16.02.2025, Österreich, Saalbach-Hinterglemm: Ski alpin: Weltmeisterschaft, Slalom, Herren, 2. Durchgang, Linus Straßer (M) aus Deutschland jubelt nach dem Gewinn der Bronzemedaille mit dem deutschen Skiteam.
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Straßers Bronze rettet deutsche WM-Bilanz in letzter Sekunde

Straßers Bronze rettet deutsche WM-Bilanz in letzter Sekunde

Ski-Löwe Linus Straßer konnte die erste alpine Ski-WM ohne Medaille seit 18 Jahren am letzten Renntag gerade noch abwenden. Er hielt dem Druck stand, viele andere DSV-Athleten aber nicht. Eine Bilanz der Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm.

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Den gesamten Sommer und den Winter haben die Athleten auf den Höhepunkt der Saison hingearbeitet: die Alpine Ski-WM in Saalbach-Hinterglemm. Etliche Stunden im Kraftraum und nicht weniger auf der Piste - alles, um auf den Punkt genau bereit zu sein, um bei der Weltmeisterschaft um die Medaillen mitfahren zu können. Denn nur um die geht es bei so einem Saisonhöhepunkt, oder?

Ja, Medaillen sind wichtig, das weiß DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier ganz genau. Aber er konnte auch ohne Medaille am Samstagnachmittag positive Dinge aus der Ski-WM ziehen. "Ich denke, wenn man über die gesamte WM drüber schaut, haben wir gar nicht so schlecht performt." Damit spielte er unter anderem auf Emma Aicher an. Die 21-jährige Allrounderin glänzte bei ihrer zweiten WM-Teilnahme.

Aicher und der Zwölferkogel - das passt

Die Piste am Zwölferkogel lag ihr, das zeigte sich schon in den ersten Abfahrtstrainings, und das bestätigte sich auch in den Rennen. Im Super-G wurde sie starke Sechste. Zwei Tage später wurde sie in der Abfahrt als Medaillenkandidatin gehandelt, obwohl sie den gesamten Winter nicht einmal in der Königsdisziplin gepunktet hatte. Und das zu Recht, denn mit Startnummer 30 ließ sie alle Fahrerinnen im Ziel noch einmal um ihre Topplatzierungen zittern und wurde am Ende wieder sensationell Sechste.

Diese Leistungen bestätigte sie in der Abfahrt der Teamkombination erneut: Sie wurde Zweite. In den Technik-Disziplinen lief es zwar nicht mehr so gut für das DSV-Talent, ihr Fazit fällt dennoch positiv aus: "Ich glaube, ich kann richtig stolz sein auf die erste Woche. Ich bin gut Ski gefahren und auch sehr zufrieden mit den Resultaten."

Speedteam "richtig schlecht"

Aicher war allerdings der einzige Lichtblick in den Speeddisziplinen. Kira Weidle-Winkelmann konnte sich mit den Pisten in Saalbach-Hinterglemm nicht so richtig anfreunden, das beste Einzel-Ergebnis war Rang zwölf in der Abfahrt.

Das stark gebeutelte Männer-Team blieb in allen Rennen abgeschlagen. Für Luis Vogt war seine WM-Premiere auch noch schmerzhaft, er stürzte im Super-G und schied in der Abfahrt aus. Simon Jocher war aufgrund von Fersenverletzung und Bandscheibenproblemen mit Schmerzmitteln unterwegs und Romed Baumann, der die Piste am Zwölferkogel eigentlich bestens kennt, kam nicht über Rang 20 hinaus. Das deutliche Fazit von Trainer Christian Schwaiger für das Speed-Team: "Richtig schlecht."

Positive Überraschung im Riesenslalom

Beim eigentlichen Sorgenkind des DSV, dem Riesenslalom, gab es dieses Mal dafür einen deutlichen Schritt nach vorne. Anton Grammel überraschte mit Laufbestzeit im zweiten Durchgang und einer Aufholjagd bis auf Platz zwölf: "Ich glaube, dass das jetzt ein Fingerzeig war."

Auch Lena Dürr zeigte im Riesenslalom überraschend auf. Sie wurde Neunte, ihr bestes Ergebnis in dieser Disziplin seit 14 Jahren. Allerdings auch das einzig wirklich schöne sportliche Erlebnis für Dürr bei dieser WM. Im Teamwettbewerb patzte sie, in der Team-Kombination verspielte sie die Top-Ausgangslage, die Emma Aicher zuvor geschaffen hatte. Und auch im Slalom blieb sie klar hinter den Erwartungen zurück. Rang acht war für Dürr, eine absolute Topfavoritin auf eine Medaille, enttäuschend. Das Fazit nüchtern: "Manchmal geht es einfach nicht."

Auch für den DSV gilt: Das Beste kommt zum Schluss

Nach der erneuten Nullnummer im Slalom am Samstag zeichnete sich ein Debakel für den DSV ab. Es drohte die erste WM ohne Medaille seit 18 Jahren. Doch, wie heißt es so schön, dass Beste kommt zum Schluss. In letzter Sekunde ließ Linus Straßer auch die deutschen Fans bei dieser Ski-WM endlich jubeln: Er holte Bronze.

Eine große Erleichterung für den deutschen Ski-Verband, von dessen möglicher Nullnummer sich Straßer aber überhaupt nicht hat beeinflussen lassen: "Ich mache das alles für mich, ich nehme die ganzen Strapazen auf mich, um dann auch den Erfolg für mich einzufahren. Letztendlich ist es dann auch meine Medaille, die ich gerne mit allen feiere."

Eine Medaille gab es am Ende also doch noch zu bejubeln für den DSV, die ganz große Misere konnte abgewendet werden. Im Medaillenspiegel liegt der DSV trotzdem weit abgeschlagen hinter den dominierenden Nationen wie der Schweiz (13 Medaillen) und Österreich (7 Medaillen). Vor allem die Schweizer waren in Saalbach-Hinterglemm in einer eigenen Klasse unterwegs, der Höhepunkt war der Dreifachsieg in der Team-Kombination der Männer. Aber auch Österreich schaffte es nach durchwachsenen Vorleistungen, pünktlich bei der WM zu liefern.

Maier: "Müssen uns mehr zutrauen"

Den letzten großen Willen und die Konsequenz ließen viele deutsche Athleten vermissen. So kritisiert auch Wolfgang Maier: "Wir müssen uns mehr zutrauen, dass wir auch in der Lage sind, das Podium zu attackieren. Das hat uns halt in der einen oder anderen Disziplin schon gefehlt. Das sieht man teilweise an der Körpersprache." Dann müssen die DSV-Athleten bei den Olympischen Winterspielen im kommenden Jahr vielleicht nicht bis zur letzten Sekunde um Edelmetall bangen.