Frische Kräuter auf hölzernen Hintergrund.
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Warum gibt's Kräutersuppe am Gründonnerstag?

Warum gibt's Kräutersuppe am Gründonnerstag?

Am Gründonnerstag erinnert die Kirche an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Der Volksbrauch will, dass "grüne Speisen" wie Spinat oder Kräutersuppe auf dem Tisch stehen. Allerdings verdankt der Tag seinen Namen nicht der Farbe.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Der Gründonnerstag ist für viele Christen in Bayern traditionell Spinattag, aber auch Kräutersuppe findet sich auf den Tischen wieder. So zum Beispiel bei Monika Engelmann, die die Wildkräuter in ihrem eigenen Garten pflückt. "Neun Stück habe ich mir rausgesucht und als Basis nehme ich eine Kartoffelsuppe, die stärkt auch so richtig", sagt die Kräuterexpertin.

Alte Tradition: Neun-Kräutersuppe am Gründonnerstag

Für Engelmann ist die Gründonnerstagssuppe oder auch Neun-Kräutersuppe in der Karwoche ein eingeübter und liebgewordener Brauch. Traditionell gehören neun Wildkräuter in die Suppe. Die Auswahl variiere, da der Gründonnerstag, wie auch Ostern, ein wandernder Feiertag ist. "Weil die Natur nicht immer gleich ist, sucht man eben die Kräuter, die aus dem Boden spitzen und erntet die", sagt Engelmann.

"Es sind Kräuter die sehr vitalstoffreich sind, die uns richtig schön kräftigen, das fängt an beim Bärlauch natürlich, die Brennnessel, das Gänseblümchen." Kräuterexpertin Monika Engelmann

Auch die Anzahl der Kräuter sei sehr individuell, sagt die zertifizierte Kräuterpädagogin. Die Neun-Kräutersuppe am Gründonnerstag ist eine christliche Tradition. Die Zahl Neun ist die Potenz der Zahl Drei, also der göttlichen Trinität (Vater, Sohn und Heiliger Geist).

Letztes Abendmahl Jesu vor seiner Hinrichtung am Kreuz

Obwohl am Gründonnerstag viel grünes Gemüse gegessen wird, verdankt der Tag seinen Namen allerdings vermutlich nicht der Farbe, sondern dem althochdeutschen Wort "grunen" oder "greinen" für "weinen": Gründonnerstag als Tag der Weinenden, der auf das Leiden Jesu hindeutet.

Denn Gründonnerstag erinnert die Kirche an das Letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern. Nach diesem Mahl wurde Jesu von einem seiner Freunde an seine Feinde verraten, am nächsten Tag verurteilt und gekreuzigt (Karfreitag) und danach ins Grab gelegt (Karsamstag), aus dem er laut christlichem Glauben von den Toten auferstanden ist (Ostersonntag). Der Gründonnerstag ist daher für Christen auch der Beginn der Feier der drei österlichen Tage.

Spätmittelalter: Tag des Erlasses von Sünden und Kirchenstrafen

Dieser Herleitung des Namens widerspricht jedoch die Gesellschaft für deutsche Sprache: Der Gründonnerstag sei im Spätmittelalter im kirchlichen Sprachgebrauch als Tag des Erlasses der Sünden und Kirchenstrafen begangen worden. Der "Tag der Grünen" verweist demnach auf die Büßer, die "dürres Holz" gewesen waren und jetzt am Tag des Kirchenbußerlasses wieder – nach dem Lukasevangelium 23,31 – lebendiges, "grünes Holz" der Kirche wurden und wahrscheinlich in weißem Kleid vielleicht mit grünem Schultertuch zur Kommunion schritten.

Dennoch ist spätestens seit dem 14. Jahrhundert bezeugt, dass am Gründonnerstag besonders grünes Gemüse und grüne Kräuter gegessen wurden. Dies steht nicht nur im Einklang mit den allgemeinen Fastenvorschriften für die Karwoche, sondern auch in Verbindung mit vorchristlichen Vorstellungen, dass dadurch die Kraft des Frühlings und eine Heilwirkung für das ganze Jahr aufgenommen werde.

Grün als göttliche und heilende Farbe bei Hildegard von Bingen

Grün ist also die Farbe des Lebens: Ohne Chlorophyll, das den Pflanzen die Farbe verleiht, wäre Leben nicht möglich. Für die Mystikerin Hildegard von Bingen ist Grün deshalb eine göttliche, heilende Farbe, eine "Herzkraft himmlischer Geheimnisse, die die Herrlichkeit des Irdischen nicht fasst".

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