Einen Monat die Abschlagszahlung für die Gasrechnung und ab März dann ein reduzierter Gaspreis für 80 Prozent des Verbrauchs – das sind die Vorschläge der Expertenkommission. Die würden den Bürgern schon helfen, sagt Thomas Engelke, Abteilungsleiter Energie und Bauen bei der Verbraucherzentrale Bundesverband. Aber sie helfen eben allen und nicht nur denjenigen, die diesen Schutz brauchen. Es sei leider zu stark das Prinzip Gießkanne, was mit diesen Empfehlungen aus der Kommission herausgekommen sei, kritisiert er im Energiegespräch in BR24 Radio.
Damit stimmt Engelke in die allgemeine Kritik vieler Ökonomen ein. Aber er zeigt auch Verständnis. Die Kommission hätte lieber sozial differenzierte Direktzahlungen empfohlen, wie die Experten das selbst genannt haben. Doch es gäbe kein Instrument, keinen Mechanismus dafür.
Moratorium für Zahler, die Energierechnungen nicht bezahlen können
Einen solchen Mechanismus fordert die Verbraucherzentrale Bundesverband schon seit längerem. Am sinnvollsten hält es Thomas Engelke, das über die Steuerbehörden abzuwickeln. Sie hätten die Möglichkeit, bis zu 99 Prozent der Bevölkerung zu erreichen. Das Finanzministerium habe auch schon einen Vorschlag ausgearbeitet, aber der ist noch nicht umgesetzt worden. Eine Abwicklung über die Krankenkassen, wie das in der Schweiz gemacht wird, habe sich als schwierig erwiesen, erklärt Engelke.
Trotz aller staatlichen Hilfen rechnet die Verbraucherzentrale damit, dass es Menschen geben wird, die ihre Energierechnungen nicht bezahlen können. Damit sie im Winter nicht im Dunkeln sitzen und frieren müssen, fordert Thomas Engelke ein Moratorium, also einen Zahlungsaufschub.
Beratung im Notfall
Es ist ihm allerdings auch klar, dass die Belastung daraus nicht die Energieversorger alleine tragen können. Denn auch sie leiden ja unter den hohen Kosten und einige haben schwerwiegende finanzielle Schwierigkeiten. Auch hier hofft er auf staatliche Hilfe, eine angemessene Unterstützung der Regierung.
Wer jetzt schon absehen kann, dass er die Energiekosten nicht mehr tragen kann, dem empfiehlt der Verbraucherschützer, sich beraten zu lassen. In den einzelnen Bundesländern gebe es unterschiedliche Projekte, oft runde Tische, wo sich die Kommunen, die Energieversorger, Energieberater mit den Betroffenen zusammensetzen und individuell nach Lösungen suchen. Ganz unabhängig von der Energiekrise empfiehlt er bei finanziellen Engpässen auch die Schuldnerberatung.
Gas und Strom sparen
Neben den konkreten, gezielten Hilfen für die Verbraucher muss aber vor allem auch weiter Energie gespart werden. Diesem Appell schließt sich die Verbraucherzentrale an. Dazu müssten alle ihren Anteil beisteuern. Industrie, Handel, Gewerbe, die öffentliche Verwaltung, aber eben auch die privaten Haushalte.
Ganz wichtig sei, dass nicht nur Gas, sondern auch Strom gespart wird. Denn dann müsste seltener mit Gas Strom erzeugt werden, was sich deutlich am Preis bemerkbar machen würde. Derzeit wird der Strompreis vom teuersten Energieträger bestimmt. Alle sollten jetzt so viel sparen wie "es irgendwie geht", damit schone man auch seinen eigenen Geldbeutel.
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