Emma Aicher jubelt in Kvitfjell
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Ski-Alpin-Bilanz: Überraschende Erfolge, aber auch Tiefpunkte

Ski-Alpin-Bilanz: Überraschende Erfolge, aber auch Tiefpunkte

Die größte Erfolgsgeschichte der deutschen Ski-Alpin-Saison schreibt Emma Aicher. Die Bilanz für das deutsche Speed-Team der Männer fällt hingegen dramatisch aus. Hoffnung machen die Junioren-Weltmeister Felix Rösle und Benno Brandis.

Über dieses Thema berichtet: BR24Sport am .

Sie ist die größte Erfolgsgeschichte des vergangenen deutschen Ski-Winters: Emma Aicher hat es vom Talent zur Sieg-Läuferin geschafft. Die 21-Jährige fährt dabei alle vier Disziplinen. ARD-Experte Felix Neureuther hat davor größten Respekt: "Das Programm ist extrem", so Neureuther im "Sportschau-Wintersport-Podcast". "Sie ist die Einzige im kompletten Weltcup, die dieses Programm fährt. Sie liebt das Skifahren."

Aicher: Sensations-Siege, aber zu viel Risiko?

Die Athletin vom Skiclub Mahlstetten hat in der Abfahrt im norwegischen Kvitfjell und im Super-G von La Thuile ihre ersten Weltcup-Siege eingefahren. Aktuell ist die Schwachstelle der schnellen Allrounderin noch ihre Risikobereitschaft. Zehnmal schied Aicher in dieser Saison aus. Für Neureuther kein Grund zur Sorge: "Da muss man auch Zeit geben. Dass sie überhaupt Rennen gewinnen kann und aufs Podium fährt, ist schon toll." Das letzte Rennen der Saison, den Slalom in Sun Valley, brachte Aicher als 13. ins Ziel.

Durchwachsene Saison für Dürr und Straßer

Auf der "Greyhawk"-Piste holte Lena Dürr einen starken zweiten Platz, die Siegerin Mikaela Shiffrin überragte alle anderen. Damit fand Dürrs durchwachsene Saison ein versöhnliches Ende. Bei der WM in Saalbach-Hinterglemm wurde sie in ihrer Paradedisziplin, dem Slalom, nur Achte, aber mit vier Podestplätzen kommt die 33-Jährige auf dieselbe Bilanz wie vergangenen Winter.

Für Dürrs Slalom-Kollegen Linus Straßer ging die Formkurve über den Winter nach oben. Nach Rennen zum Vergessen zu Saisonbeginn wurde der 32-Jährige stärker und holte bei den Weltmeisterschaften Bronze. Eine ganz wichtige Medaille urteilt Neureuther: "Es war ein Zeichen für ihn, dass er bei Großereignissen eine Einzelmedaille gewinnen kann." Der ARD-Experte denkt in dieser Hinsicht auch an die Olympischen Winterspiele 2026.

Schmid tragisch, Grammel überraschend

Einen ganz bitteren Winter erlebte der Riesenslalom-Spezialist Alexander Schmid. Im Dezember schied der 30-Jährige mit einem Kreuzbandriss aus. Die Lücke, die Schmid hinterlassen hat, konnte aber Anton Grammel ansatzweise füllen: Etwas überraschend holte sich der 26-Jährige mehrere Top-15-Ergebnisse im Riesenslalom und im Super-G. Im Riesenslalom von Hafjell raste er im zweiten Durchgang sogar zur Laufbestzeit - und macht mit seinen Schwüngen Lust auf die nächste Saison.

Weidle-Winkelmann: Ziel verpasst

Speedfahrerin Kira Weidle-Winkelmann konnte ihr Potenzial diese Saison nicht abrufen. Zu fünf Top-Ten-Ergebnissen fuhr die 29-Jährige, für ein Podium oder eine WM-Medaille reichte es in diesem Winter nicht. In Sun Valley beendete die Athletin vom SC Starnberg die Saison mit einem elften Platz im Super-G.

Wunder Punkt: Speed Team der Männer

Die Problemzone im deutschen Skirennsport bleibt das Speed Team der Männer. Kein Fahrer konnte sich in diesem Winter etablieren und nur Romed Baumann schaffte es ins Weltcup-Finale. Luis Vogt und Simon Jocher hatten immer wieder mit Verletzungen und Schmerzen zu kämpfen, Jacob Schramm stürzte auf der Streif in Kitzbühel und verletzte sich an beiden Knien schwer.

Andreas Sander ist krankheitsbedingt ausgefallen und Dominik Schwaiger hat sich vom Leistungssport verabschiedet. Schon im letzten Jahr traten die Vorfahrer Josef Ferstl und Thomas Dreßen zurück und hinterließen eine Lücke, die bisher niemand füllen konnte.

Nachwuchs-Hoffnungen Brandis und Rösle

Aber es gibt Hoffnung. Der DSV hat in diesem Winter zwei Junioren-Weltmeister zu bieten. Felix Rösle in der Abfahrt und Benno Brandis im Super-G. Da das Abfahrts-Finale witterungsbedingt abgesagt werden musste, startete in Sun Valley nur Brandis und der zeigte bis zu seinem Ausscheiden ein vielversprechendes Rennen: "Der Bursche bringt schon sehr viel Potenzial mit", findet Neureuther, "seine stärkste Disziplin ist von den Punkten her eigentlich der Slalom. Aber er kann Riesenslalom fahren, Super-G und Abfahrt. Sowas hatten wir schon lange nicht mehr in Deutschland." Etwas bremst der Experte dann aber doch: "Man muss den Jungs noch Zeit geben, es ist jetzt noch nicht so, dass die nächstes Jahr schon voll attackieren werden."