21.11.2023, Chan Junis: Chirurgen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz führen eine Operation im Europäischen Krankenhaus durch.
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Chirurgen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz führen eine Operation in Chan Junis durch (Archivbild).

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Wie Ärzte Menschen in Gaza helfen

Wie Ärzte Menschen in Gaza helfen

Operationen ohne Narkose und mit Taschenlampe, erster Ansprechpartner für Geiseln beim Austausch: Das Rote Kreuz ist eine der Hilfsorganisationen, die noch in Gaza arbeiten. Das geht nur, weil es Neutralität verspricht. Dafür gibt es auch Kritik.

Das Rote Kreuz unterstützt in Gaza eine Bevölkerung, der es an allem mangelt: Lebensmittel, Trinkwasser, Strom. Die Angriffe der israelischen Armee führen zu unzähligen Verletzten und toten Zivilisten. "In Krankenhäusern gibt es nicht genügend Betten. Es gibt nicht genügend Schmerzmittel, nicht genügend Personal", sagt Chris Hanger vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) im BR Podcast "Lost in Nahost".

Amputationen ohne Narkose

Er beschreibt, wie die Ärzte der Organisation Menschen Gliedmaßen ohne Narkose amputieren müssen. Darunter auch Kinder. Diesen Kindern dann nach ein, zwei Tagen vielleicht sagen zu müssen, dass sie zwar überlebt haben, aber ihre komplette Familie getötet wurde, sei eine extreme Situation für die Ärzte, erzählt Hanger. Auch die hygienischen Umstände seien so schlimm, dass ständig Infektionen oder gar Epidemien drohten. Die Ärzte bekämen derzeit kaum Schlaf. "Die Taschenlampe ist in gewisser Weise zum Symbol für die Extremsituation in den Krankenhäusern geworden", sagt Hanger. Wenn der Strom ausfällt, operieren die Ärzte im Licht von Taschenlampen.

Nicht nur das Rote Kreuz, auch die Mediziner der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen schildern dramatische Situationen bei der ärztlichen Versorgung im Gazastreifen. Anfang Dezember berichteten sie etwa vom Al-Aksa-Krankenhaus in der Mitte des Gazastreifens. Seit die wenige Tage dauernde Waffenruhe beendet ist, werden laut der Organisation täglich 150 bis 200 Menschen eingeliefert. "Es gibt derzeit 700 Patienten in dem Krankenhaus, ständig kommen neue. Uns gehen die grundlegenden Vorräte aus, um sie zu behandeln", sagte Nothilfekoordinatorin Marie-Aure Perreaut Revial in einer Pressemitteilung.

Rotes Kreuz hilft auch beim Austausch von Geiseln gegen Gefangene

Das Rote Kreuz versorgt aber nicht nur Kriegsverletzte. Es spielte auch eine zentrale Rolle beim Austausch der von der Hamas nach Gaza verschleppten israelischen Geiseln gegen Palästinenser, die aus israelischen Gefängnissen freigelassen wurden. Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes nahmen die Freigelassenen auf beiden Seiten in Empfang.

Das Rote Kreuz hat dabei aber keinen Einfluss, welche und wie viele Menschen freikommen. "Wir sind nicht an den Verhandlungen beteiligt", betont Chris Hanger. Denn das Rote Kreuz versteht sich als neutrale Organisation. Sie will sich nicht in Konflikte einmischen. "Es ist ganz wichtig, dass Menschen verstehen, dass wir keine Superhelden und Superheldinnen sind, sondern nur das leisten können, was uns die Konfliktparteien erlauben." Um in einem Gebiet arbeiten zu können, brauche es Sicherheitsgarantien von allen Konfliktparteien. Letztendlich sei aber das Rote-Kreuz-Emblem überall auf ihren Fahrzeugen der einzige Schutz, den die Mitarbeiter haben, um nicht selbst angegriffen zu werden.

Dadurch, dass alle Konfliktparteien die Rolle des Roten Kreuzes als neutrale Partei akzeptieren, sei die Organisation überhaupt erst in der Lage, im Zuge des Geiseldeals zu helfen. Die Übergabe selbst beschreibt Hanger so: Zu einem festgelegten Zeitpunkt könne ein Team des Roten Kreuzes über eine vereinbarte Route fahren, um die Geiseln in Empfang zu nehmen. Um sicherzugehen, dass entlang der Route nicht zum Beispiel Sprengkörper liegen, brauche das Rote Kreuz dabei nicht nur medizinisch geschulte Mitarbeiter, sondern auch Experten, die sich mit Minen auskennen.

Organisation Ärzte ohne Grenzen richtet Forderung an Israel

Das Neutralitätsprinzip spielt beim Roten Kreuz also eine zentrale Rolle. Die Organisation Ärzte ohne Grenzen hingegen wurde vor 52 Jahren gegründet, weil einige Ärzte dieses Neutralitätsverständnis des Roten Kreuzes nicht teilten. Sie wollten stärker Position beziehen und über Missstände berichten. Heute fordert die Organisation die israelische Armee dazu auf, die "Belagerung" aufzuheben. "Medizinische Hilfsgüter müssen dringend in den gesamten Gazastreifen geliefert werden", heißt es in einer Mitteilung von Anfang Dezember.

Kritiker fordern mehr Druck auf Hamas

Für seien neutralen Ansatz wird das Rote Kreuz immer wieder kritisiert. Der israelische Außenminister Eli Cohen sagt: "Das Rote Kreuz hat keine Existenzberechtigung, wenn es die von der Terrororganisation Hamas als Geiseln gehaltenen Entführten nicht besucht." Die palästinensische Seite fordert dagegen vom Roten Kreuz, mehr Druck auf Israel auszuüben, damit mehr Hilfsgüter nach Gaza gelangen.

Chris Hanger vom IKRK in Genf äußert im BR Podcast "Lost in Nahost" Verständnis für diese Kritik. Das Leid der Menschen lasse auch Mitarbeiter des Internationalen Roten Kreuzes nicht kalt. Dass die Geiseln zum Beispiel nicht besucht würden, so Hanger, liege aber an der Situation im Gazastreifen: "Wir sind bereit. Aber wir können nur humanitäre Hilfe leisten, wenn uns die Konfliktparteien lassen. Wir können uns nicht aufzwingen. Wir haben keine Waffen, kein Druckmittel."

Im Video vom 14.12.: Lage der Zivilbevölkerung im Gazastreifen spitzt sich zu

Straßenbild in Gaza
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Gazastreifen - Lage der Zivilbevölkerung spitzt sich zu

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