Audi steckt in der Krise. Im vergangenen Jahr hat die Ingolstädter VW-Tochter knapp zwölf Prozent weniger Fahrzeuge verkauft als im Vorjahr. Insgesamt waren es rund 1,7 Millionen. Auch wenn die genauen Geschäftszahlen erst am Dienstag bekannt gegeben werden, ist jetzt schon klar, dass das vergangene Jahr den Handlungsdruck auf die Geschäftsführung erhöht hat.
Der Vorstand von Audi hat sich mit dem Gesamtbetriebsrat nun auf ein Sparprogramm geeinigt. Unter anderem sollen bis 2029 bis zu 7.500 Arbeitsplätze sozialverträglich abgebaut werden, das heißt ohne betriebsbedingte Kündigungen. Betroffen sind demnach die Standorte Ingolstadt und Neckarsulm. Man wolle inhaltlich die Stellen prüfen, daher lasse sich noch nicht genau sagen, welche Stellen dort betroffen sein werden, so Gesamtbetriebsratschef Jörg Schlagbauer.
Einigung auf Sparpaket - gestrichen wird im "indirekten Bereich"
Betriebsbedingte Kündigungen wären nicht möglich gewesen. Anders als beim Mutterkonzern VW hat Audi seine Beschäftigungsgarantie bis 2029 nicht aufgehoben, sondern sie wird jetzt sogar verlängert, bis zum 31. Dezember 2033. Die Geschäftsführung setzt auf Altersteilzeit und Vorruhestand.
Gestrichen werden soll im sogenannten "indirekten Bereich", also nicht in der Produktion. Auch sind – anders als bei Mercedes – keine Einschnitte bei den tariflichen Zahlungen vorgesehen. Die aktuellen Tariferhöhungen werden nicht verschoben. Sie kommen zum 1. April 2025 und zum 1. April 2026 wie vorgesehen, wie Schlagbauer betont. Zudem werden keine Bereiche des Unternehmens ausgelagert, wie es zur Diskussion stand. Auch die Präsenzpflicht für die Mitarbeiter kommt nicht.
Dafür müssen sich Beschäftigten allerdings auf "Anpassungen" der übertariflichen Zahlungen und bei den Gewinnbeteiligungen einstellen. Das kündigte Audi-Chef Gernot Döllner an. Er rechnet mit einer gewinnwirksamen Einsparung von einer Milliarde Euro pro Jahr in den nächsten drei bis fünf Jahren.
Audi-Mitarbeiter auf Betriebsversammlung informiert
Die Einzelheiten des Sparplans wurden heute auf einer Betriebsversammlung in Ingolstadt vorgestellt. Laut IG Metall haben rund 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran teilgenommen, auch über Zuschaltungen an anderen Standorten. So hart wie von der IG Metall zunächst befürchtet, ist das Sparprogramm nun nicht ausgefallen.
Bei der Arbeitnehmervertretung war gar von einer "Liste des Grauens" die Rede. Befürchtet wurden unter anderem ein Abbau von 9.000 Stellen, sowie Lohnkürzungen, Präsenzpflicht und Auslagerungen. Beide Seiten zeigten sich auf dem Mitarbeitertreffen mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Döllner: Audi "Richtung Zukunftsfähigkeit"
Vorstandschef Döllner geht davon aus, dass man mit dem Kompromiss das Unternehmen in Richtung Zukunftsfähigkeit ausbauen kann. Die Vereinbarung sei ein wichtiger Meilenstein. Damit stärke man die Wettbewerbsfähigkeit. Dazu gehört nicht nur der Sparplan. So sollen rund acht Milliarden Euro in die beiden Standorte Ingolstadt und Neckarsulm investiert werden, versprach Döllner. Geplant sind auch Neueinstellungen. Die Rede ist von 1.000 neuen Stellen, die "ingesourct" werden sollen, das heißt, aktuell sind sie ausgelagert.
Was die Beschäftigten am Stammwerk in Ingolstadt sicher gerne gehört haben, ist, dass dort ein weiteres Verbrenner-Modell gefertigt werden soll, um das Werk besser auszulasten. Laut der Pressemitteilung geht es um den Q3. Döllner sieht bei dem Modell einiges an Marktpotential. In Neckarsulm wird die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz für den gesamten Audi-Konzern ausgebaut. Der Betriebsratsvorsitzende des Audi-Standorts in Neckarsulm, Rainer Schirmer, hofft, dass sich nun die große Unsicherheit lösen wird, die man in den vergangenen Wochen bei den Mitarbeitern gespürt habe.
VW-Tochter in der Krise
Etwas mehr Ruhe, auch in der Vorstandsetage, kann der Konzern gut gebrauchen. In der Geschäftsführung gab es in den vergangenen Jahren zahlreiche Wechsel. Allein an der Spitze des Autobauers gab es seit 2018 drei Wechsel, von Bram Schot über Markus Duesmann nun zu Döllner. Und auch in anderen Vorstandsressorts drehte sich das Personalkarussell. Dabei steht die Ingolstädter VW-Tochter, wie die ganze Branche, vor zahlreichen Herausforderungen. Die Nachfrage ist schwach, die Konkurrenz aus China dagegen stark.
Im Audio: Audi verkündet Stellenabbau
Audi verkündet Stellenabbau
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!