Die Leichen des US-Schauspielers Gene Hackman und seiner Ehefrau Betsy Arakawa lagen nach Einschätzung des für die Ermittlungen zuständigen Sheriffs bereits seit mehr als einer Woche unbemerkt in ihrem Anwesen. Eine Auswertung des Herzschrittmachers von Hackman habe ergeben, dass dieser am 17. Februar aufgehört habe zu funktionieren, sagte Sheriff Adan Mendoza bei einer Pressekonferenz. Deswegen liege es nahe, dass dies der letzte Tag im Leben des Oscar-Preisträgers gewesen sei.
Erste Ergebnisse einer Autopsie lassen viele Fragen offen. Der Test zur Überprüfung einer möglichen Kohlenmonoxidvergiftung bei dem Ehepaar fiel Mendoza zufolge negativ aus. Auch sei keine äußere Gewalteinwirkung festzustellen gewesen. "Todesart und -ursache sind noch nicht geklärt. Die offiziellen Ergebnisse der Autopsie und der toxikologischen Berichte stehen noch aus", so Mendoza weiter.
Tablettenbehälter "sehr wichtiges Beweisstück"
Zuvor hatte der leitende Polizist in einem Interview gesagt, die Ermittlungen zu den Hintergründen der rätselhaften Todesfälle liefen auf vollen Touren. Besonderes Augenmerk werde dabei auf einen Tablettenbehälter gelegt, der in der Nähe der Leiche Arakawas entdeckt worden sei. Dieser sei ein "sehr wichtiges Beweisstück" und "besorgniserregend", so Mendoza.
Bei einer Durchsuchung des Hauses hatten die Ermittler mehrere Gegenstände mitgenommen, darunter die Mobiltelefone des Paares. Zu deren Daten hat sich die Polizei laut Mendoza bislang aber keinen Zugriff verschaffen können.
"Verdächtige" Umstände
Die beiden Toten waren am Mittwoch in dem Anwesen entdeckt worden. Hackmans Leiche habe mit T-Shirt und Jogginghose bekleidet in einem sogenannten "Mudroom" gelegen - das ist ein Hausflur, wo Straßenkleidung und schmutzige Schuhe ausgezogen werden können. Nach Ermittlerangaben könnte Hackman gestürzt sein, in der Nähe hätten sich eine Sonnenbrille und ein Gehstock befunden.
Die Leiche von Hackmans Ehefrau lag im Badezimmer neben einem Heizlüfter, daneben seien Tabletten auf dem Boden verstreut gewesen. Auch ein Schäferhund wurde tot im Bad aufgefunden. Zwei weitere Hunde im Haus waren unversehrt. Wie aus einem Durchsuchungsbefehl hervorgeht, war die Eingangstür leicht geöffnet.
Die Behörde des zuständigen Sheriffs bezeichnete die Umstände als "verdächtig genug", um eine umfassende Untersuchung einzuleiten, auch wenn nicht von einem Verbrechen ausgegangen werde. Bis die endgültigen Ergebnisse der Autopsien vorliegen, kann es nach Angaben des Sheriffs noch eine Weile dauern. Am Mittwoch waren die Leichen des 95 Jahre alten Schauspielers und seiner 63 Jahre alten Ehefrau, der Pianistin Betsy Arakawa, in ihrem Haus in New Mexico entdeckt worden.
Hollywoods Jedermann
Hackman stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Der Vater ließ die Familie sitzen, seine Mutter starb früh. "Ein kaputtes Zuhause macht die besten Schauspieler", sagte er einmal. Er zählte weltweit zu den führenden Charakterdarstellern. Genau genommen war er kein Filmstar, er war Hollywoods Jedermann. 1967 drehte Warren Beatty "Bonnie und Clyde". Als seinen Bruder besetzte er den damals völlig unbekannten Gene Hackman, den er in einer kleinen Theaterproduktion gesehen hatte. Hackman war damals schon 36, ein Ex-Marinesoldat, der sich sein Schauspielstudium als Kellner und Türsteher finanzierte. "Bonnie und Clyde" wurde ein Kulthit, Hackman war über Nacht gefragt.
Bis zu fünf Filme pro Jahr
Für sein Porträt des Brachial-Cops Jimmy "Popeye" Doyle in "French Connection" gewann er 1979 den Oscar. Legendär ist die fünfeinhalb minütige Verfolgungsjagd, in der sich Polizist Doyle ächzend, Grimassen schneidend und hupend seinen Weg durch die vollen Straßen von New York bahnt.
Vom Superman-Fiesling Lex Luthor bis zum urkomischen Familienoberhaupt der "Royal Tenenbaums" – mit bis zu fünf Filmen pro Jahr gehörte Hackman danach zu Hollywoods meistbeschäftigten Schauspielern. Bullige Mannsbilder oder sensible Charakterrollen, oft Antihelden aus dem Schattenland des amerikanischen Traums. Gene Hackman spielte Durchschnitts-Amerikaner genauso echt wie korrupte Politiker oder arrogante Staranwälte. 1992 bekam er als sadistischer Sheriff in Clint Eastwoods Spätwestern "Erbarmungslos" Oscar Nummer zwei.
Ein Künstler ohne Allüren
Gene Hackman hat mehr als 80 Filme gedreht. Gute, weniger gute und unsterbliche. Mit 75 setzte er sich auf seiner Farm in New Mexico zur Ruhe, schrieb Romane und malte, bescheiden wie stets in seiner Karriere. Denn Gene Hackman liebte es zu spielen, aber nicht, sich aufzuspielen: "Ich wurde zum Schauspieler ausgebildet, nicht zum Star."
Im Video: Gene Hackman im Alter von 95 Jahren gestorben
Schauspieler Gene Hackman bei den Golden Globes (Archivbild).
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