Ein Reh oder Wildschwein, das plötzlich auf der Straße steht und von einem Fahrzeug erfasst wird – mehr als 280.000 Mal kam es in Deutschland im vergangenen Jahr zu solchen Unfällen. Besonders groß ist die Gefahr jetzt wieder zur Zeitumstellung. Wenn die Uhr um eine Stunde zurückgedreht wird, sind viele Pendler plötzlich in der Dämmerung unterwegs, die früher einsetzt – dann, wenn viele Wildtiere losziehen, um im Schutz der hereinbrechenden Nacht auf Futtersuche zu gehen.
Zwischen Feld und Wald
Besonders gefährlich: Übergänge zwischen Feld und Wald. Hier wechsele das Wild, um in andere Nahrungsgefilde zu gelangen, sagt Jenifer Calvi von der Deutschen Wildtierstiftung: "Das sind die Feldwege. Das sind die Landstraßen, das sind die Bundesstraßen. Das kann auch mal die Autobahn sein, also überall da, wo es Felder gibt, wo es Äcker gibt, wo es vielleicht Straßenbäume gibt, die noch Baumfrüchte tragen."
Eichelmast lockt Tiere an
Wie zum Beispiel Eichen. Dieses Jahr ist ein Eichelmastjahr. Das heißt, dass Eicheln heuer im Überfluss vorhanden sind. Die seien bei Rehen und Wildschweinen besonders beliebt, sagt Calvi: "Da ist natürlich gerade da Vorsicht geboten, wo man weiß, dass Eicheln unter Bäumen liegen, auch an Straßenrändern. Also wenn ich weiß, da sind Eichen, dann ist erhöhte Vorsicht geboten und ich als Pendler kenne ja irgendwo meine Straßen, mein Gebiet, wo ich nach Hause fahre. Da weiß ich ja, welche Bäume da sind. Also immer ein bisschen vorsichtiger sein."
Jährlich zehn Tote und mehr als 2.000 Verletzte
Das schützt nicht nur das Wild, sondern auch die Autoinsassen. Immerhin sterben jedes Jahr rund zehn Menschen durch Wildunfälle, weit mehr als 2.000 werden verletzt. Ein guter Grund, vorausschauend zu fahren, langsamer und bremsbereit. Und vor allem, die Schilder ernst zu nehmen, die vor Wildwechsel warnen, sagt Jenifer Calvi.
Über eine Milliarde Euro Schaden
Die jährliche Zahl der Wildunfälle ist seit Jahren stabil. Nur die Schadenshöhe steige immer weiter, heißt es beim Gesamtverband der Versicherer (GDV) – bedingt durch Preiserhöhungen bei Karosserieteilen und Arbeitsstunden in den Werkstätten. Der durchschnittliche Schaden nach einem Wildunfall liegt nach Angaben des GDV mittlerweile bei 3.850 Euro. Insgesamt hätten die Versicherungsunternehmen 2023 erstmals mehr als eine Milliarde Euro für Wildschäden ausgeben müssen.
Der Verband erinnert daran, dass nach einem Unfall mit Wild immer die Polizei gerufen werden muss. Fotos vom Unfallort, vom Tier und vom Fahrzeug zu machen, sei hilfreich für eine schnelle Schadensbearbeitung. Ebenso, sich von der Polizei, vom Förster oder Jagdpächter eine Wildunfallbescheinigung ausstellen zu lassen.
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