Wenn sich Paris Saint-Germain und Inter Mailand im Champions-League-Finale gegenüberstehen, treffen zwei Mannschaften aufeinander, die wohl die wenigsten vor Saisonbeginn in dieses Endspiel getippt hätten. Es sind zwei Teams, deren Saisonverläufe gegensätzlicher kaum sein könnten. Quasi: "From zero to hero" – und umgekehrt.
Paris Saint-Germain: Der Star ist nun die Mannschaft
Jahrelang war Paris Saint-Germain ein einziges Starensemble. Mit Kylian Mbappé, Neymar und Lionel Messi spielten die schillerndsten Fußballprofis unterm Eiffelturm. Jahrelang war der sportliche Erfolg aber überschaubar. Zwar gewann man regelmäßig die französische Meisterschaft und gelegentlich auch den französischen Pokal, doch in der Champions League war häufig frühzeitig Schluss.
Einzig 2020 qualifizierten sich die damals noch von Thomas Tuchel trainierten Pariser für das Finale, das gegen den FC Bayern verloren ging. Die Fußball-Super-Stars sind mittlerweile weg, jetzt steht die Mannschaft im Mittelpunkt und PSG im zweiten Königsklassen-Endspiel seiner Geschichte.
Schwach angefangen, stark gesteigert
Dass das Team von Trainer Luis Enrique zum Finale nach München fahren würde, war vor der Saison noch überhaupt nicht abzusehen. Im neuen Ligaformat taten sich die Franzosen lange schwer, holten aus den ersten fünf Spielen nur einen Sieg, unter anderem unterlagen sie auch in München. Doch danach platzte der Knoten. Das 3:0 gegen Salzburg war Formsache, der 4:2-Sieg gegen Manchester City aber ein erstes Ausrufezeichen an die Konkurrenz. Dank eines 4:1-Siegs in Stuttgart qualifizierte sich Paris gerade so noch für die Play-offs, in denen Stade Brest mit insgesamt 10:0 Toren dran glauben musste.
Mancher rieb sich verwundert die Augen. Diese Pariser hatten wenig zu tun mit dem Team der Ligaphase. Spätestens nachdem PSG den Ligaphasen-Tabellenersten aus Liverpool in beiden Achtelfinalspielen dominierte und verdient ins Viertelfinale einzog, wurde immer klarer, dass Luis Enrique hier ein echtes Topteam geformt hat.
Der einzige Star ist noch Ousmane Dembélé, der sich aber lange nicht mehr so launisch präsentiert wie bei seinen vorherigen Stationen in Barcelona und Dortmund. Vorne wirbeln die Talente Desire Doué, an dem auch der FC Bayern im letzten Sommer Interesse gezeigt hatte, und Bradley Barcola.
Das Mittelfeld ist mit dem Spanier Fabian Ruiz und den Portugiesen Vitinha und Joao Neves iberisch geprägt. Sie praktizieren das von Enrique gewünschte Kurzpassspiel und den tödlichen Pass auf die schnellen Offensiven. Dazu hat Enrique auch die löchrige Defensive in den Griff bekommen. Für PSG geht es im Finale von München um das Triple. Dazu fehlt nach dem Gewinn der Meisterschaft und des Coupe de France nur noch der Henkelpott.
Geht Inter Mailand die Puste aus?
Auch die Mailänder träumten lange von drei Titeln, scheinen in den letzten Wochen aber den umgekehrten Weg im Vergleich zu Paris zu gehen. Sie waren von Beginn auf dem Leistungsmaximum und qualifizierten sich mit Siegen gegen Manchester City und den FC Arsenal als Tabellenvierter für das Achtelfinale. In acht Spielen holte das Team von Simone Inzaghi sechs Siege und verlor nur bei Bayer Leverkusen.
Im Viertelfinale boten die Mailänder dem FC Bayern eine Glanzvorstellung an Effizienz. Besonders im Hinspiel zeigten sie sich eiskalt und konterten die Münchner zweimal gnadenlos aus. Im Halbfinale warteten der FC Barcelona und zwei Duelle, die auch der neutrale Beobachter so schnell nicht vergessen dürften. Am Ende kämpfte sich Inter in der Verlängerung ins Finale.
Da war das Triple schon nicht mehr möglich. Inter hatte das Pokalfinale gegen den Stadtrivalen AC Mailand verloren, in der Serie A war der Titel noch in Reichweite. Doch dann ging den "Nerazzuri" auch in der Liga die Puste aus. Am Ende gewann die SSC Neapel die Meisterschaft, Inter bleibt nur noch die Königsklasse, um nicht titellos auszugehen.
Zweite und letzte Chance für Team und Trainer
Für Inter ist es die zweite Chance innerhalb kurzer Zeit. Schon 2023 stand Inzaghis Team im Endspiel, verlor aber gegen Manchester City. Die Mannschaft hat sich seitdem kaum verändert. Lediglich Marcus Thuram stieß dazu. Ansonsten ist das Gerüst gleichgeblieben und konnte sich einspielen. Das merkte man besonders in den Spielen gegen Barcelona.
Die erfahrenen Henrikh Mkhitaryan (35) und Francesco Acerbi (37) behielten die Ruhe. Angesichts ihres Alters ist es aber auch die letzte Chance für die beiden Routiniers auf den Königsklassentitel. Das dürfte auch für ihren Trainer Simone Inzaghi gelten, der heftig von Saudi-Arabiens zahlungskräftigen Klub Al-Hilal umworben wird.
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