05.05.2024, Bayern, Ingolstadt: Fußball: 3. Bundesliga, FC Ingolstadt - SV Waldhof Mannheim, 36. Spieltag im Audi Sportpark. Die Trainerin Sabrina Wittmann aus Ingolstadt sitzt vor Spielbeginn am Platz. (zu dpa: «Cheftrainerin Wittmann mit Last-Minute-Remis bei Ingolstadt-Premiere») Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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FC Ingolstadt 04 - SV Waldhof Mannheim 07

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Wittmann über Trainer-Lizenzen: "Totales Ungleichgewicht"

Wittmann über Trainer-Lizenzen: "Totales Ungleichgewicht"

Über sie wurde viel gesprochen, noch bevor sie aktiv wurde. Am Sonntag hat Sabrina Wittmann nun als erste Cheftrainerin im Männer-Profifußball Geschichte geschrieben. In Blickpunkt Sport beschreibt sie ihre ersten Tage auf der großen Bühne.

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

Das war viel für Sabrina Wittmann: Debüt im Profi-Fußball - als erste Frau bei den Männern. Das weckt Begehrlichkeiten. Viele Fragen und Meinungen gab es schon vor dem Anpfiff ihres ersten Spiels gegen Waldhof Mannheim und mindestens genauso viele hinterher. Dazwischen lag ein hart erkämpftes 1:1 ihres FC Ingolstadt mit dem Ausgleichstreffer in buchstäblich letzter Minute.

Historischer Auftritt? "Überhaupt nicht"

Was genau da alles durch ihren Körper ging, "das werde ich dann heute Abend merken, wenn ich zuhause bin und die Tür aufsperre", sagte eine glückliche, aber durchaus erschöpfte Wittmann im exklusiven Blickpunkt-Sport-Interview nach ihrem ersten Auftritt an der Seitenlinie. Hat sie das Gefühl gespürt, dass sie jetzt Historisches geleistet hat? "Überhaupt nicht. Ich habe es schon öfter gesagt, die Aufgabe war so aufregend und so besonders für mich, dass es für mich persönlich nicht in erster Linie darum ging, Geschichte zu schreiben."

Wittmann "total beeindruckt" von FCI-Profis

Stattdessen wollte sie viel lieber über die Leistung ihrer Mannschaft sprechen. "Man sieht, was für ein Team das ist und man sieht, wie sie mich aufgenommen haben." Ihre Spieler kämpften bis zum letzten Atemzug für das Unentschieden und scheinen sich offenbar sehr gut mit ihrer neuen Chefin zu verstehen.

"Am meisten überrascht hat mich, wie mich die Jungs aufgenommen haben. Ich wusste, dass es eine tolle Mannschaft ist, weil ich sie auch schon erlebt habe. Die Neugierde, die Aufnahmefähigkeit und die Fragen, die sie gestellt haben, hat mich total beeindruckt." Sabrina Wittmann, Trainerin FC Ingolstadt im Blickpunkt-Sport-Interview

Die immer wieder aufkommende Frage nach dem vermeintlichen Unterschied zwischen Trainer und Trainerin wischte Wittmann zur Seite: "In erster Linie kommt es darauf an, wie man ist und wer man ist. Ich glaube nicht, dass das so ein Unterschied ist. Aber da müssen Sie die Jungs fragen nach den ersten drei Tagen."

"Ich schaue nicht auf das Geschlecht"

Torschütze Sebastian Grönning, der von Wittmann nach einer Stunde eingewechselt worden war, schätzt seine neue Trainerin sehr. Dass sie eine Frau ist, spielt für den 27-Jährigen keine Rolle: "Wir leben in einer modernen Welt, ich schaue nicht auf das Geschlecht. Sabrina hat tolle Qualitäten, ob sie ein Mann oder eine Frau ist, ist egal. (...) Sie weiß was sie will, ist sehr klar und fordert seit dem ersten Tag sehr viel von uns ein."

Auch Wittmann selbst spricht ungern über die Geschlechterfrage und will lieber ihren Platz im Profifußball finden, als sich selbst als feministische Vorkämpferin zu inszenieren. "Bei der ganzen Diskussion muss man immer auch das Verhältnis berücksichtigen zwischen Männern und Frauen, die überhaupt im Fußball sind und Trainer sind."

Problem liegt in der Ausbildung

Dabei ist für die gebürtige Ingolstädterin nicht die geringe Anzahl an weiblichen Cheftrainerinnen entscheidend. Für sie geht die Entwicklung viel früher los: "Vor allem wenn man das Verhältnis bei den Lizenzen ansieht, die erforderlich sind, ist das natürlich ein totales Ungleichgewicht. Das muss man bei der ganzen Diskussion auch berücksichtigen, wenngleich ich hoffe, dass sich das in Zukunft ändern wird."

Auch Bühl wünscht sich "nächsten Schritt"

Klara Bühl, Studiogast im Blickpunkt Sport, pflichtet Wittmann in diesem Punkt bei: "Liegt es an der Lizenz? Liegt es an der Qualität? Ich denke, dass wir da den nächsten Schritt machen müssen und dann bin ich mir sehr, sehr sicher, dass es sehr viele Frauen gibt, die diese Stelle gerne füllen."

Auch bei der Quote an Cheftrainerinnen in der Frauen-Bundesliga sieht die Nationalspielerin noch Verbesserungspotenzial. "Im Frauenfußball ist es zwar ein Stückweit besser, aber auch da ist es das gleiche Problem. Wir müssen bei der Ausbildung der Trainerinnen beginnen. Wir haben da in den letzten Jahren einen kleinen Schritt gemacht und ich hoffe, dass wir diesen Weg weitergehen und weitere Frauen ausbilden."

Trainerin beim FC Bayern? "Fühle mich gerade total wohl"

Der Weg scheint also noch ein weiter zu sein, bis die erste Frau auch einen Männer-Bundesligaklub führen wird. Auf die nicht ganz ernst gemeinte Frage nach der Möglichkeit, die derzeit vakante Trainer-Stelle beim FC Bayern zu übernehmen, antwortet Wittmann deshalb einmal mehr bedacht und seriös: "Ich würde sagen, dass ich mich in dem Umfeld, in dem ich mich gerade befinde, total wohlfühle. Ich glaube, ich würde jetzt gerne nirgendswo anders sein."

Mit dem FC Ingolstadt hat sie in den nächsten drei Wochen noch viel vor. Nach den letzten beiden Ligaspielen wartet das Landespokal-Finale gegen Regionalliga-Meister Würzburger Kickers am 25. Mai auf Wittmann und Co.. Ihr erster Titel würde die Chancen auf einen Verbleib über den Sommer hinaus deutlich erhöhen.

Im Video: Blickpunkt Sport Interview mit Klara Bühl

Klara Bühl
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Klara Bühl

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