Der Intendant steht im Foyer des Hauses
Bildrechte: Marko Petz/Staatstheater Augsburg
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André Bücker auf der Baustelle vom Staatstheater

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Augsburger Theaterintendant wehrt sich: "Kein Luxus-Musentempel"

Augsburger Theaterintendant wehrt sich: "Kein Luxus-Musentempel"

André Bücker verteidigt den "Kostenschock" bei der Augsburger Staatstheater-Sanierung, für die rund 417 Millionen Euro veranschlagt sind. Die Planung sei "kostenschonend" erfolgt, es seien bereits "eigentlich notwendige" Dinge gestrichen worden.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Kulturleben am .

Von einer "Bruchlandung" war die Rede gewesen, von "utopischen Kosten" und einem "Super-Luxustheater, das sich Augsburg eigentlich nicht leisten" könne. Seit bekannt wurde, dass die Sanierung des Traditionshauses am Augsburger Kennedyplatz inflationsbedingt deutlich teurer wird als bisher geschätzt, ist die Empörung unter manchen Kommunalpolitikern groß und auch die Verantwortlichen hoffen inständig, dass die Bauarbeiten möglichst zügig abgeschlossen werden können, um nicht noch mehr finanzielle Risiken eingehen zu müssen. Neben der Wiederherstellung des Großen Hauses muss auch die Errichtung eines Betriebsgebäudes und einer kleinen Bühne gestemmt werden.

"Noch nicht allzu weit fortgeschritten"

Jetzt schaltete sich Intendant André Bücker in die Debatte ein. Er sagte dem BR: "Von Luxussanierung kann überhaupt nicht die Rede sein. Das ist nicht ansatzweise wahr, dass Geld verschwendet wurde, im Gegenteil. Das ist wirklich sehr kostenschonend geplant worden, es hat mehrere Sparrunden gegeben, wo der Entwurf abgespeckt wurde, übrigens nicht zum Vorteil des Projekts, das muss man auch ganz klar sagen. Es wurden einige Dinge weggelassen, die durchaus notwendig gewesen wären - eben, um von den Gesamtkosten runterzukommen."

Der Kostenschock sei allein auf die Preisentwicklung zurückzuführen, was nicht nur das Staatstheater Augsburg treffe: "Das verteuert den Bau. Man muss auch feststellen, dass das ja eine Projektion ist. Wir wissen im Prinzip gar nicht, ob es wirklich so teuer wird. Die Baustelle ist, obwohl das Große Haus seit 2016 geschlossen ist, noch nicht allzu weit fortgeschritten. Es sind noch gar nicht so viele Gelder geflossen." Der Freistaat Bayern trage mit etwa 56 Prozent Förderung "maßgeblich" dazu bei, dass die Stadt Augsburg nicht "über Gebühr belastet" werde: "Das wird von Kritikern immer gern vergessen."

"Es ist ein offenes Haus"

Das ins Auge gefasste kleine Haus könne deshalb nicht gestrichen werden, weil es eine Bürgerbeteiligung 2016 so wollte: "Da kam ganz klar als Wunsch heraus, dass es eine Spielstätte geben müsse, die auch der Stadtgesellschaft, der Freien Szene zur Verfügung steht. Es ist ein offenes Haus, das da in Planung ist, was die Zugänglichkeit für verschiedenste Communitys bieten soll, auch Synergien zwischen unterschiedlichen Kultureinrichtungen, was der Stadtgesellschaft insgesamt zugutekommt und nicht nur das Theater-Repertoire beinhaltet." Gedacht sei an ein "Staatstheater der Zukunft", nicht an einen "hermetischen Musen-Tempel in Luxusgestalt".

"Kommunikativ nicht optimal gelaufen"

Gefragt, warum sich die Augsburger Stadtgesellschaft heute im Unterschied zur Wiedererrichtung des Gebäudes in der Nachkriegszeit recht zurückhaltend zeigt, sagte Bücker: "Vielleicht ist es kommunikativ nicht optimal gelaufen. Man hätte die Bürgerschaft vielleicht früher einbeziehen sollen." Es sei ein Trugschluss zu glauben, eine derart große Sanierung mit zahlreichen Denkmalschutz-Auflagen aus Spenden zu finanzieren: "In Deutschland wird die Kultur, anders als in den USA, öffentlich finanziert. Ehrlich gesagt, finde ich das auch ganz richtig so." Eine Stadt mit rund 300.000 Einwohnern brauche nun mal ein "leistungsfähiges Staatstheater".

Bücker hielt es für "realistisch", den Augsburger Opernball Anfang 2030 im frisch sanierten Haus stattfinden zu lassen, wie es die Politiker vorhaben: "Wir brauchen allerdings ein Dreivierteljahr Vorlauf. Wir müssen ja Testläufe machen. Noch besser wäre ein ganzes Jahr, aber auch das ist nach den jetzigen Planungen tatsächlich denkbar."

417 statt einst geplanten 186 Millionen Euro

Wie kürzlich bekannt wurde, werden sich die Kosten für die Sanierung des Augsburger Staatstheaters nach einer neuen Prognose ein weiteres Mal um einen hohen zweistelligen Millionenbetrag verteuern. Laut Stadt Augsburg werden sich die Gesamtkosten für das Projekt auf voraussichtlich 417 Millionen Euro erhöhen. Zuletzt war die Stadt von 340 Millionen Euro ausgegangen, ursprünglich war das Projekt mit Baukosten von 186 Millionen Euro beschlossen worden.

Sopranistin und Personalratsvorsitzende Sally du Randt, aktuell auf der Freilichtbühne am Roten Tor als Puccinis Prinzessin Turandot zu erleben, sagte: "Es braucht ein Zentrum im Herzen der Stadt, in dem wir endlich unter angemessenen Arbeitsbedingungen weiter leidenschaftlich Kunst machen können. Wir wissen die Interimsspielstätten und die Treue unseres Publikums angesichts der dezentralen Lage [im Augsburger Textilviertel] sehr zu schätzen. Doch nach sieben Jahren in provisorischen Räumen und weiteren sechs Jahren, die noch vor uns liegen, brauchen wir eine verlässliche Perspektive! Die Belegschaft des Staatstheaters erwartet eine zügige und vollumfängliche Durchführung der Baumaßnahmen – und endlich ein Ende der täglichen, öffentlichen Diskussion darüber, ob ihr Arbeitsplatz nicht vielleicht verzichtbar wäre."

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