Der russische Präsident am Schreibtisch
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Blick ins Leere: Wladimir Putin

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"Schwarzer Tag": Wut über Blamage von Putins Luftwaffe

"Schwarzer Tag": Wut über Blamage von Putins Luftwaffe

Ukrainische Drohnen zerstörten mehrere russische Bomber auf Flugplätzen bei Murmansk und in Sibirien. Außerdem stürzten frontnahe Eisenbahnbrücken ein. Die Empörung der Propagandisten und Militärblogger ist groß: "Köpfe werden rollen."

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

"Die einzigen sicheren Orte im Land sind nur noch die [nordostsibirische] Tschuktschen-Halbinsel und die [arktische] Wrangel-Insel, aber auch das ist nicht sicher", spottete Polit-Blogger Anatoli Nesmijan (externer Link) über die jüngsten Angriffe und mutmaßlichen Sabotageaktionen der Ukraine in Russland.

Weil dabei mehrere russische Langstreckenbomber auf Militärbasen tief im Inneren des Landes zerstört wurden, sprach Politologe Michail Winogradow bereits von einem neuen "Pearl Harbor" und erinnerte damit an den Angriff der japanischen Armee am 7. Dezember 1941 auf die US-Marinebasis im Pazifik. Er hoffe inständig, dass der Kreml der "Panik" der Kommentatoren nicht erliegen und kühlen Kopf behalten möge.

"Sind wir damals durchgedreht?"

Blogger Oleg Zarow kam zwar auch "Pearl Harbor" in den Sinn (externer Link), er bezweifelte jedoch, dass der Kreml ähnlich wie die Amerikaner 1941 reagieren wird: "Ich glaube nicht. Unsere Schwarzmeerflotte hat bereits kolossale Schäden erlitten – schlimmer hätte es nicht sein können. Und was war? Sind wir damals wirklich durchgedreht?" Die Ukraine habe Putin quasi den "Fehdehandschuh" hingeworfen.

"Es ist ein schwarzer Tag für die Luftwaffe, es hat keinen Sinn, ihn mit nutzlosen Beschönigungen zu vertuschen, und es hat keinen Sinn, laut aufzuschreien und Gott weiß wem die Schuld zu geben. Wir müssen daran arbeiten", so einer der tonangebenden Militärblogger mit 572.000 Fans (externer Link).

"Erbärmliche Autoreifen auf Tragflächen"

Übereinstimmend erregten sich Putins Propagandisten darüber, dass es offenbar nach wie vor nicht genügend Hangars zum Schutz kostspieliger Langstreckenbomber gibt. "Doch das Erschütterndste an den Aufnahmen der zerstörten Flugzeuge waren die erbärmlichen Autoreifen auf den riesigen Tragflächen der unbezahlbaren Trägerflugzeuge für Raketen", so ein Kommentator.

TV-Korrespondent Andrei Filatow (168.000 Fans, externer Link) gestand sein "Fremdschämen" ein: "Wenn nicht genügend Reifen vorhanden sein sollten, dann sagen Sie mir bitte, wohin ich sie schicken soll (trauriger Sarkasmus)."

"Wichtig, die Wahrheit zu sagen"

Der Verstand der russischen Armee habe völlig ausgesetzt: "Das mittlere Management ist mit Unterschlagung und Raubzügen beschäftigt. Die einfachsten logischen Rechenaufgaben bei der Bekämpfung von Drohnen übersteigen die Fähigkeiten der 'älteren' Generäle. Die Antikrisen-Maßnahmen werden die dümmsten aller möglichen sein."

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Alexander "Sascha" Kots (557.000 Fans, externer Link) schrieb wutentbrannt: "Jetzt ist es wichtig, die Wahrheit zu sagen, egal wie bitter sie auch sein mag. Der Feind wird unser Schweigen ausnutzen und aus Fehlverhalten Kapital schlagen." Der Kreml dürfe sich nicht länger "selbst belügen". Es sei nötig, "mit allen Konsequenzen" zurückzuschlagen und den "Umhang des edelmütigen Ritters" abzulegen.

"Schweigen ist Verrat"

"Jetzt, da sich die öffentliche Aufmerksamkeit in Russland und anderen Ländern auf den Höhepunkt des Angriffs richtet, ist es schlicht ein Verrat am eigenen Land und ein Verrat an der eigenen Bürgerpflicht, auf offizielle Berichte zu warten und zu schweigen", meinte Kreml-Propagandist Sergei Markow: "Wenn wir schweigen, wird der gesamte Informationsraum mit den Behauptungen des Feindes gefüllt."

"Epochales Versagen der Luftabwehr"

Blogger-Kollege Boris Roschin (840.000 Fans, externer Link) schrieb ähnlich empört: "Im Vergleich zu einem solch epochalen Versagen war die Landung von Matthias Rusts Flugzeug auf dem Roten Platz zu Gorbatschows Zeiten ein harmloser Streich und ein lässliches Versagen der Luftabwehrsysteme." Roschin hoffte auf harte Konsequenzen: "Natürlich wird nach den Verantwortlichen für das Geschehene gesucht werden, Köpfe werden rollen. Diese Nachlässigkeit kommt uns zu teuer."

"Flugplätze im PDF-Format geschützt"

Die "Zwei Majore", mit 1,23 Millionen Fans einer der größten Telegram-Kanäle (externer Link), verlangten sogar, zur Warnung Kiew dem Erdboden gleichzumachen: "Sonst wird die ganze Welt denken, dass man Russland ungestraft so behandeln kann. Nun, nach dem Atompilz kann man darüber nachdenken, wer gelogen, Fehler gemacht usw. hat." Die Zerstörung von Flugzeugen, die Atomwaffen transportierten könnten, sei ein "Angriff auf die strategische Verteidigung Russlands".

Russland sei kleineren Flugobjekten wie Drohnen praktisch schutzlos ausgeliefert, meinte ein kremlkritischer Beobachter (externer Link): "Die strategische Luftfahrt ist ohne strategischen Schutz. Tatsächlich ist sie nur durch die Berichte des Verteidigungsministeriums im PDF-Format geschützt."

In der Nacht waren in Russland mehrere Eisenbahnbrücken eingestürzt und Züge entgleist. Über die genauen Ursachen schwiegen sich die russischen Behörden aus, nachdem es zunächst geheißen hatte, es habe "Explosionen" gegeben. Das hatte nahegelegt, dass auch für diese Fälle der ukrainische Geheimdienst verantwortlich gewesen sein könnte.

Im Video: Ukrainischer Großangriff auf russische Flugplätze

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