Dieter Hecking
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1. FC Nürnberg trennt sich von Sportvorstand Hecking

1. FC Nürnberg trennt sich von Sportvorstand Hecking

Der Fußball-Zweitligist 1. FC Nürnberg zieht Konsequenzen aus der sportlichen Misere: Nach fast vier Jahren hat sich der fränkische Traditionsverein mit sofortiger Wirkung von Sportvorstand Dieter Hecking getrennt.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport im Radio am .

Die Krise beim 1. FC Nürnberg kostet Sportvorstand Dieter Hecking den Job. Der taumelnde fränkische Traditionsverein hat sich mit sofortiger Wirkung von dem einstigen Hoffnungsträger getrennt. Darauf verständigte sich der Aufsichtsrat. Wie der "Club" weiter mitteilte, wurde Hecking in einem persönlichen Gespräch am Sonntagnachmittag am Sportpark Valznerweiher über die Abberufung informiert. Nach fünf Niederlagen in Serie rutscht der 1. FC Nürnberg in der 2. Liga immer weiter ab.

Über die Details der Trennung wurde Stillschweigen vereinbart, weitere Veränderungen im sportlichen Bereich seien momentan nicht geplant. Die Suche nach einem Nachfolger für Hecking laufe bereits. Stefan Heim, bisher verantwortlich für die Stadionentwicklung, übernimmt den Angaben zufolge kommissarisch den zweiten Vorstandsposten neben Finanzchef Niels Rossow.

Fanszene forderte Heckings Absetzung seit Wochen

Seit Wochen fordert die aktive Fanszene schon die Absetzung Dieter Heckings. Nach dem erneut schwachen Auftritt gegen Fortuna Düsseldorf am Freitag kam auch der Aufsichtsrat zu dem Schluss, dass es für den 59-jährigen Sportvorstand keine Zukunft beim 1. FC Nürnberg mehr gibt. Heute soll in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrates die Absetzung Heckings auch offiziell gemacht werden. Damit würde seine fast vierjährige Amtszeit enden, in der der sportliche Erfolg zumeist ausblieb.

Heckings Kabinen-Standpauke bringt das Fass zum Überlaufen

Bis zuletzt kämpfte Hecking um seinen Job. Die dunklen Wolken hingen schließlich seit Monaten über dem Valznerweiher. "Es war sportlich keine erfolgreiche Zeit", gab sich Hecking, in "Blickpunkt Sport" auf sein bisheriges Wirken beim fränkischen Traditionsklub angesprochen, selbstkritisch. Am vergangenen Sonntag ging Hecking noch einmal richtig in die Offensive. Er besuchte die Mannschaft - nicht zum ersten Mal - in der Kabine in der Halbzeit des Heimspiels gegen Karlsruhe.

Die desolate Leistung des Teams von Cristian Fiél missfiel dem Sportvorstand so sehr, dass er zu einer lauten Standpauke angesetzt haben soll - nicht abgesprochen mit dem eigentlichen Cheftrainer. Der bestätigte den Besuch des Sportvorstands auf der Pressekonferenz nach dem Spiel. Dem Aufsichtsrat soll der Auftritt Heckings wiederum gänzlich missfallen haben.

Vier Trainer in vier Jahren

Sportliche Gründe für die Entlassung Heckings gibt es viele. Seit Heckings Amtsantritt vor vier Jahren hat sich wenig verbessert beim neunmaligen deutschen Meister. Hecking - einst erfolgreicher Bundesligatrainer und Novize auf Funktionärsebene - installierte inklusive sich selbst als Interimslösung vier Trainer. Mit Robert Klauß stabilisierte sich der 1. FC Nürnberg im ersten Jahr (Platz 11) und durfte in der Spielzeit 2021/2022 sogar bis Ostern vom Aufstieg in die Bundesliga träumen (Platz 8).

Doch in der Folgesaison war für den ehemaligen Assistenten von Julian Nagelsmann in Leipzig schon Schluss. Hecking setzte Klauß vor die Tür - zu früh, wie er später zugab. Zumal auch Nachfolger Markus Weinzierl keine Besserung brachte. So musste Hecking selbst den Verein vor dem Gang in die dritte Liga bewahren und schaffte den Klassenerhalt am letzten Spieltag. Vor der Saison übernahm dann Heckings Assistent Cristian Fiél die Profis.

Auch unter ihm hat der 1. FC Nürnberg Abstiegssorgen. Der Club spielt die schlechteste Zweitliga-Rückrunde der Vereinsgeschichte und ist Vorletzter in der Rückrundentabelle.

Positive Transferbilanz

Doch es lief nicht alles schlecht unter Hecking. Die Verzahnung von Nachwuchsleistungszentrum und Profi-Mannschaft wurde vorangetrieben. Der FCN ist wieder ein Ausbildungsteam und kann sich über hohe Erlöse seiner Talente freuen. Toptalent Can Uzun wird dem Verein im Sommer eine zweistellige Millionensummer einbringen. Nathaniel Brown ist schon nach Frankfurt verkauft (Ablöse drei Millionen Euro), verbringt die Rückrunde aber noch am Valznerweiher. Mit dem 17-jährigen Finn Jeltsch steht schon der nächste Rohdiamant in den Startlöchern.

Auch er dürfte aber spätestens nach der nächsten Saison seine Zukunft nicht mehr in Nürnberg sehen. Das sorgt auf der einen Seite für eine positive Transferbilanz. Wenn ein Verein auf der anderen Seite aber jede Saison seine Topspieler abgeben muss und diese nicht adäquat ersetzt bekommt, kann er langfristig keinen sportlichen Erfolg haben. Aus diesem Teufelskreis konnte auch Hecking den Traditionsklub nicht führen.

Hecking bald in Wolfsburg?

Glaubt man aktuellen Medienberichten, dürfte Hecking weich fallen. Der VfL Wolfsburg soll ihn als möglichen Nachfolger von Marcel Schäfer auserkoren haben. Die Fans des 1. FC Nürnberg forderten ihn schon am Sonntag mit einem drastischen Banner auf, in der Autostadt anzuheuern. Eine schnelle Weiterbeschäftigung Heckings wäre auch im Sinne der finanziellen Situation des Vereins. Heckings Vertrag war im Herbst 2022 vorzeitig verlängert worden. Eine lange Lohnfortzahlung würde die Kassen des dauerklammen Clubs weiter belasten.

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Nürnbergs Fans forderten im Heimspiel gegen Karlsruhe den Rauswurf von Sportvorstand Hecking.