Anlagen zur Rohölverarbeitung auf dem Gelände der PCK-Raffinerie GmbH am Abend. Die Raffinerie in der Uckermark im Nordosten von Brandenburg versorgt große Teile des Nordostens Deutschlands mit Treibstoff. Sie gehört mehrheitlich zwei Töchtern des russischen Staatskonzerns Rosneft. Bis Ende 2022 verarbeitete PCK vor allem Rohöl aus Russland. Die Bundesregierung beschloss im Zuge der Sanktionen wegen des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine einen Verzicht auf russisches Öl. Als Alternative kommt Öl über Danzig und Rostock sowie aus Kasachstan. Der Bund verhängte im September 2022 eine Treuhandverwaltung über Rosneft Deutschland und RN Refining & Marketing, die Mehrheitseigner von PCK. Dies begründete er mit einer drohenden Gefahr für die Versorgungssicherheit in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine.
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Große Mengen Öl erreichen über Russland und die Druschba-Pipeline die ostdeutsche Raffinerie in Schwedt.

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Gas und Öl aus Russland: Ganz ohne geht es anscheinend nicht

Gas und Öl aus Russland: Ganz ohne geht es anscheinend nicht

Die Umstellung der Energieversorgung, um wegen des Ukraine-Krieges auf Gas und Öl aus Russland zu verzichten, war für Deutschland besonders schwierig. Zu groß war die Abhängigkeit. Doch auf Umwegen kommen russisches Gas- und Öl immer noch ins Land.

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Bis zu 80 Prozent des Erdgases, das in Deutschland verbraucht wurde, kam früher über Pipelines aus Russland. Der Gasverbrauch war in Deutschland auch noch besonders hoch, da es so günstig war zum Heizen, aber auch für die Industrie. Das hat sich geändert, auch, weil Russlands Präsident Putin diesen Gashahn abgedreht hat. Mit Tankschiffen gelangt aber verflüssigtes Erdgas (LNG) immer noch von Russland nach Europa und auch nach Deutschland. ARD-Recherchen ergaben, dass mindestens vier Prozent des deutschen Bedarfs damit gedeckt werden.

Auch russisches Erdöl kommt nach Deutschland

Außerdem gibt es Berechnungen des Statistischen Bundesamts, wonach per Schiff auch russisches Erdöl auf dem Umweg über Indien in die EU und nach Deutschland gelangt. Indien kaufte zum Vorzugspreis viel mehr Öl in Russland und profitierte damit indirekt von den westlichen Sanktionen gegen Putin.

Große Mengen Öl erreichen über Russland und die Druschba-Pipeline zudem die ostdeutsche Raffinerie in Schwedt. Dieses Öl stammt angeblich ausschließlich aus Kasachstan und soll von Russland nur durchgeleitet werden. Das ist aber schwer zu überprüfen, da Kasachstan von der Regierung in Moskau politisch und wirtschaftlich abhängig ist.

Kasachstans enge Bindung an Russland rührt unter anderem von der Mitgliedschaft in der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU), zu der auch eine gemeinsame Zollunion mit Russland gehört.

Russisches und kasachisches Rohöl vor dem Transport teilweise vermischt

Auch wenn beispielsweise Unternehmen in Indien oder in China Öl aus Kasachstan und Russland kaufen, lässt sich die Herkunft häufig nicht ohne weiteres feststellen. Die Öl-Tanker werden meist in russischen Schwarzmeer-Häfen befüllt. Dort werden Ölsorten zum Teil aus unterschiedlichen Gründen gemischt, etwa um eine bestimmte Qualität zu erhalten.

Ein entscheidender Unterschied ist, dass Russland für seine Energielieferungen keine US-Dollar oder Euro mehr entgegennimmt - wegen der westlichen Sanktionen. Ein Ausschluss aus Zahlungssystemen (wie etwa Swift für den Dollar) und das Einfrieren russischer Zentralbankbestände in Fremdwährungen haben dazu geführt, dass Russland sich in Rubel bezahlen lässt. Auch die chinesische Währung Yuan ist willkommen.

Für Kasachstan sind Euro und Dollar dagegen besonders wertvolle Devisen, um damit westliche Waren zu kaufen. Inwieweit die frühere Sowjetrepublik sich dabei mit Russland austauscht, ist unklar.

Eine Möglichkeit für Kasachstan, Öl ohne Russland nach Europa zu liefern, ist über den Südkaukasus, mithilfe der Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline (BTC). Dabei führt der Weg über Aserbaidschan, Georgien und die Türkei nach Südeuropa an die Küsten des Mittelmeers, zum Beispiel nach Italien und seinem Öl-Hafen in Triest.

Wie kommt verflüssigtes Erdgas (LNG) von Russland nach Deutschland?

Beim Erdgas ist für Russland der Weg über Pipelines versperrt. Die frühere Belieferung über die Ukraine ist wegen des Kriegs nicht mehr möglich und die Nord-Stream-Pipeline in der Ostsee wurde zerstört. Dafür werden aber immer mehr Terminals für Flüssiggas-Schiffe gebaut, die auch mit Gas aus Russland betankt werden können. Das geschieht zum Teil nach alten Lieferverträgen, welche die europäischen Unternehmen lange Zeit vor dem Ukraine-Krieg bereits geschlossen haben und die teilweise noch weitergelten.

Der deutsche Gashändler SEFE (Securing Energy for Europe) spielt dabei eine zentrale Rolle. Als Gazprom Germania war das Unternehmen vorher fest in russischer Hand und kontrollierte einen Großteil der deutschen Erdgasspeicher und des damit verbundenen Gasnetzes. Wegen des Ukraine-Kriegs musste Gazprom Germania von der Bundesregierung verstaatlicht werden, um die Energieversorgung in Deutschland sicherzustellen. Das geschieht nun zum Teil eben auch mit LNG aus Russland.

Laut Statista kam im ersten Halbjahr 2023 aber nur etwa ein Zehntel des Erdgases von LNG-Tankschiffen, der Rest aus Pipelines, die ihren Ursprung in Norwegen haben oder in den Niederlanden und in Belgien. Gerade in Belgien kann es aber sein, dass es dort zu einer Beimischung von russischem LNG-Gas kommt, das dann über Pipelines nach Deutschland weitergeleitet wird. Bei Statista heißt es dazu, dass bei anderen Transportrouten (außerhalb der Pipelines) aus dem Osten ein Bezug aus Russland naheliegt.

Nach ARD-Recherchen stammen etwa vier Prozent des hierzulande eingelagerten Erdgases direkt aus russischen Tankschiff-Lieferungen, und eine unbestimmte Menge indirekt aus Häfen wie dem belgischen Brügge.

Menge des russischen Öls noch schwerer zu beziffern

Um wie viel geht es sonst noch? Beim Öl kann man davon ausgehen, dass vor dem Ukraine-Krieg etwa 30 Prozent des Bedarfs von Russland gedeckt wurden, wobei ein Großteil über die Druschba-Pipeline aus Osteuropa geliefert wurde. Damit wurden neben der Raffinerie in Schwedt auch das Chemiewerk und die Raffinerie in Leuna versorgt, für die es inzwischen französische Lieferanten gibt.

Daneben gab es Lieferungen von Raffinerieprodukten wie Diesel und Heizöl aus Russland, die aber inzwischen so gut wie versiegt sind. Russland braucht seinen Diesel-Kraftstoff für die Kriegsführung in der Ukraine, wo es selbst nun einen stark erhöhten Bedarf hat.

Hat die EU ihr Ziel erreicht, Russland im Ukraine-Krieg wirtschaftlich zu schwächen?

Ziel der EU-Sanktionen war es, den Anteil russischen Öls um mindestens 90 Prozent zu reduzieren. Zusätzlich sollte ein Preisdeckel mit einem Höchstpreis, zu dem russisches Öl fortan verkauft werden durfte, Putin das Geschäft verderben. Beide Ziele sind zumindest aus europäischer Sicht wohl weitgehend erreicht worden. Aber Russland hat sich außerhalb Europas neue Märkte erschlossen.

Wegen des Preisdeckels für russisches Öl, den die EU zusammen mit anderen westlichen Ländern durchsetzen wollte, schlugen nicht nur indische Händler zu. Auch Saudi-Arabien, von dem man meinen sollte, dass es selbst Öl im Überfluss hat, kaufte massenhaft verbilligtes Rohöl in Russland ein - wegen des Preisunterschieds.

Ein sehr wichtiger Abnehmer für russisches Öl war auch China, das von dieser einseitigen Energiepartnerschaft profitierte. Gleichzeitig begrenzten die Staaten des Ölförderkartells Opec unter Führung von Saudi-Arabien ihre eigenen Mengen, um die Preise weltweit stabil zu halten. Davon, dass die Ölpreise verhältnismäßig hoch blieben, konnte indirekt auch Russland profitieren. Vereinfacht gesagt sorgte der Zusammenhalt der sogenannten BRIC-Staaten, zu denen Brasilien, Russland, Indien und China zählen, für eine aus ihrer Sicht günstige Energieversorgung und dafür, dass die westlichen Sanktionen Russland nicht so hart trafen.

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