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3.000 Euro für Reparatur-Cafés: "An der Praxis vorbei"

3.000 Euro für Reparatur-Cafés: "An der Praxis vorbei"

Die Bundesregierung will Reparatur-Initiativen mit 3.000 Euro fördern. An den Bedürfnissen vieler Repair-Cafés geht das aber vorbei. Woran das liegt, was mehr bringen könnte und welche skurrilen Geräte manchmal zum Reparieren auf den Tisch kommen.

"Das läuft richtig gut, alle haben Lust mitzumachen", erzählt Manfred Hajek. Er ist Ingenieur für Elektrotechnik und Mitgründer eines Repair-Cafés in Altdorf bei Nürnberg. Seit fünf Jahren gibt es die Initiative. Jeden ersten Samstag im Monat bieten Hajek und seine Mitstreiter für rund drei Stunden ihre Dienste an.

In dieser Zeit kommen meist 15 bis 25 Personen mit ihren alten Radios, Staubsaugern oder Toastern. Einmal hat jemand sogar einen Papageienzuchtapparat gebracht, eine Art Brutkasten mit verbauten Lüftern. Die Altdorfer führen genau Buch über ihre Einsätze. Die Renner sind dieser Statistik zufolge CD- oder DVD-Player sowie Nähmaschinen. Hier gab es in den letzten fünf Jahren jeweils rund 100 Besucher, die damit ankamen.

Altdorfer Repair-Café bräuchte gar keine 3.000 Euro

Anders als bei einem professionellen Reparaturdienst muss im Repair-Café jeder auch selbst mit Hand anlegen – und wenn es nur darum geht, den Schraubenzieher zu halten. Einfach auf den Tisch legen und später wieder abholen, gibt's nicht. Repair-Cafés sind deshalb auch Begegnungsstätten. Man spricht miteinander und hilft sich.

Der Service ist kostenlos, Spenden sind willkommen. Das Altdorfer Repair-Café kann die Räumlichkeiten eines Kinderheims mitnutzen – unentgeltlich. Auch sonst gibt es kaum Ausgaben. Die 3.000 Euro, die das Bundesumweltministerium nun anbietet, "würden wir gar nicht brauchen", sagt Manfred Hajek.

Verbraucherzentrale: Reparaturgutscheine sinnvoller

Insgesamt stellt das Ministerium in einer ersten Runde gut drei Millionen Euro dafür zur Verfügung. Beim Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) ist man damit allerdings noch nicht wirklich zufrieden. Das sei schön, aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein, sagte Elke Salzmann vom VZBV.

Um das Recht auf Reparatur durchzusetzen, bräuchte es demnach mehr. Salzmann verweist auf Reparaturgutscheine, wie sie in Deutschland bislang erst in wenigen Bundesländern eingeführt worden sind – Bayern gehört nicht dazu. Die Verbraucherschützer registrieren dabei immer wieder das dringende Bedürfnis nach erschwinglichen Reparaturen.

Von Fahrrad bis Zuckerwattemaschine – Bedürfnis nach erschwinglichen Reparaturen

Dieses Bedürfnis spürt auch Jörg Schmidt, Gründer und Mitbetreiber von zwei Repair Cafés in München. Auch hier bringen die Leute die verschiedensten Geräte zur Reparatur. Neben Fahrrädern, Uhren oder Rührgeräten kam auch mal jemand mit einer Zuckerwattemaschine. Da sei nur ein Schalter kaputt gewesen, erzählt Schmidt. Auch Textilien kann man bringen. Ärmel flicken oder Hosen kürzen zählt auch zum Programm.

Es gibt aber Grenzen: in Schmidts Repair Cafés werden keine Handys und Fernseher repariert. Dafür gebe es professionelle Shops und denen wolle man auch gar keine Konkurrenz machen. Was sich die "Reparateure" schon anschauen, sind allerdings Computer. Seinen zehn Jahre alten Mac könne man vorbeibringen.

Finanzhilfe nur für Vereine

Die neue Unterstützung vom Bund bringt Schmid nichts. Die 3.000 Euro bekommen vorerst nämlich nur Repair-Cafés, die als Vereine organisiert sind. Jörg Schmidt hat für seine beiden Cafés aber jeweils Träger gefunden. Einmal eine kirchliche Institution und einmal die Organisation Naturfreunde München. Auch die meisten anderen Repair-Cafés würden von Organisationen oder Wohlfahrtsverbänden unterstützt und getragen.

Laut Schmidt gründen die wenigsten einen Verein für ihre Repair-Cafés, einfach schon deshalb, weil das zu aufwendig ist. Die Hilfe des Bundes geht deshalb seiner Ansicht nach ziemlich an der Praxis vorbei.

Dieser Artikel ist erstmals am 22. Oktober 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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