Der vielleicht wichtigste deutsche Maler der Gegenwart: Gerhard Richter
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Der vielleicht wichtigste deutsche Maler der Gegenwart: Gerhard Richter

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Kein Alterswerk: Gerhard Richter überrascht mit Zeichnungen

Kein Alterswerk: Gerhard Richter überrascht mit Zeichnungen

Er ist der teuerste Maler der Gegenwart. Und trotz seiner 93 Jahre immer noch aktiv. Das zeigt die Pinakothek der Moderne ab sofort in einer neuen Schau. Dort zu sehen sind neue Werke von Richter, die an nichts erinnern, was er zuvor je gemacht hat.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Natürlich ist das ein Coup: Die Pinakothek zeigt völlig neue Werke von Gerhard Richter. Geschaffen hat sie der hochbetagte Künstler in den letzten drei Jahren in der Abgeschiedenheit seines Ateliers. Neu sind sie aber nicht allein deswegen. Sie erinnern auch sonst an nichts Bekanntes.

Zwischen Urknall und Unterwasserwelten

Abstrakte Ausbrüche in Aquarellfarben oder Tinte, könnte man sie nennen. Der Kunsthandel würde von Mischtechniken sprechen, die jeweils wieder Unikate, einzigartige Kunstwerke ergeben.

"Er collagiert mit Zeichnungen", sagt Michael Hering, der Leiter der Grafischen Sammlung in München. "Das heißt, er druckt Aquarelle oder Kohle-Akkumoulagen von Hell und Dunkel und dann arbeitet er weiter hinein."

Die Aquarellfarben leuchten auf einigen dieser Richter-Arbeiten wie sonst nur bei Emil Nolde. Abstrakt wie die Bilder sind, erzeugen sie in den Köpfen der Betrachtenden Assoziationen vom Urknall oder von Unterwasserwelten.

Auf der Suche nach der perfekten Komposition

Aber man kann sich auch einfach von diesen Bildwelten begeistern lassen. Eine Deutung ist hier gar nicht nötig. Eigentlich geht es Richter ja immer nur um perfekte Bildkompositionen, die vor seinem kritischen Auge bestehen können.

81 neue Arbeiten fanden die Gnade des Künstlers, der sie selbst für die Ausstellung in München angeordnet hat. In seinem Atelier hat er sich zu diesem zweck ein Modell der Museumsräume nachbauen lassen. "Man muss sich Zeit nehmend dafür", sagt Hering. "Das ist wie ein Gleiten durch Zeichenkunst, durch Zeichenkünste."

Wie kam die Schau nach München?

Eins ist sicher: Jedes Museum der Welt hätte sich um diese sensationelle Ausstellung gerissen. Dass Michael Hering für München den Zuschlag bekommen hat, lag einerseits an seiner erfolgreichen Vorgängerausstellung vor fünf Jahren. Aber auch Glück war dabei, sagt er.

Im Herbst letzten Jahres habe er zufällig einen Katalog mit neuen Zeichnungen von Richter in die Hand bekommen und sei so begeistert gewesen, dass er dem Künstler einen begeisterten Brief geschrieben habe. "Und dann habe ich Herrn Richter ein verkürztes Time-Slot angeboten", so Hering. "Natürlich kann er diese Einladung auf der ganzen Welt bekommen. Aber er hat festgestellt: Das interessiert mich. Ich bin neugierig."

Ein Alterswerk? Eher nicht!

Die bittere Pille: Trotz dieser großen Ehre kann sich die bayerische Sammlung wohl keine der 81 Zeichnungen leisten. Die werden anschließend in der New Yorker Galerie Zwirner landen und in alle Winde verstreut werden.

Umso mehr ist diese Ausstellung eine einmalige Gelegenheit: Gerhard Richter hat extra für München auch noch ein großes Streifenbild hergestellt, um die Ausgewogenheit der Räume zu gewährleisten. Je näher man herantritt, desto stärker scheint der Boden unter einem zu vibrieren. Und im Vitrinengang hängt die Foto-Edition eines Gemäldes mit einem Schädel. Ein Vergänglichkeitssymbol. Wobei man in München eher das Gefühl hat, ein Jugendwerk zu betrachten.

Das ist zumindest der Eindruck, den Michael Hering hat. "Also mir haben Kollegen gesagt, das sieht aus, als hätte das ein Dreißigjähriger gemacht", verrät er. "So frisch und so neu ist das!"

Im Video: Pinakothek der Moderne - Ausstellung Gerhard Richter

Linie auf Linie: Typisch Gerhard Richter! Er ist nicht nur der teuerste deutsche Maler, sondern auch der wandelbarste.
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Linie auf Linie: Typisch Gerhard Richter! Er ist nicht nur der teuerste deutsche Maler, sondern auch der wandelbarste.

Die Ausstellung "Gerhard Richter – 81 Zeichnungen, ein Strip-Bild und eine Edition" ist nur bis zum 8. Juni in der Pinakothek der Moderne in München zu sehen.

Dieser Artikel ist erstmals am 2. Mai 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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