Papa Elliot (Paul Rudd) und Tochter Ridley (Jenna Ortega) blicken in "Death of a Unicorn" schockiert auf die Straße
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"Ist uns ein Einhorn vors Auto gelaufen?" Papa Elliot (Paul Rudd) und Tochter Ridley (Jenna Ortega) in "Death of a Unicorn"

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"Death of a Unicorn": Fabelwesen und Gesellschaftskritik

"Death of a Unicorn": Fabelwesen und Gesellschaftskritik

"Death of a Unicorn" und "Die Legende von Ochi": Gleich zwei Filme über Fabelwesen sind gerade im Kino gestartet. Für Kinder geeignet sind sie nicht – eher eine Warnung für Erwachsene.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Zündfunk am .

Sie hoppeln als Plüschtiere durchs Kinderzimmer, kotzen Regenbögen und pupsen Glitzer: Wenn es Einhörner aber wirklich gäbe, wäre ein anderes Szenario realistischer. Eine falsche Bewegung – und du bist tot.

Im Kinofilm "Death of a Unicorn" stirbt als Erstes ein Einhorn. Was kein Spoiler ist – schließlich steht der Roadkill schon im Filmtitel: Bei einer Autofahrt zum Landsitz seines Chefs blicken Papa Elliot (Paul Rudd) und Tochter Ridley (Jenna Ortega, bekannt aus "Wednesday") eine Sekunde zu lang auf ihre Smartphones statt auf die Straße – schon nimmt das Unglück seinen Lauf. Und das tote Tier ist nur die erste Leiche.

Denn Einhörner haben in der Horrorkomödie "Death of a Unicorn" Hörner wie Nahkampfwaffen, Hufe wie Müllpressen und Reißzähne, bei denen ein Säbelzahntiger vor Neid zu schielen anfinge. Kurz: Das Fabelwesen ist ein wildes Tier und dieser Film mehr Splatter als Gutenachtgeschichte für Kinder.

Einhörner wollen sich hier nämlich nicht streicheln – und schon gar nicht totfahren oder ausbeuten lassen. Im Kinofilm "Death of a Unicorn" hält der Patriarch eines Pharmakonzerns genau das anfangs allerdings noch für eine smarte Idee. Wenn schon Nashornpulver ein Renner ist, weil es angeblich Krebs heilt – was ist dann erst mit Einhornpulver, das in dieser Filmfiktion tatsächlich Krebs heilt?

Jenna Ortega spielt eine moderne Kassandra

Filmtochter Ridley wollte ihrem Vater einen Gefallen tun, indem sie ihn auf ein Wochenende bei seinem Pharmaboss begleitet. Aber bald fühlt sie sich wie eine moderne Kassandra. Oder eine Klimaaktivistin: Sie warnt, weil sie das Unheil kommen sieht, aber keiner hört zu. Die Reichen und solche, die es werden wollen, spielen die Gefahr herunter, bis Schädel zertrümmert und Brustkörbe durchlöchert sind. Denn die Raubtiere wehren sich gegen den Raubtierkapitalismus.

Gesellschaftskritik und Fabelwesen

Wie gut sich Gesellschaftskritik und Fabelwesen vertragen, zeigt auch "Die Legende von Ochi". Während der Einhorn-Film auf schwarzen Humor und Suspense setzt, sind es bei den Ochis Pathos und Bildgewalt.

Aber Achtung: Zwar wird der Film für Kinder ab sechs Jahren vermarktet, in Wahrheit ist er aber ein verstörendes Märchen für Erwachsene. Bisher hat Isaiah Saxon Kurzfilme und Musikvideos gedreht, darunter für Björk. Nun hat sich der von "E.T." geprägte Regisseur mit Puppenspielern zusammengetan, die Handgemachtes besser finden als computergenerierte Effekte. Mit ihren Kulleraugen sehen die titelgebenden Ochis "E.T." sogar ähnlich – zumindest so lang sie klein sind. Ausgewachsen erinnern sie eher an Riesenaffen mit Fangzähnen.

Weil sie den Dorfbewohnern Angst einjagen, machen diese Jagd auf die Ochis. Ein Trapper (Willem Dafoe) schart ein paar Halbstarke mit Gewehren um sich. Eines Nachts umzingeln sie eine Herde und zünden die Bäume an, auf die sich die Tiere flüchten. Zwar können sie doch noch entkommen, aber ein Baby-Ochi bleibt verletzt zurück.

Die Tochter des Fallenlegers (Helena Zengel, bekannt aus "Systemsprenger") findet das Baby-Ochi und beginnt zu zweifeln: Ist dieses kleine Wesen wirklich "ein Ungeheuer, in dessen Augen der Teufel tanzt" – wie ihr Vater behauptet? Hatte ihre Mutter (Emily Watson) Recht, als sie ihn und die Familie verließ? Und was passiert, wenn sie das kleine Ochi zurück nach Hause bringt, dorthin, wo die wilden Ochis wohnen?

Als hätte sich ein Eichhörnchen mit einem U-Boot gepaart

"Death of a Unicorn" ist ein Plädoyer gegen Profitmaximierung auf Kosten der Natur. "Die Legende von Ochi" eines gegen Othering: Die vermeintlichen Monster sind gar nicht so "anders" und "fremd" – auch wenn sie gern Käfer essen und ihre Sprache klingt, als hätte sich ein Eichhörnchen mit einem U-Boot gepaart.

Ein Trend im Jahr 2025: Auch im Film "Mickey 17" sind die Monster nicht das, was sie zu sein scheinen. Und im Netflix-Anime-Hit "Devil May Cry" dämonisieren Menschen Dämonen – die eigentlich gar nicht böse sind. Immer wieder halten die Fabelwesen dem Menschen den Spiegel vor: Sie erinnern ihn an seine eigene Monstrosität.

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