Cover: Vacations - No Place Like Home Kleine Fotos von Gebäuden und Wegen auf hellem Hintergrund
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Cover: Vacations - No Place Like Home (Ausschnitt)

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Indie-Pop aus Australien: "No Place Like Home" von Vacations

Indie-Pop aus Australien: "No Place Like Home" von Vacations

Sie wissen, was Heimat heißt: Vacations, die australische Indie-Pop-Band, die auf TikTok eine gigantische Fangemeinde schuf, hat ein neues, ein melancholisches Album herausgebracht: "No Place Like Home". Eine Rezension.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Von der Südostküste Australiens erst ins Internet, dann hinaus in die echte Welt. In Tourbusse und schreckliche Hotels, und schließlich: nach Los Angeles. Die bisherige Reise von Vacations, der Band um Sänger und Songwriter Campbell Burns, war bewegt. Auf "No Place Like Home" will Burns aber endlich im Hier und Jetzt ankommen.

Der Klang von endlosen Sommertagen

Vacations gründeten sich 2015 im Umfeld eines DIY-Kollektivs namens No-Fi. No-Fi organisierte in der Stadt Newcastle wilde Hauspartys und Konzerte und war so etwas wie ein Brutkasten für lokale Szenebands. Diese Welt haben Vacations weit hinter sich gelassen. Während der Frühphase der Pandemie 2020 veröffentlichten sie ihr zweites Album, nur wenig später ging einer ihrer älteren Songs auf TikTok auf die Art und Weise viral, mit der die allermeisten Songs dort viral gehen - plötzlich und unerklärlich.

Eine melancholische Wende

Relaxt, flirrend, schleppend - der Vacations-Sound klang, wie sich lange Hochsommer-Tage anfühlen, und traf damit einen Nerv. Die Streaming- und Social Media Follower-Zahlen schossen in die Höhe, Stars wie Lizzo und die Backstreet Boys tanzten auf TikTok zu Vacations-Songs, die erste Tour außerhalb Australiens wurde zum Triumphzug. Online und offline lief es für Vacations scheinbar blendend. Umso mehr fällt auf, wie melancholisch das neue Album "No Place Like Home" klingt.

Früher war der Einfluss vom Indie-Pausenclown Mac DeMarco unüberhörbar. Auf "No Place Like Home" klingen Vacations nachdenklicher, mehr nach Post-Punk als nach Surf-Rock. Der Bass ist kantig, die Gitarre wurde durch das Drama-Pedal gejagt, und Frontmann Campbell Burns kehrt sein Innerstes nach außen: "Maybe it’s time to let go", singt er an einer Stelle, "tear it down, start again", an einer anderen. Burns hat sich frei geschrieben von dem, was ihn belastete: seine zeitweise verlorene Liebe zur Musik, seine Frustration mit Social Media, seine psychologischen Probleme, und seine Heimatlosigkeit.

Durchkonzipiert von A-Z

Die erste Hälfte von "No Place Like Home" gehört den treibenderen Songs, auf der zweiten Hälfte hört man von akustischen Gitarren getragene Balladen. Dazwischen haben Vacations ein atmosphärisches Instrumentalstück platziert und zeigen damit, dass sie das traditionelle, von Anfang bis Ende durchkonzipierte Album als Kunstform weiterhin schätzen - auch als TikTok-Hype-Band. Keine der Vorabsingles von "No Place Like Home" ist dort übrigens auch nur annähernd so eingeschlagen wie ihre früheren viralen Hits, Burns hat die App von seinem Handy gelöscht.

Endlich angekommen!

Letztes Jahr wurde Burns in einem Interview gefragt, was er sich für die Zukunft wünsche. Seine Antwort: ein festes Zuhause. Nach monatelangen Tourneen und Rollkoffer-Lifestyle sehne er sich nach Raum für sich und einem eigenen Bett. In Los Angeles hat Burns nun ein neues Zuhause gefunden. Und mit "No Place Like Home" hat seine Band ein Album gemacht, dass auch uns das Gefühl vermittelt, angekommen zu sein.

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