Fan-Proteste bei einem Bundesliga-Spiel.
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Fan-Forscher zu Investoren-Aus: "Sieg für den Fußball insgesamt"

Fan-Forscher zu Investoren-Aus: "Sieg für den Fußball insgesamt"

Der Investoreneinstieg in die Deutsche Fußball Liga ist gestoppt. Fan- und Fußball-Forscher Professor Harald Lange sieht das nicht nur als Erfolg für die Fanszene, sondern für den Fußball insgesamt.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Der Investoreneinstieg in die Deutsche Fußball Liga ist abgesagt. Fan- und Fußball-Forscher Professor Harald Lange von der Julius-Maximilians-Universität Würzburg begrüßt die Entscheidung: "Es ist ein klarer Sieg für die Fanszenen. Ich würde allerdings noch weiter gehen: Es ist ein Sieg für den Fußball insgesamt", so Lange im Exklusiv-Interview mit BR24Sport.

Lange hofft, dass die "Hinterzimmer-Diplomatie“ nun ausläuft. Es sei klar: "dass wir ganz andere Wege der Entscheidungsfindung im Fußball brauchen. Sowohl bei DFL als auch im DFB insgesamt“ und verweist darauf, dass es im Vereinsrecht eigentlich eine "wahre Demokratie" gebe, diese werde allerdings seit Jahrzehnten nicht konsequent umgesetzt.

Keine Fußballromantik, sondern Demokratie

Dieses Mal haben die Fans jedoch gesagt, "ihr setzt die Demokratie nicht um, dann machen wir Druck und versuchen, das über den Protest hinzukriegen". Ein Grund für den Widerstand sei bei großen Teilen der Fans auch die "Angst, dass der Fußball seine Seele verkauft" gewesen. Dass durch Investoren an den Stellschrauben gedreht wird, dass Spieltage und Anstoßzeiten verändert werden. Und "das man den Wettbewerb an sich verändert, um einfach mehr Profit aus dem Unterhaltungsthema Fußball herauszuziehen", so Lange.

Das Gefühl, dass wirtschaftliche Interessen im Fußball die Überhand gewinnen, begleitet viele Anhänger der Klubs schon lange. Nun liege es an den Verantwortlichen in der DFL und auch beim DFB, darauf Rücksicht zu nehmen, sich die Fans anzuhören und aus dieser Grundlage "Visionen für die Zukunft des Fußballs in Deutschland zu entwickeln".

Fans ist es gelungen, ihre Botschaft zu transportieren

Proteste hat es in Deutschland schon immer gegeben. Das Besondere in der aktuellen Situation ist, dass der Fanprotest in eine Phase fällt, in der auch in der Weltpolitik und im Wirtschaftsleben große Hürden zu nehmen sind. Und der Widerstand der Fußball-Fans aus Sicht von Lange damit "ein Ausrufezeichen setzt, weil es den Fans gelungen ist, über ihren Protest auch ihre Botschaft zu transportieren."

Man habe es an seinem Institut in einer Studie gemessen bzw. erhoben, dass sich zunehmend mehr Menschen hinter den Fans versammelt haben - immerhin mehr als zwei Drittel der Fußballöffentlichkeit. "Die Ultras, die Tennisballwerfer haben es geschafft, die Mehrheit hinter sich zu versammeln und da konnte die DFL-Spitze gestern Abend gar nicht anders entscheiden, als diesen großen Deal abzublasen".

Der Fußball verbraucht alles verfügbare Geld

Die Verantwortlichen hätten sich mit ihrer Strategie, durch Zeitdruck ein Go für diesen Investoreneinstieg zu bewirken, "komplett verzockt". Der Druck war überflüssig und kontraproduktiv. Man müsse jetzt die Ärmel hochkrempeln und in eine andere Zukunft des Profifußballs in Deutschland schauen. Der Fußball verbraucht alles Geld, was er bekommt, dies sei aus seiner Sicht keine nachhaltige Strategie. Es herrsche Geldnot bei gleichzeitigem Überfluss an Geld. "Obwohl so viele Millionen und Milliarden im Spiel sind, stehen viele Klubs immer so an der Grenze zur Pleite, zur Insolvenz", so Lange.

"Wir brauchen eine ganz neue Strategie mit Blick auf die Zukunft des Profifußballs" Harald Lange

Die Chance nutzen

Am Ende birgt jede Niederlage auch eine Chance. Der deutsche Fußball hat mit seiner kritischen, engagierten Fankultur, die es geschafft hat, einen überaus originellen Protest auf die Beine zu stellen, ein Alleinstellungsmerkmal. Er unterscheidet sich dadurch von anderen Sportarten und Ligen national und international. Es ist das Herzstück der deutschen Fußballkultur, das man vielleicht auch für neue Marketingstrukturen nutzen könnte. "Dieser Fußball, diese Fußballkultur hat neugierig gemacht. Wer will, kann daran teilhaben", so Lange.

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