Tina Rupprecht wird massiert
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Tina Rupprecht bereitet sich auf den Kampf vor

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Tina Rupprecht boxt um Weltmeisterschaft im Atomgewicht

Tina Rupprecht boxt um Weltmeisterschaft im Atomgewicht

Neue Gewichtsklasse, neue Gegnerin, nächste Chance: Nach dem Verlust ihres WM-Titels im Minimumgewicht greift Boxerin Tina Rupprecht nun eine Gewichtsklasse tiefer nach dem WM-Gürtel des Boxverbandes WBC.

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

Liegestütze mit schweren Eisenketten auf den schmalen Schultern, dazu Bergläufe im Schnee und auf dem Laufband bis zur völligen Erschöpfung – Tina Rupprecht strömt der Schweiß aus allen Poren, sie stöhnt laut auf bei der letzten Wiederholung. Sie will es noch einmal wissen: "Der Kampf ist nicht so schlimm wie dieses Training. Aber gerade deswegen machst du es ja: Damit du das innere Gefühl hast und die Sicherheit: Ich kann alles egal, was kommt. Ich bin auf alles vorbereitet."

Augsburgerin Rupprecht zehn Jahre ungeschlagen

Zehn Jahre war Tina Rupprecht ungeschlagen, von 2018 bis 2023 Weltmeisterin des Verbandes WBC, dann kam der Vereinigungskampf gegen die US-Amerikanerin Seniesa Estrada, die Weltmeisterin des Verbandes WBA.

Die Augsburgerin unterlag der Lokalmatadorin in Fresno/Kalifornien nach zehn hart umkämpften und spektakulären Runden am Ende nach Punkten – und musste überlegen, wie es weitergeht.

Im Video: Entscheidung im Box-Duell Estrada - Rupprecht

Entscheidung im Box-Duell Estrada - Rupprecht
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Entscheidung im Box-Duell Estrada - Rupprecht

Neue Gewichtsklasse Atomgewicht

Fast zehn Monate ist der Kampf nun her, Rupprecht hatte viel Zeit ihre bis dato so erfolgreiche Karriere und die weiteren Ziele zu überdenken. Zum Aufhören fühlte sich die 31-Jährige noch zu jung, sie wollte lieber noch einmal angreifen. "Ich will Weltmeisterin in zwei Gewichtsklassen werden", war das neue Ziel schnell definiert.

Dazu wechselte die zierliche und nur 1,53 Meter kleine Augsburgerin vom Minimumgewicht ins Atomgewicht, die kleinste Gewichtsklasse im Frauenboxen, in der die Frau jeweils nur noch maximal 46,2 Kilo wiegen dürfen.

Rupprecht sieht darin eine große Chance, da sie im Minimumgewicht immer zu den leichtesten Athletinnen gezählt hatte: "Ich freue mich mega, es ist eine neue Gewichtsklasse für mich, Atomgewicht, eineinhalb Kilo weniger wie bisher. Ich habe mega Bock da drauf, weil ich ja sowieso schon immer in meinem Kampfgewicht rumlaufe, als ich noch eins höher geboxt habe."

Von der Weltmeisterin zur Herausforderin

In der neuen Gewichtsklasse ist Rupprecht nun wieder die Herausforderin. Sie will Fabiana Bytyqi den WM-Titel abjagen. Doch die Tschechin ist bislang nicht nur ungeschlagen, sondern auch rund 10 cm größer, was im Ring Reichweitenvorteile mit sich bringt. Das allerdings ist Tiny Tina – den Kampfnamen hat sie einst von ihrem Trainer Alexander Haan bekommen – sowieso gewohnt: "Deswegen denke ich, dass mir einfach dieses Gewicht supergut liegen wird. Ich freue mich einfach auf den Kampf."

Fabiana Bytyqi kennt sie dabei schon viele Jahre, sie ist seit 2018 Weltmeisterin: "Man beobachtet das auf Social Media: Wen gibt es so darüber und darunter in den Gewichtsklassen? Wir kennen sie und ich habe schon immer Lust gehabt, mit ihr zu boxen. Jetzt ist es endlich so weit."

Vorfreude auf die Halle in der Hauptstadt in Berlin

Der Kampf steigt am Samstagabend in Berlin und wird auf Sportschau.de und rbb24.de live übertragen. Rupprecht freut sich aber besonders auf die rund 4000 Zuschauer in der Verti Music Hall: "Große Halle, geile Halle. Es ist megacool in der Hauptstadt zu boxen, Berlin hat schon so einen Touch. Letztendlich ist es im Ring zwar immer egal, wo das Ganze steigt - Im Ring ist nur die Gegnerin. Aber klar Berlin ist einfach eine coole Location. Das wird ein Mega-Event." Generell sei im Osten Deutschlands das Boxen noch etwas populärer als zuhause in Bayern.

Vorbereitung wie Rocky, nur im Bayerischen Wald

Seit Mittwoch ist Rupprecht mit ihrem Augsburger Trainer Alexander Haan in Berlin – Einleben, Pressekonferenz, das obligatorische Wiegen. "Tiny Tina" scheint nach einer außergewöhnlich harten Vorbereitung fit für den Kampf. Seit September ließ sie der Athletiktrainer Sepp Maurer die Berge im Bayerischen Wald rauf und runter rennen. Er arbeitete in seiner Sportschule Kinema mit ihr an der Spritzigkeit und Wettkampfhärte.

Maurer, der schon mehr als 70 Boxerinnen und Boxer auf Titelkämpfe vorbereitet hat, ist von Tinas Form überzeugt: "Sie ist eine absolute Ausnahmeathletin. Das Herz, das sie in den Sport reinsteckt, den Willen, die Leidenschaft, das formt eine perfekte Athletin. Noch dazu ist die Tina mit sehr viel Klugheit gesegnet und von ihrem Trainer, dem Alex, natürlich auch boxerisch sehr gut ausgebildet. All diese Fähigkeiten zusammen machen diese komplette Athletin aus. Sie ist unzerstörbar. Das trifft es gut: unzerstörbar."

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Tina Rupprecht (r.) mit Sepp Maurer

Tina Rupprecht: Fitness ist nicht alles

Die Fitness ist also da, doch das allein reicht nicht, betont Rupprecht: "Es sind schon auch immer zwei Paar Stiefel. Du kannst der fitteste Mensch auf Erden sein, wenn du scheiße boxt, hilft dir alles nix! Es ist schon das Gesamtpaket!"

Neben den wöchentlichen Trainingseinheiten im Bayerischen Wald fuhr Rupprecht daher mit Trainer Alexander Haan zum Sparring nach Ungarn, boxte dort viele Runden mit Gegnerinnen, die den Stil von Weltmeisterin Bytyqi imitierten. Jetzt sieht sie sich bereit für ihren ersten WM-Kampf im Atomgewicht: "Ja, auf jeden Fall. Ich will Weltmeisterin in zwei Gewichtsklassen werden."

Gegnerinnen am Samstag: Fabiana Bytiqi (l.) und Tina Rupprecht
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Gegnerinnen am Samstag: Fabiana Bytiqi (l.) und Tina Rupprecht