Christian Schnell, Künstlerischer Leiter des Landestheaters Oberpfalz schaut freundlich in die Kamera
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Christian Schnell, Künstlerischer Leiter des Landestheaters Oberpfalz

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"Herzblut weg": Zum Aus für das Landestheater Oberpfalz

"Herzblut weg": Zum Aus für das Landestheater Oberpfalz

Die Nachricht platzte in die Proben für die neue Premiere: Das Landestheater Oberpfalz muss den Betrieb einstellen. Für Christian Schnell vom LTO eine unverständliche Entscheidung, zuletzt hatte es positive Signale aus der Kommunalpolitik gegeben.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die Meldung kam am Mittwoch überraschend: Das Landestheater Oberpfalz (LTO) stellt den Betrieb ein. Das bestätigte eine Sprecherin des Landestheaters. Die 20 Mitarbeiter sind damit ab sofort arbeitslos, alle bereits geplanten Vorführungen fallen aus. Die Nachricht kam mitten in die Proben zu einem ambitionierten neuen Stück, das jetzt eine fast tragische Note bekommt: "Die letzte Schicht" heißt die Produktion, ein Singspiel zum Zeitalter der Stahlproduktion in der Maxhütte in Sulzbach-Rosenberg – und zu seinem Ende. Eigens für diesen Ort geschrieben, sollte das Stück auch dort aufgeführt werden: im Schatten des Hochofens. Dazu kommt es nun erst einmal nicht.

Ein Theater für die Region

Für den künstlerischen Leiter des LTO, Christian Schnell, ist die plötzliche Einstellung des Betriebs eine schwer verständliche Entwicklung: Alle kommunalen Träger hätten sich in der jüngsten Zeit in Abstimmungen positiv zum Weiterbetrieb des Landestheaters ausgesprochen, so Schnell im Gespräch mit dem BR: "Bis vorgestern waren mir mitten in den Proben zu unserer Uraufführung 'Die letzte Schicht' in Sulzbach-Rosenberg am Stahlwerk. Wir sind alle davon ausgegangen, dass der Theaterbetrieb natürlich weitergeht."

Auch deshalb, weil für die Finanzierung des Theaters nach einigen Turbulenzen eine Perspektive eröffnet schien: Im November 2024 hatte das LTO Insolvenz angemeldet, im Februar 2025 dann zeichnete sich die Gründung eines kommunalen Zweckverbandes für den Weiterbetrieb ab. Die bisherigen Geldgeber, der Landkreis Neustadt/Waldnaab und Tirschenreuth, die Stadt Weiden und die Stadt Kemnath sollten sich in einem solchen Zweckverband zusammenschließen und weitere Partner wie den Bezirk Oberpfalz, den Landkreis Schwandorf und die Stadt Vohenstrauß zu einer Kooperation gewinnen. Auch der Freistaat würde mit einem Anteil von 40 Prozent einsteigen, so der Plan.

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Ein Zweckverband – auf "solider Basis"?

Der Insolvenzverwalter Dr. Harald Schwarz habe den Betrieb aufrechterhalten, weil er davon ausgegangen sei, dass die neue Rechtsform eines Zweckverbandes stehe, so Christian Schnell gegenüber dem BR. Doch die Politik knüpft die Existenz des Theaters nun an weitere Bedingungen. Es brauche kein Weiter so, sondern eine "Langfristperspektive, organisatorische Neuausrichtung und eine gesicherte Finanzierung", so Andreas Meier (CSU), Landrat des Kreises Neustadt an der Waldnaab, und Jens Meyer (SPD), Oberbürgermeister von Weiden in der Oberpfalz. Dafür müssten alle Beteiligten an der Insolvenz kooperieren und offene strukturelle Fragen geklärt werden.

Bislang habe aber eine Analyse der Gründe für die Insolvenz im vergangenen November nur "bruchstückhaft" stattgefunden, heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises Neustadt/Waldnaab und der Stadt Weiden. Die Einstellung des Betriebs sei "bedauerlich, aber aus insolvenzrechtlichen Gründen nachvollziehbar". Es sei eine "solide, seriöse und vor allem tragfähige Basis für eine neue Theaterinstitution" anvisiert, die bislang in den Gesprächen zu einer Gründung eines Zweckverbandes nicht habe gefunden werden können. Dazu solle auch der Bereich Laienschauspiel deutlich stärker eingebunden werden.

Herzblut für ein besonderes Theater

Eine "neue Theaterinstitution" aufzubauen, nachdem die alte geschlossen worden ist: Für Christian Schnell ist das keine wirkliche Perspektive. "Wenn dieses Theater einmal zu ist, dann sind all die Leute weg", so Schnell gegenüber dem BR, "dann ist all die Kompetenz weg, dann ist alles Herzblut weg, was dieses Theater ausgemacht hat." Es anschließend einfach wieder neu zu gründen zu können, daran glaube er nicht. Und es gibt viel zu verlieren: Gegründet wurde das LTO 2010, es ist das einzige professionelle Theater der nördlichen Oberpfalz. Stammspielstätten sind Burg Leuchtenberg, Schloss Friedrichsburg, und die Stadthalle Vohenstrauß, das Theater gastiert aber auch regelmäßig im Kloster Speinshart, Waldeck, Grafenwöhr und im Freilandmuseum Oberpfalz.

Die Gespräche für einen Weiterbetrieb immerhin gehen vorerst weiter. Auch der Insolvenzverwalter wolle noch einmal die kommunalen Träger an Tisch holen, um zu klären, ob es nicht doch eine andere Möglichkeit gäbe als die Einstellung des Betriebs, so Christian Schnell. Dass die erst einmal so plötzlich kam, dazu war der Insolvenzverwalter aus rechtlichen Gründen gezwungen. Ein wenig Hoffnung bleibt also noch.

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