"Natürlich ist es komisch, gegen seinen Neffen zu spielen", sagt der mittlerweile 44-jährige Carsten Lichtlein. Beim Showdown in der Handball-Bundesliga am Donnerstag treffen nicht nur MT Melsungen und Füchse Berlin aufeinander, sondern auch Onkel und Neffe zum Familienduell um die Schale.
Spiel mit Final-Charakter
Die Partie in der Max-Schmeling-Halle birgt Brisanz auf vielen Ebenen. Es ist ein Spiel mit Final-Charakter, das alles (vor)entscheiden könnte. Berlin, das den besten Angriff der Liga stellt, und Melsungen, das über die beste Abwehr verfügt, liegen punktgleich an der Spitze.
Dem Sieger winkt bei dann noch drei ausstehenden Spielen die erste Meisterschaft der Vereinsgeschichte: "Da könnte ich das Duell mit Nils während der 60 Minuten ausblenden. Ich denke, wir beide wissen, was auf dem Spiel steht – und nicht nur wir, sondern beide Vereine", so der Weltmeister von 2007. Dem Verlierer droht das Verpassen der Champions League, da hinter den beiden Topteams der SC Magdeburg mit nur einem Zähler Rückstand lauert.
Nils Lichtlein: Spielmacher mit 22
Einen Favoriten gibt es angesichts der Punktgleichheit an der Ligaspitze nicht. "Aber ich hoffe", so Nils Lichtlein, "dass die Heimkulisse uns hilft. Wir haben alles selbst in der Hand." Bei den Heldentaten seines Onkels beim deutschen Wintermärchen 2007 war Nils grade mal vier Jahre alt. Mittlerweile ist der gebürtige Regensburger eines der größten Versprechen im Welthandball geworden. Nils Lichtlein ist Spielmacher und mit seinen 22 Jahren längst auch Impulsgeber in der deutschen Nationalmannschaft. Mit den Füchsen Berlin schickt er sich dieser Tage nun an, den Meistertitel erstmals an die Spree zu holen.
Früh übt sich - Nils Lichtlein als Kind am Ball
Carsten Lichtlein: Weltmeister kehrt zurück
Allein die Tatsache, dass Carsten Lichtlein, Bruder von Nils' Mutter, am Donnerstag noch dabei sein wird, mutet sensationell an. Die Karriere des Würzburgers, die mit großen Erfolgen in der Nationalmannschaft wie dem WM-Gold und zwei EM-Titeln (2004 und 2016) geschmückt ist, hatte er vor drei Jahren eigentlich schon beendet. Doch als die Not in Melsungen aufgrund von Verletzungen zu groß wurde, sprang "Lütti" Ende April im Europacup noch einmal ein und avancierte direkt zum Matchwinner.
"Das Brutalste, was die Liga in den letzten Jahren gesehen hat"
Auch beim Final Four um die European League am vergangenen Wochenende erhielt Lichtlein wieder reichlich Spielanteile. Durchaus möglich also, dass der Routinier, eigentlich Torwart-Trainer in Melsungen, auch am Donnerstag wieder in die Heldenrolle schlüpft. Lichtlein hofft darauf, nicht eingreifen zu müssen, denn dann würde MT-Stammkeeper Adam Morawski ein starkes Spiel machen. "Sonst wäre ich natürlich bereit", betont er.
Der Showdown in Berlin ist "das Brutalste, was die Liga in den letzten Jahren gesehen hat", sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning: "Ich kann nur jedem raten, am Donnerstag den Fernseher einzuschalten." Allein schon wegen des Familienduells.
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