Hendrik Wüst, Markus Söder,  Friedrich Merz, Thomas Weikert, Kai Wegner und Peter Tschentscher
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Münchens Olympia-Ambition: Kompliziertes Verfahren entscheidet

Münchens Olympia-Ambition: Kompliziertes Verfahren entscheidet

Vier deutsche Regionen kämpfen um die Olympia-Bewerbung. Eine komplexe Bewertungsmatrix soll den besten Kandidaten ermitteln, doch sie wirft Fragen auf. Ist die Matrix wirklich der Schlüssel zum Erfolg?

Über dieses Thema berichtet: Blickpunkt Sport am .

München, Berlin, Hamburg oder Rhein-Ruhr mit Köln als "Leading City"? In der vergangenen Woche hat Deutschland offiziell die Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) eingereicht. Vier Regionen möchten sich auf die olympischen Sommerspiele bewerben, doch bevor das internationale Kräftemessen losgehen kann, muss geklärt werden, wen Deutschland ins Rennen schickt.

"Nur mit dem besten Kandidaten Deutschlands können wir entsprechend gewinnen", sagt Michael Mronz, persönliches IOC-Mitglied. Dafür hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einen Plan aufgestellt, doch der wirft Fragen auf.

Matrix soll besten Bewerber finden

Im Zentrum steht eine Bewertungsmatrix, die der DOSB am Samstag beschlossen hat. Die Matrix soll später als Entscheidungsgrundlage dienen. Sie ist komplex: Kategorien, Unterkriterien und Punktwerte werden anschließend faktorisiert.

Ein neues Gremium, die Evaluierungskommission, soll die Bewertungen zusammentragen. Auch die olympischen Spitzenverbände dürfen mitbewerten, mit geringem Gewicht, aber symbolischem Mitspracherecht. Im September 2026 soll sich die Mitgliederversammlung des DOSB auf ein Konzept einigen. Die ausgewertete Matrix ist nicht bindend.

Ist Münchens erfolgreiche Abstimmung ein Vorteil?

Auf den ersten Blick scheint München gute Karten zu haben: Als einzige Bewerberstadt hat die bayerische Landeshauptstadt bereits ein Referendum durchgeführt und dabei mit 66 Prozent eine deutliche Zustimmung erhalten. Hamburg und Rhein-Ruhr wollen im kommenden Frühjahr abstimmen, während Berlin mit einer Volksinitiative einen eigenen Weg einschlägt. Allerdings fehlen für München bislang Vergleichswerte und es ist zudem fraglich, ob eine so hohe Zustimmung tatsächlich einen entscheidenden Vorteil gegenüber einem knapperen Ergebnis darstellt.

Findet die Matrix den besten Bewerber?

Stattdessen zählen die prognostizierten Ticketeinnahmen, eine große Stärke von der vernetzten Metropolregion Rhein-Ruhr, nicht unerheblich in der Matrix. Diese Einnahmen gehen aber nicht ans Internationale Olympische Komitee (IOC) und sind dementsprechend beim internationalen Vergabeprozess nicht ausschlaggebend.

"Die Spiele 2036, 2040, 2044 werden ganz stark in Echtzeit über die digitale Welt, Augmented Reality, Virtual Reality in die verschiedenen Erdteile transportiert", sagt Jörg Ammon, der Präsident des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV), im "Blickpunkt-Sport"-Interview. "Das spielt ehrlicherweise aus unserer Sicht eine deutlich untergeordnete Rolle. Und man muss schon auch beachten: Olympische Spiele sind ja mehr als eine Stadiontour."

Für das IOC zählt das Erbe des Sports viel - in Deutschland aktuell wenig

Für IOC-Mitglieder ist stattdessen der Punkt "Legacy" interessant. Das Erbe des Münchner Olympiaparks gilt weltweit als beispielhaft, doch die Matrix differenziert kaum: Nachhaltigkeit wird binär mit "erfüllt" oder "nicht erfüllt" bewertet, ohne Punktsystem. Münchens größtes internationales Argument taucht also in der Bewertung kaum auf.

"Ich glaube, wir tun gut daran, das als deutscher Sport auch hart zu bewerten. Weil wir erwarten ja auch von den Kommunen, dass sie diese Sportstätten unterhalten, ausbauen und vor allem dem Sport zur Verfügung stellen. Von daher braucht es da auch eine harte, starke Bewertung", findet Ammon.

Faktorisierung kann noch geändert werden

Der DOSB behält sich ausdrücklich vor, die Faktorisierung der Kategorien zu ändern, angepasst an die IOC-Auswahlkriterien. Ammons Forderung könnte also noch auf offene Ohren stoßen. Damit kann das Gremium den Ausschlag beeinflussen, was es schwer macht vorherzusehen, wie stark einzelne Argumente tatsächlich wirken. Ob die Matrix am Ende tatsächlich den besten Kandidaten für einen deutschen Bewerber für Olympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 ermittelt, erscheint zum aktuellen Zeitpunkt noch völlig offen.