Das rekonstruierte Westtor des römischen Ostkastells.
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Wirkt nach: Der Limes, die alte Grenze des römischen Reiches, hier das rekonstruierte Westtor des römischen Ostkastells.

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Wie das Römische Reich bis heute auf uns abfärbt

Wie das Römische Reich bis heute auf uns abfärbt

Der Wirtschaftsprofessor Fabian Wahl hat Statistiken zu Gebieten auf beiden Seiten des Limes - der alten römischen Reichsgrenze - untersucht. Sein Ergebnis: Den Menschen diesseits des Limes geht es auch heute deutlich besser.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau am .

Die Frage, wie die alten Römer bis heute auf uns abfärben, mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Fabian Wahl, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, hat sie untersucht. Und kommt zu dem Schluss, dass die Menschen diesseits des Limes, also dort, wo einst die Römer herrschten, bis heute glücklicher sind.

Zuvor noch keine Forschungen in dem Bereich

Wie er auf seine ungewöhnliche Hypothese kam, erklärt Wahl im Gespräch mit dem BR: "Ich komme selber aus dem römischen Teil Deutschlands. Und wenn man ein junger Forscher ist, versucht man sich natürlich zu profilieren. Und dann ist es eine gute Idee, sich etwas anzuschauen, wozu es noch keine Forschung gibt."

Für seine Studie untersuchte Wahl sogenannte Raumordnungsregionen, künstliche Verwaltungsregionen, die meist aus zwei bis drei Landkreisen bestehen. "Wir haben diejenigen verglichen, die im römischen Gebiet Deutschlands und die, die im nicht-römischen Gebiet Deutschlands liegen", erklärt Wahl.

Römische Gebiete sind tendenziell wohlhabender

Im nächsten Schritt wurden Individualdaten verwendet, um Personen zu vergleichen, die 100 Kilometer außerhalb des Limes und 100 Kilometer innerhalb des Limes wohnen. Die Grenze des römischen Reiches, wurde dabei als Trennlinie genutzt: "Wenn ein Effekt der Römer da ist, müsste man bei bestimmten Dingen - zum Beispiel bei Persönlichkeitsmerkmalen - auch eine Diskontinuität im Durchschnitt sehen, die entlang des Limes verläuft."

Wahl kommt zu dem Schluss, dass Gebiete, die früher von den Römern kontrolliert wurden, tendenziell wohlhabender und dichter besiedelt sind als ehemalige germanische Territorien. "Die Ergebnisse zeigen, dass in den ehemals römischen Gegenden heute mehr Menschen leben, die außerdem lebensbejahender sind, mehr Unternehmen gründen und im Durchschnitt ein halbes bis ein Jahr länger leben als in der umliegenden Nachbarschaft", so Wahl.

Die römischen Städte seien außerdem früh Bischofssitze geworden und dadurch auch im Mittelalter bedeutende Verwaltungszentren geblieben.

Mehr als eine Scheinkorrelation

Aber könnte das alles nicht auch Zufall sein, eine Scheinkorrelation? Wahl antwortet: "Wir haben natürlich auch versucht, vieles auszuschließen, beispielsweise Religion. Aber unser Hauptargument ist, dass es die Persistenz des römischen Straßennetzwerkes ist, die man auch zeigen kann, die dahintersteckt. Und die Persistenz der römischen Städte, beispielsweise Köln oder Augsburg, Mainz, Regensburg." Gerade in nebeneinanderliegenden Gebieten, die sich außer von ihrer Limes-Lage nur wenig unterscheiden, ließen sich deutliche Unterschiede feststellen, was Wahls These bestätigt.

Heutiges Straßennetz folgt zum Teil römischen Straßen

Die frühe Urbanisierung und das Straßennetz hätten den römischen Teil Deutschlands mit einem gewissen Entwicklungsvorsprung ausgestattet, meint Wahl: "Man kann zeigen - das habe ich in einer anderen Studie gemacht - dass sehr viele heutige Bundesstraßen und Autobahnen noch mehr oder weniger dem Kurs von römischen Straßen folgen." Das erkläre natürlich auch, warum zum Beispiel im Mittelalter entlang von römischen Straßen neue Städte entstanden sind. "Die A8 von Stuttgart über München nach Salzburg folgt fast genau einer römischen Straße."

Im Video: Welche Auswirkungen der Limes heute noch hat

Eine Grenze aus dem Römischen Reich hat bis heute Auswirkungen.
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Eine Grenze aus dem Römischen Reich hat bis heute Auswirkungen.

Dieser Artikel ist erstmals am 21. April 2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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