Zu den kuriosesten Gegenständen der Ausstellung "Drogen, Düfte, Destillate" zählt auch Ameisenspiritus aus echten Ameisen.
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Zu den kuriosesten Gegenständen der Ausstellung "Drogen, Düfte, Destillate" zählt auch Ameisenspiritus aus echten Ameisen.

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Der Charme von radioaktivem Schnaps und Ameisenspiritus

Der Charme von radioaktivem Schnaps und Ameisenspiritus

Was früher normal war, scheint heute kurios – das macht die neue Sonderausstellung "Drogen, Düfte, Destillate" des Fichtelgebirgsmuseums deutlich: Aus der knapp 150-jährigen Geschichte einer Drogerie entstammen auch gesundheitsgefährdende Exponate.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Unter dem Titel "Drogen, Düfte, Destillate" werden auf einer Ausstellung in Wunsiedel auch kuriose Gegenstände präsentiert – dazu zählen radioaktiver Schnaps, Ameisenspiritus aus echten Ameisen und ein Gerät, mit dem man Getränke mithilfe von Asbest filtrieren konnte: So einiges, was man in den letzten 150 Jahren für gesund und eine gute Idee hielt, war nach heutigem Kenntnisstand wohl eher das Gegenteil. Genau das macht den Blick in die Drogerie-Geschichte im Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel so spannend.

Drogerie: Der Ort, an dem ein Drogenhändler Drogen verkaufte

Es fängt schon beim Wort "Drogen" an: "Das kommt aus dem Niederländischen und hat eigentlich einfach nur 'getrocknete Ware' bedeutet – zum Beispiel eben Gewürze und Heilkräuter", sagt Carolina Abel, die die Ausstellung zusammen mit Kuratorin Ronja Storch konzipiert hat: "Mit Rauschdrogen hatte das erstmal gar nichts zu tun, diese Umdeutung kam erst so in den 1960ern." Entsprechend hieß die Fachzeitschrift für Drogisten in den 1920er-Jahren auch noch "Der Drogenhändler" und die Ausstellung enthält eine "Drogensammlung" – ein Kästchen mit getrockneten Kräutern.

Exponate aus dem Privatmuseum der Drogerie Sack in Weißenstadt

Die Exponate stammen alle aus der Drogerie und Destille Sack in Weißenstadt im Landkreis Wunsiedel. Die Destille gibt es bis heute, die 1864 gegründete Drogerie wurde allerdings 1989 geschlossen. Alle beteiligten Generationen hatten aber vieles in einem Privatmuseum über der Destille aufbewahrt: Eine wilde Mischung aus Familien- und Drogeriegeschichte, die im vergangenen Jahr aufgelöst und dem Fichtelgebirgsmuseum übergeben wurde. Dort hat man die über 2.500 Gegenstände akribisch erfasst und katalogisiert – und jetzt in der Sonderausstellung "Drogen, Düfte, Destillate" aufbereitet.

Radioaktiver Schnaps und destillierte Ameisen

Darunter finden sich echte Kuriositäten. Zum Beispiel ein Schnaps namens "Johanniswürmchen", der neon-gelbgrün leuchtet. Laut Kuratorin Ronja Storch kommt diese Färbung nicht von ungefähr – es sind wohl tatsächlich radioaktive Elemente darin enthalten.

Oder ein altes Glas Ameisenspiritus, das tatsächlich zu zwei Dritteln mit toten Ameisen gefüllt ist und mit dem sich die Menschen früher bei Rheuma und Gicht die Gelenke einrieben. Ameisenspiritus gibt es zwar bis heute, aber nur noch synthetisch hergestellt - früher wurden tatsächlich Ameisen destilliert.

Einst gefeiert, inzwischen verboten: Getränkefilter aus Asbest

Fragwürdig erscheint aus heutiger Sicht auch der ausgestellte Asbest-Getränkefilter. Früher galt er als das Nonplusultra der Getränke-Filtration: Asbest erzielte beim Herausfiltern von Trübungen und Verunreinigungen viel bessere Ergebnisse als Papier oder Leinen. "Nur hatte man dann halt blöderweise auch ein bisschen Asbest in den Getränken mit drin", sagt Carolina Abel. Dass es giftig ist, Asbest-Fasern einzuatmen, wusste man schon. Doch erst in den 1980ern war dann auch endgültig erwiesen, dass sie zu trinken ebenfalls nicht sonderlich gesund ist: Asbest-Filter wurden verboten.

Sortiment umfasste auch Benzin und Fotoapparate

Allgemein zeigt sich in der Ausstellung, dass früher fast alles, was mit chemischen Prozessen zu tun hatte, eine Sache für die Drogerie war: Vor der Tür gab es meist eine Tanksäule – bis sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Tankstellen durchsetzten. Auch Fotoapparate mit allem zugehörigen Equipment waren früher reine Drogerie-Ware, zumal die Entwicklung ein chemischer Vorgang war. Daher komme es auch, sagt Ronja Storch, dass man in den meisten heutigen Drogerien noch immer Fotos zum Entwickeln abgeben beziehungsweise ausdrucken lassen könne. Ein weiteres ausgestelltes Beispiel: Farbpigment-Pulver. Damit konnten sich die Menschen selbst bunte Wandfarben anmischen, bevor jemand das Wort "Baumarkt" kannte.

Ausstellung läuft noch bis zum 1. April 2024

Ein bisschen Zeit, um die kuriosen Schätze in den Exponaten zu finden, sollten Besucher allerdings mitbringen. Die Ausstellung arbeitet nicht mit großen Showeffekten: Wer sich die vielen Fläschchen und Drogerieartikel aber in Ruhe anschaut, wird einige Male anfangen zu schmunzeln oder den Kopf schütteln. Oder beides. Bis zum 1. April 2024 ist "Drogen, Düfte, Destillate" noch im Fichtelgebirgsmuseum Wunsiedel zu sehen.

  • Zum Artikel: "Klo & Co.": Neue Ausstellung im Porzellanmuseum in Selb

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