Das "Oktoberfest" in Belfast wirbt mit bayerischem Bier und freiem Eintritt für Gäste in Lederhosen oder "Heidi Dress", doch Julian Nagelsmann hat keine Zeit für Heimatgefühle. "Wir müssen das Spiel gewinnen", sagte der Bundestrainer, "das steht über allem." Nicht auszudenken, wenn die deutsche Nationalmannschaft an der Wiege der Titanic den nächsten Schiffbruch erleidet.
Nordirland sei "eine andere Hausnummer"
Dort, warnte Nagelsmann, warte am Montag (20.45 Uhr/live in der Radioreportage) in der WM-Qualifikation gegen Nordirland "eine andere Hausnummer" als beim befreienden 4:0 (2:0) gegen Luxemburg. "Sie sind schwer zu schlagen. Wir müssen sehr gut verteidigen, um den zweiten Ball kämpfen, den dritten und vierten."
Zumal Nagelsmann die Nordiren mit seiner Aussage nach dem Hinspiel (3:1) über deren "lange Bälle" noch heißer machte auf das "Wunder von Windsor" nach dem Sieg gegen DFB-Schreck Slowakei (2:0). "Ich meinte es nicht respektlos", betonte Nagelsmann am Sonntagabend, "wenn das jemand so aufgefasst hat, sage ich Sorry."
Bayern-Spieler in Topform
Die eigene Zuversicht ist nach dem überzeugenden Pflichtsieg mit "Gier und Galligkeit" sowie den "Super-Bayern" Joshua Kimmich und Serge Gnabry als echten Anführern gegen Luxemburg groß. Nagelsmann will derselben Elf vertrauen, nur auf einer Position überlege er noch, sagte der Bundestrainer.
Tabellenführung in der Gruppe A, zufriedene Fans - sein WM-Gefühl ist wieder wärmer geworden. Doch dass Nagelsmann bei manchen Themen etwas dünnhäutig reagierte, verriet seine Anspannung.
Direktes WM-Ticket als Ziel
Kein Wunder: Ein weiterer Patzer gegen die "Boys in Green & White" nach der Blamage von Bratislava (0:2) genügt, und das direkte WM-Ticket wäre aus eigener Kraft nicht mehr zu holen. Es blieben die Play-offs als "Notausgang".
Nagelsmann steht vor der Frage, wie sich die vielfach zitierte "Herangehensweise" vom vergangenen Freitag konservieren lässt. Zunächst verbot er seinen Stars den Blick auf die Tabelle, in der die DFB-Elf mit sechs Punkten gleichauf mit den Nordiren und Slowaken auf Rang eins liegt. Da hinzuschauen sei "nicht immer ratsam". Das lenke nur ab.
Fokus auf dem Verteidigen
Stattdessen forderte Nagelsmann für das Gastspiel vor "frenetischen" Nordiren: "Da müssen wir auf jeden Fall eine Schippe drauflegen und die Lust auf Gegenpressing mitnehmen, aufs gemeinschaftliche Verteidigen."
Ein Anfang wurde in Sinsheim gemacht - auch, weil Nagelsmann an den richtigen Schrauben drehte. Als "Führungsperson" müsse er Entscheidungen treffen, sagte der Bundestrainer, "das habe ich gemacht". So zog er Kapitän Joshua Kimmich wieder nach rechts hinten - auf die Gefahr hin, dass ihm das als "Rolle rückwärts von der Rolle rückwärts" ausgelegt werden würde.
Kimmich: Hybriden Rolle als "rechter Sechser"
In der hybriden Rolle als "rechter Sechser" zeigte Kimmich eines seiner besten Länderspiele. Dabei liege seine beste Position doch "im Tor", scherzte der Münchner. Tatsächlich sei es ihm "komplett egal", wo Nagelsmann ihn hinstelle. Wo das künftig sein wird? Der Bundestrainer will sich da nicht mehr festlegen.
Das tut er in Abwesenheit vieler Stammkräfte auf anderen Planstellen. Mit Oliver Baumann im Tor, trotz der nervigen Dauerdebatte um eine mögliche Rückkehr von Manuel Neuer. Beim linken "Energiegeber" David Raum. Mit dem eleganten ersten Spielgestalter Nico Schlotterbeck im Abwehrzentrum. Auf ein harmonierendes Münchner Sechser-Duo mit Aleksandar Pavlovic und Leon Goretzka. Und auf eine Vierer-Offensive mit "Vorbildspieler" Gnabry.
Diskussion um Wirtz und Woltemade
Die unliebsamen Diskussionen über Florian Wirtz und Nick Woltemade moderierte Nagelsmann schroff ab. Insgesamt gelte: Wenn die "Prinzipien" Wille und Einsatzbereitschaft stimmten, sei der Gegner "egal". Ob Spanien oder Argentinien, ob Luxemburg oder Nordirland.
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