicht regelmäßig die Nachrichten verfolgen und somit ohne jegliches Wissen zu dem Thema sind. Daraufhin erklärte Harris den Ukraine-Krieg mit jenen Sätzen, die Gorka weiterverbreitet hat.

Fazit:

Neben unbestätigten Informationen und nicht-verifizierten Bildern verbreiten sich auch abseits des Kriegsgeschehens in der Ukraine Fehlinformationen rund um den Konflikt.

Die drei Beispiele von Fehlinformationen in diesem #Faktenfuchs-Artikel stehen für häufig vorkommende Phänomene und Strategien:

  • Falsches "Time"-Cover: Ein Inhalt, der eigentlich als Satire oder Kunst erstellt wurde, verbreitet sich ohne Kontext weiter und täuscht letztlich User.
  • Angeblicher Oligarchen-Jet: Eine nicht verifizierte Info wird voreilig geteilt und Schlüsse daraus gezogen
  • Kamala-Harris-Zitat: Eine Aussage des politischen Gegner wird bewusst ohne Kontext und Einordnung verbreitet, um die Person zu diskreditieren.

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