Heinz Gebhardt sitzt vor der Kulisse der Frauentürme auf dem Dach
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Heinz Gebhardt 1966 auf dem Dach der Staatslehranstalt für Fotografie
Bildrechte: Heinz Gebhardt
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Heinz Gebhardt 1966 auf dem Dach der Staatslehranstalt für Fotografie

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"Münchens verrückte 80er"–eingefangen von Heinz Gebhardt

"Münchens verrückte 80er"–eingefangen von Heinz Gebhardt

Heinz Gebhardt hat München und seine Akteure über Jahrzehnte mit seinem Fotoapparat porträtiert. Immer auf der Jagd nach dem besten Bild – und der Geschichte dahinter. Sein neues Buch widmet er einem besonders "verrückten" Jahrzehnt.

Über dieses Thema berichtet: BR24 TV am .

Die 1980er-Jahre in München: Schulterpolster, Puffärmel, Bussi-Bussi-Gesellschaft. Soweit das Klischee. Doch Heinz Gebhardt räumt damit auf: "Das, was man aus den Filmen von Helmut Dietl kennt, das hat sich alles bereits in den 70er-Jahren abgespielt. Die 70er waren wild, die 80er waren verrückt." Ver-rückt – im doppelten Wortsinn. Denn die Schickeria löst sich zu Anfang des Jahrzehnts langsam auf. Das Attentat auf dem Oktoberfest am 26. September 1980 läutet laut Gebhardt eine Zeitenwende ein. Es ist etwas verrutscht in München.

"Nichts hat funktioniert"

Gebhart ist 1947 geboren, wächst im Münchner Bahnhofsviertel auf, das damals in Trümmern liegt. Die Ansichten der zerstörten Stadt sind seine ersten Motive – aufgenommen mit dem Fotoapparat seiner Mutter. Dann bekommt er als Schüler zu Weihnachten ein eigenes Set geschenkt, eine Box mit Filmen, Fotopapier und Entwickler. "Nichts hat funktioniert. Aber auch gar nichts", erinnert er sich. Alle Abzüge bleiben schwarz. Aber an Aufgeben ist für ihn nicht zu denken. In einem Buch liest er, dass es beim Filmentwickeln absolut dunkel sein müsse. Kaum war die Familie also aus dem Haus, streicht der Schüler die Fensterscheiben seines Kinderzimmers samt Rahmen mit schwarzer Ölfarbe an. Und prompt kann er etwas erkennen auf seinen Abzügen. Die Eltern fallen zwar fast in Ohnmacht – doch schließlich darf Gebhardt dann in der Toilette der Wohnung eine Dunkelkammer einrichten.

Bildergalerie: "Verrückte" Fotos von Heinz Gebhardt

Fotografierte: "Genauso sind wir!"

Für Gebhardt ist Fotografieren kein Beruf, sondern sein Leben. Mit 17 Jahren wird er an der Staatslehranstalt für Fotografie aufgenommen. Ab 1968 ist er dann hauptberuflich als Fotograf unterwegs, unter anderem für die Münchner Abendzeitung und die "tz", aber immer als Freiberufler. Tagsüber lichtet er "Mord und Totschlag" ab, verdient sein Geld unter anderem bei Gerichtsprozessen.

Gegen 21 Uhr trifft er sich dann mit den Kolumnisten der Tageszeitungen an der Hotelbar, um loszuziehen – und zwar überall dorthin, wo was los ist und wo wer sein könnte. Gloria von Thurn und Taxis, Mick Jagger, Fasching, Rudolph Mooshammer, Walter Sedlmayer, Opernfestspiele, Honecker-Besuch, royaler Besuch – die Geschichten gehen dem Fotografen nie aus. Wenn er auf Jagd ist, hält er sich gern im Hintergrund: "Ich habe die beobachtet, wie sich wirklich sind. Und das kann man nur einfangen, wenn man sie lässt. Und mir wurde dann immer gesagt: Du machst ganz andere Bilder. Aber genau so sind wir!"

Ein Paparazzo der ersten Stunde? Vielleicht. Aber für Gebhardt gibt es auch Grenzen. Er hatte zum Beispiel den Zusammenbruch von Heinz Rümann am Grab seiner Frau exklusiv fotografiert. Doch die Welt erfuhr nie etwas davon. Gebhardt hat sich dafür entschieden, die Bilder nie zu veröffentlichen.

Sorge des Fotografen: "Werde ich gleich davongejagt?"

Gebhardt hat nie gleich aufgegeben. Und ein Motiv hat er über Jahrzehnte immer wieder eingefangen: die Silhouette seiner Heimatstadt vor den verschneiten Alpen. "Der Föhn rund um Weihnachten ist dafür oft am besten geeignet - unten warme und oben möglichst kalte Luft." Aber nicht nur das Wetter muss mitspielen, sondern auch der richtige Ort zugänglich sein: "Und da vergeht ganz schön viel Zeit, zu schauen: Auf welches Dach komme ich rauf? Gibt es da einen Hausmeister? Sind die Menschen freundlich oder werde ich gleich davongejagt?" Gebhardt erschafft einmalige Stadtansichten.

Trotzdem ist er immer bescheiden geblieben: "Ich habe mich nie als künstlerischer Fotograf empfunden, sondern als Stadtchronist." Die 70er- und die 80er-Jahre in München – Heinz Gebhardt hat sie nicht nur in seinen Bildern festgehalten, sondern auch in vollen Zügen genossen: "Schee war's."

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