Die Vorzeichen vor dem alles entscheidenden fünften Spiel sind komplett anders als vor Spiel vier: Titelverteidiger FC Bayern Basketball hat die Finalserie in Ulm noch einmal ausgleichen können und den "Matchball" der Ulmer abgewehrt. Und so fällt die Entscheidung nun in der eigenen Halle und gegen einen Gegner, der, wie schon in Spiel vier, auf einen seiner besten Spieler verzichten muss.
Andreas Obst: "Momentum" jetzt auf Münchner Seite
"Das Momentum ist gerade ein bisschen auf unserer Seite, nachdem wir den deutlichsten Sieg hatten", sagte FC-Bayern-Nationalspieler Andreas Obst nach dem 67:53-Sieg in Ulm auf die Frage nach der Favoritenrolle im definitiv letzten Spiel der Saison. "Jetzt Heimvorteil für uns, aber es geht um alles. Beide Mannschaften haben gezeigt, dass sie sehr ernst zu nehmen und auf Augenhöhe sind."
Keine flotten Sprüche also aus dem Team von Weltmeister-Coach Gordon Herbert. Wäre aber auch nicht angebracht. Dass die Münchner einer von Ulm beantragten Verlegung der Spiele vier und fünf nicht zugestimmt hatten, weil die beiden Leistungsträger Ben Saraf und Noa Essengue zu den NBA-Drafts eingeladen worden waren, wirft einen Schatten auf den jüngsten Auswärtserfolg.
NBA-Draft statt Finale: Noa Essengue fehlt Ulm auch in München
Denn während sich der Israeli Saraf dafür entschied, in Spiel vier aufzulaufen, zog es der Franzose Essengue vor, in die USA zu fliegen und sich seinen Kindheitstraum zu erfüllen. Er fehlte den Ulmern schmerzlich. Und wird auch Spiel fünf verpassen. Saraf wird dagegen wohl auch am Donnerstag auflaufen: "Ben hat sich festgelegt, dass er hier bleibt, also gehe ich davon aus, dass er dabei ist", sagte Ulms Trainer Ty Harrelson über den 19 Jahre alten Israeli.
Es müssen also andere richten, etwa die beiden Ex-Münchner Karim Jallow und Nelson Weidemann. Was die Kaderbreite angeht, sind freilich die Bayern klar im Vorteil - und das trotz einiger Verletzter wie Carsen Edwards, Oscar da Silva oder Elias Harris.
Basketball-Spielszene: FC Bayern - ratiopharm Ulm
FC Bayern: Erinnerung an Spiel drei ist Warnung genug
Gewarnt sind die Bayern spätestens nach dem verlorenen Spiel drei, als Ulm - angeführt von Justinian Jessup - im SAP Garden mit 81:79 die Oberhand behielt. Und auch beim Sieg in Ulm (Ulms erster Heimniederlage nach zuvor 16 Siegen in Folge) lief für die Bayern nicht alles nach Plan. "Wir haben uns wieder selbst das Leben schwer gemacht", monierte Obst und meinte vor allem die ersten beiden Viertel, in denen sich der Titelverteidiger zu viele Fehlwürfe und Ballverluste leistete, zu viele Ulmer Offensiv-Rebounds zuließ und es versäumte, sich schon früher dauerhaft abzusetzen.
Erst in der zweiten Halbzeit hätte das Team "mit kühlem Kopf und smart gespielt", so der Dreipunkte-Spezialist. Sein Teamkollege Justus Hollatz ergänzt, man habe "mit Herz und Leidenschaft gespielt und alles auf dem Feld gelassen".
Statistischer Vorteil beim Heimteam
Gleiches wird auch am Donnerstag gefragt sein, wenn es um Alles oder nichts geht. Denn die kampfstarken Ulmer wittern immer noch ihre Chance, zum zweiten Mal nach 2023 deutscher Meister zu werden und werden alles geben: "Jetzt gilt es, keine Emotionen in die Niederlage reinzupacken und zu schauen, wer am Donnerstag zuletzt lacht."
Die Statistik spricht allerdings für die Bayern: Seit die Play-offs im Modus Best-of-five im Jahr 1989 eingeführt wurden, gingen die BBL-Finals zehnmal in ein entscheidendes fünftes Spiel, wobei bisher immer das Team gewann, das sich in der Hauptrunde den Heimvorteil erarbeitet hatte. Zuletzt ging es vor sieben Jahren über die volle Distanz: Damals setzte sich der FC Bayern München am Ende mit 3:2 gegen ALBA Berlin durch.