Abfahrt in Kitzbühel
Bildrechte: picture-alliance/dpa
Videobeitrag

Abfahrt in Kitzbühel

Videobeitrag
> Sport >

Es geht um 400 Mio. Euro: DSV reagiert auf FIS-Investoren-Streit

Es geht um 400 Mio. Euro: DSV reagiert auf FIS-Investoren-Streit

Es geht um viel Geld: Der Weltskiverband FIS hat angeblich 400 Millionen Euro eines Investors abgelehnt – zum Unmut einiger Athleten und Funktionäre, die einen Brandbrief verfassten. Der Deutsche Skiverband äußert sich im BR24Sport-Interview dazu.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es herrscht mal wieder Streit im Skizirkus. Und darum geht es: Die Private-Equity-Firma CVC hat der FIS dem Vernehmen nach 400 Millionen Euro für einen 20-prozentigen Anteil an einem gemeinsamen Unternehmen zur Zentralvermarktung der Medien- und Sponsorenrechte geboten, 80 Prozent daran sollten die Wintersportverbände halten. Das Angebot liegt der BR24Sport-Redaktion vor.

CVC schlug vor, 375 Millionen Euro vorab zu zahlen und danach baldmöglichst seine Vermarktungsmaschine anzuwerfen. Der FIS und den Nationalverbänden sicherte das Unternehmen, das im Februar nach Fanprotesten als möglicher Investor bei der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatte aussteigen müssen, die volle Kontrolle über "sportliche und regulatorische Entscheidungen" zu. Mit einer ähnlichen Strategie habe man von 2006 bis 2017 in der Formel 1 die Ausschüttungen an die Teams vervierfacht, behauptete CVC.

FIS lehnt 400-Millionen-Euro-Angebot ab, Shiffrin & Co. reagieren mit Brandbrief

Die FIS hat dieses Angebot aber wohl abgelehnt. Dies soll Aktive und Verbandsvertreter zu einem Brandbrief veranlasst haben, wie die "Süddeutsche Zeitung" und die schweizerische Zeitung "Blick" berichteten. Namhafte Athleten wie US-Skistar Mikaela Shiffrin, der schweizerische Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt und das deutsche Ski-Ass Linus Straßer sowie hochrangige Vertreter der nationalen Verbände, sollen diesen Brief unterzeichnet haben. Sie kritisieren die einsame Entscheidung von Präsident Johan Eliasch.

Der Wintersport-Weltverband FIS wies diese Kritik nun scharf zurück. Die Vorwürfe seien "falsch", teilte die FIS in einer Stellungnahme mit. Der Brief deute an, dass das Angebot von CVC ohne angemessene Prüfung abgelehnt worden sei, weil die FIS bereits zusammen mit dem Unternehmen Infront die Zentralisierung der internationalen Medienrechte vorantreibe.

FIS benötigt "keine weiteren Finanzmittel"

Das Präsidium um den umstrittenen Vorsitzenden Eliasch behauptet nun, in den Gesprächen mit CVC sei es nicht um eine Zentralvermarktung der Medienrechte gegangen, sondern um einen Vorschlag zur Gründung eines Joint Ventures mit dem Ziel, alle kommerziellen Rechte der FIS und der nationalen Verbände zu verwalten. Der Weltverband betonte jedoch, er sei "gut kapitalisiert" und benötige daher "keine weiteren Finanzmittel". Auch sei der Vorschlag von CVC unzureichend.

"Im CVC-Entwurf fehlten wesentliche Details, einschließlich Bewertung, strategische Pläne und Governance-Rahmen", ließ die FIS verlauten und ergänzte, "entgegen Spekulationen war darin auch keine Erhöhung des Preisgeldes enthalten". Die Vertreter von CVC hätten bei einem Treffen mit Eliasch ihrerseits auch eingeräumt, "dass sie den strategischen Plan oder die Finanzstruktur von FIS nicht überprüft hätten".

Eliasch will Medienrechte zentral vermarkten

Die Zentralvermarktung der Medienrechte durch den Weltverband ist das Ziel des seit 2021 amtierenden Eliasch, in der Stellungnahme zum Angebot von CVC betonte die FIS nun, sie bleibe "Initiativen verpflichtet, die mit ihrer strategischen Vision übereinstimmen und das langfristige Wachstum und den Erfolg des Wintersports fördern". Laut SZ beklagen Aktive und Funktionäre in ihrem Brandbrief aber einen "spürbaren Mangel an Fortschritt".

Bisher liegt die Vermarktung der internationalen Medienrechte für die FIS-Veranstaltungen bei den jeweiligen Nationalverbänden. Sie sind ihre Haupteinnahmequelle. Der Deutsche Skiverband (DSV) ging gegen die Pläne der FIS bereits juristisch vor und erhielt dabei im Oktober vor dem Landgericht München Recht.

"Bei Private Equity vermietet man sein Haus nicht, man verkauft es - für immer"

Mittlerweile sei man in diesem Punkt mit der FIS aber schon kurz vor einer Einigung, wie DSV-Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach im Interview mit BR24Sport sagt. Das umstrittene Investorenangebot sieht er auch kritisch. Grundsätzlich findet er diese Überlegungen gut - sie kämen aber zum falschen Zeitpunkt. "400 Millionen Euro hören sich nach viel Geld an, das ist es auch. Der DSV wird nicht leichtfertig auf Geld verzichten, was vermeintlich auf der Straße liegt. Das werden wir auch den Athleten mitteilen."

Und er gibt Folgendes zu bedenken: "Wenn man Private Equity in so ein Gesamtkonstrukt mit reinholt, dann vermietet man nicht sein Haus, sondern verkauft es. Und zwar für immer." Und er wirft die Fragen auf: "Ist es zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll - und wo fließt letztendlich das Geld hin?" Schwarzbach weist darauf hin, dass bei einem Investoreneinstieg sich die Vermarktungslage vollkommen ändert. "Wir müssen dann auch über Sponsoring, die nationalen und Weltrechte reden - und dann relativiert sich die Summe."

Die FIS regt an, sich in sechs Monaten noch einmal zusammenzusetzen und zu überlegen, ob und in welcher Form es einen Investor braucht. Für Schwarzbach der richtige Schritt. "Es ist besser, auf lange Sicht zu fahren und zu schauen: Wo macht es wirklich Sinn, eine dritte Partei mit reinzunehmen? Als jetzt auf die Schnelle dem Geld hinterherzurennen ohne zu analysieren, welche Risiken und Chancen das mit sich bringt. Mir ist es Recht, den ersten Schritt vor dem zweiten zu machen." Und immerhin in Sachen Zentralvermarktung scheint dieser erste Schritt ja nun bevorzustehen.