Justin Trudeau, Premierminister von Kanada (Archivbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Adrian Wyld
Audiobeitrag

Justin Trudeau, Premierminister von Kanada (Archivbild)

Audiobeitrag
>

US-Kampfflugzeug schießt weiteres Flugobjekt über Kanada ab

US-Kampfflugzeug schießt weiteres Flugobjekt über Kanada ab

Nach dem Abschuss eines rätselhaften Flugkörpers über Alaska ist ein weiteres Objekt über Kanada abgeschossen worden. US-Präsident Biden und der kanadische Premier Trudeau hätten die Aktion gemeinsam genehmigt. Noch sind viele Fragen offen.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Kurz nach dem Abschuss eines Flugobjekts über dem US-Bundesstaat Alaska hat ein US-Kampfjet ein weiteres unbekanntes Objekt im kanadischen Luftraum abgeschossen. Wie Kanadas Premierminister Justin Trudeau mitteilte, wurde das "nicht identifizierte Objekt" am Samstag bei einem Einsatz von kanadischen und US-Kampfflugzeugen von einer F-22 der USA über dem Nordwesten Kanadas abgeschossen. Es war völlig offen, wem das nun abgeschossene Objekt gehörte und mit welchem Ziel es unterwegs war. Unklar war auch, ob es eine Verbindung zu dem mutmaßlichen Spionageballon gibt, der vor einer Woche an der US-Ostküste abgeschossen worden war.

Objekt hatte "kleine, zylindrische" Form

Das über dem an Alaska grenzenden kanadischen Yukon-Territorium abgeschossene Objekt hatte eine "kleine, zylindrische" Form, wie die kanadische Verteidigungsministerin Anita Anand vor Journalisten sagte. Das in einer Höhe von gut 12.000 Metern fliegende Objekt sei unrechtmäßig in den kanadischen Luftraum eingedrungen und habe eine Bedrohung für die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs dargestellt.

Kanadische Soldaten sollen nun "die Trümmer des Objekts bergen und untersuchen", so Trudeau. Der kanadische Premierminister sagte, er habe vor dem Einsatz zum Abschuss des Objekts mit US-Präsident Joe Biden gesprochen. Anand beriet sich nach eigenen Angaben mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. Beide "bekräftigten, dass wir unsere Souveränität immer gemeinsam verteidigen werden", schrieb sie auf Twitter.

Luftraum über Montana kurzzeitig geschlossen

Wenige Stunden nach dem Abschuss des Flugobjekts über Kanada wurde kurzzeitig der Luftraum über dem US-Bundesstaat Montana südlich der Grenze gesperrt. Das US-Militär gab aber schon nach kurzer Zeit Entwarnung: Nach einer "Radaranomalie" sei ein Kampfflugzeug losgeschickt worden, teilten das Nordamerikanische Luftverteidigungskommando und das US-Nordkommando mit. Das Flugzeug habe aber kein zu den Radardaten passendes "Objekt" identifiziert.

Bergung des abgeschossenen Objekts auf Meereis

Vor der Nordküste Alaskas hatte ein US-Kampfjet bereits am Freitag ein Flugobjekt abgeschossen. Das in einer Höhe von gut 12.000 Metern fliegende Objekt von der Größe eines Kleinwagens wurde nach Angaben der US-Regierung auf Anordnung von Präsident Biden vom Himmel geholt. Der Einsatz zur Bergung der Überreste dieses Objekts dauerte am Samstag noch an. Wie das Nordkommando der US-Streitkräfte mitteilte, wurde der Einsatz, der auf Meereis stattfindet, durch Kälte, Schnee und die Dunkelheit im nördlichsten US-Bundesstaat behindert. Das Nordkommando betonte, noch keine weiteren Informationen zu dem Objekt zu haben: "Zurzeit liegen uns keine weiteren Details über das Objekt vor, einschließlich seiner Fähigkeiten, seines Zwecks oder seines Ursprungs."

Spionageballon sorgt für diplomatische Spannungen

Zuvor hatte der tagelange Überflug eines chinesischen Ballons über die USA zu einem Eklat zwischen Washington und Peking geführt. Dieser war Militärangaben zufolge in einer Höhe von etwa 18 Kilometern geflogen. Der US-Kampfjet schoss den Ballon letztlich am Samstag vergangener Woche an der US-Ostküste über dem Atlantik ab, als dieser sich nicht mehr über dem Festland befand. Am Mittwoch hatte Washington erklärt, der abgeschossene Ballon habe zu einer ganzen Flotte von Spionage-Ballons gehört, die über fünf Kontinente geflogen seien.

Die USA werfen Chinas Regierung vor, sie habe damit Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon für meteorologische Zwecke, der vom Kurs abgekommen sei - und bezeichnete den Abschuss als "Überreaktion". US-Vertreter haben diese Darstellung inzwischen mehrmals entschieden zurückgewiesen und bekräftigt, dass es sich um einen Spionage-Ballon gehandelt habe. Der Vorfall sorgte für zusätzliche Spannungen im ohnehin belasteten Verhältnis beider Länder.

Rätselhafte Flugobjekte beschäftigen US-Militär schon länger

Unidentifizierte Flugobjekte sind keine Seltenheit. Im Jahr 2020 richtete das US-Verteidigungsministerium eine Arbeitsgruppe ein, die "ungeklärte Phänomene in der Luft, die möglicherweise eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA darstellen könnten", analysieren soll. Seitdem veröffentlicht die Gruppe in unregelmäßigen Abständen Berichte über "nicht identifizierte Luftphänomene" (Unidentified Aerial Phenomena, kurz: UAP) - zuletzt vor einigen Wochen. Daraus ging hervor, dass das US-Militär für zahlreiche Beobachtungen von unidentifizierten Flugobjekten keine Erklärung hat. Die Meldung von unerklärlichen Himmelsphänomenen habe zugenommen. Das Pentagon hatte aber deutlich gemacht, dass keine Beweise für außerirdisches Leben gefunden worden seien.

Mit Informationen von AFP und dpa

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!