Drei Generationen der Neuen Rechten: Arthur Moeller van den Bruck, Armin Mohler, Götz Kubitschek
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Im Osten geht die Sonne auf: Russland und die Neue Rechte

Im Osten geht die Sonne auf: Russland und die Neue Rechte

Zur Zeit wird viel geschrieben über das gute Verhältnis der extremen Rechten zu Putin. Russland gilt in dem Spektrum als antiwestliche Verheißung. Diese Einstellung ist nicht neu – sie reicht zurück in die Zeit, als Lenin an der Macht war.

Putin als Heilsbringer: In der Querdenker-Szene, im Compact-Magazin, und selbst in der amerikanischen Alt-Right-Bewegung galt und gilt der russische Präsident vielen als Vorbild im Kampf gegen westliche Werte. Deshalb reden nicht wenige Putin nach dem Mund und relativieren den Angriff auf die Ukraine. Was jetzt hochkocht hat Tradition. Russland gilt rechtsaußen schon seit 100 Jahren als antiwestliches Paradies - auch zu Sowjetzeiten.

Mohler und die Konservative Revolution

Wenige Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs erschien ein dickes Werk mit dem Titel "Die Konservative Revolution in Deutschland". Verfasst hatte es ein Schweizer, der 1942 illegal nach Deutschland kam. Er wollte sich der Waffen-SS andienen. Die Rede ist von Armin Mohler, der Schlüsselfigur der bundesdeutschen Neuen Rechten. Nach dem Krieg verwirklichte er sich als Journalist, Privatsekretär Ernst Jüngers, Berater von Franz Josef Strauß und Vorsitzender der Siemens-Stiftung.

Mohlers Werk wurde zum Kultbuch der Szene. Einschlägige Verlage legten es immer wieder auf – obwohl sein wissenschaftlicher Nutzen eher gering war. Immerhin hatte Mohler das rechtsextremistische Spektrum der Weimarer Republik katalogisiert. Nach den Nationalsozialisten suchte man allerdings vergeblich. Das war Absicht. Mohler wollte die Neue Rechte aus der Schusslinie der bundesdeutschen Vergangenheitsbewältigung nehmen.

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Vorbild Bolschewismus

Die heutige Neue Rechte stellt sich in die Nachfolge der Konservativen Revolution, ehrfürchtig "KR" abgekürzt. Mit der Massenmobilisierung der Nazis wollten die elitären Zirkel damals nichts zu tun haben. Und auch wenig mit deren Antibolschewismus. Denn der Sehnsuchtsort lag im Osten. Man sprach romantisch von der "russische Seele", die der deutschen sehr ähnlich sei. Und man pries einen russischen Nationalismus ebenso wie Lenins Oktoberrevolution.

Die Konservativen Revolutionäre hassten den Liberalismus der Weimarer Republik. Einer ihrer wichtigsten Köpfe hieß Arthur Moeller van den Bruck. Laut dem Historiker Volker Weiß wollte Moeller "die radikale Abkoppelung des Reichs von der westlichen Kulturtradition" erreichen. Der Nationalismus der Bolschewisten galt Moeller als Vorbild einer neuen Gesellschaft.

Hindernis Antikommunismus

Im Wahlkampf 1953 klebte die CDU ihr ikonisches Plakat mit der Aufschrift "Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau!". Die Neue Rechte gab es damals noch nicht. Sie hätte den Slogan allenfalls oberflächlich gutgefunden - immerhin war sie selbst antimarxistisch. Das gegen den Osten gerichtete antikommunistische Motiv aber hätte sie nicht geteilt. Moskau war Mekka.

An den 1970er-Jahren hängte die Neue Rechte ihre Fahne dann für alle sichtbar in den Ostwind. Metapolitik hieß das Rezept: Man schloss sich keiner Rechtsaußenpartei an und gründete auch keine. Die Strategie war eine andere. Die Neue Rechte wollte das konservative Milieu auf ihre Seite ziehen – was schwerer war als gedacht. Denn größtenteils zurrten die bundesrepublikanischen Konservativen die Westbindung immer fester. Und die wollte die Neue Rechte eigentlich kappen.

Ost-West-Konflikt andersherum

In CDU, CSU und FDP festigte sich der Antikommunismus. Er überwand letzte Vorbehalte gegenüber "dem Westen" und speziell den USA. Der Ost-West-Konflikt war im konservativen Lager ganz anders gepolt als in der Neuen Rechten, sehr zu deren Verdruss. Der Antikommunismus der Konservativen kam ihr auch deshalb verdächtig vor, weil die liberalen USA ihn teilten.

Armin Mohlers trotzig-hoffnungsfrohe Worte noch Anfang der 1980er blieben Wunschdenken: "Zur (…) politischen Situation der Bundesrepublik gehört – auch wenn man es nicht offen zugeben will – ein tief hinunter reichender, nur teilweise bewusst werdender Antiamerikanismus", dem "erstaunlicherweise kein vergleichbarer Affekt gegen die andere Siegermacht" Sowjetunion gegenüberstehe.

Alexandr Dugin und das neoeurasische Reich

Der russische Angriff auf die Ukraine spülte einen skurrilen Philosophen erneut in die Medien. Alexandr Dugin gilt als Putins "Raspuntin" und Vordenker – obwohl sich der russische Präsident nie öffentlich zu ihm bekannt hat. Dugin, der häufig in den Talkshows des Landes herumgereicht wurde, nennt die Konservative Revolution als geistiges Vorbild. Seine Vision: Ein "neoeurasisches" Reich von Wladiwostok bis Lissabon.

Die aktuelle Neue Rechte ist nur teilweise glücklich mit Dugin. Ein Autor von Götz Kubitscheks "Sezession", der Zeitschrift des vom Verfassungsschutz ins Visier genommenen neurechten "Instituts für Staatspolitik", schrieb kürzlich: "Einmal mehr in der Geschichte wendet sich Russlands Gesicht von Europa ab und Asien zu. Der eurasische Block, Dugins politischer Leitstern, könnte bald Wirklichkeit werden."

Ob die Neue Rechte das gutheißt oder nicht, bleibt an dieser Stelle offen. Sie teilt Dugins antiwestliche Ideologie. Seine Vorstellungen der russischen Vorherrschaft in dem "neoeurasischen" Zukunftsreich dürfte aber kaum auf Gegenliebe stoßen.

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