Ein Montageband in der Autofertigung. Mehrere Karosserien werden zur Weiterverarbeitung vorbereitet.
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Autoindustrie vs. Bundesregierung: Kommt neue E-Auto-Kaufprämie?

Autoindustrie vs. Bundesregierung: Kommt neue E-Auto-Kaufprämie?

Nach dem Start der Bundesregierung hoffen nun viele Autohersteller, dass der Koalitionsvertrag zügig umgesetzt wird. Die Politik verspricht umfangreiche Hilfen, auch beim Thema E-Auto. Doch nicht jede gilt als hilfreich.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Wenn die Reihenfolge im Koalitionsvertrag ein Zeichen für die Priorisierung der Themen der Bundesregierung ist, kann sich die Wirtschaft berechtigt Hoffnung machen. Gleich zu Beginn des Vertrags wird "ein neues Wirtschaftswachstum" versprochen. Auch die Elektromobilität soll gefördert werden.

Versprochene Kaufprämien sorgen für gemischte Gefühle

Die neue Bundesregierung will sich nicht auf ein Quotenziel festlegen lassen, wie viele Elektroautos sie bis wann auf den Straßen haben will. Doch immerhin spricht man sich im Koalitionsvertrag für die "weitere Elektrifizierung der Fahrzeugflotten" aus. Erreicht werden soll dies unter anderem mit neuen Kaufanreizen für Elektroautos, abgekürzt "BEV". Doch Umweltprämien, wie es sie bis Ende 2023 gab, wollen viele Hersteller offensichtlich gar nicht mehr, wie zurückhaltende Äußerungen des Branchenverbands VDA zeigen.

Und auch BMW-Chef Oliver Zipse hat schon vor ein paar Wochen bei der Bilanzpressekonferenz klar Stellung bezogen. Man sei gegen eine BEV-Förderung. Sobald man sie wieder eingeführt habe, müsse man schon überlegen, wie man da wieder rauskomme. Jede Form von Marktverzerrung, die heute schon so angelegt ist, dass sie irgendwann mal wieder beendet wird, sei nicht richtig, so der BMW-Chef.

Andere Hilfen werden von der Industrie begrüßt

Im Koalitionsvertrag wird der Autoindustrie und ihren Kunden aber noch mehr versprochen: Eine steuerliche Begünstigung von Dienstwagen durch eine Erhöhung der Bruttopreisgrenze bei der steuerlichen Förderung von Elektroautos auf 100.000 Euro sowie Sonderabschreibungsmöglichkeiten. Daneben soll die Befreiung von Kfz-Steuern für E-Autos bis zum Jahr 2035 verlängert werden. Geplant ist zudem ein Programm für Haushalte mit kleinem und mittlerem Einkommen aus Mitteln des EU-Klima-Sozialfonds. So soll der Umstieg auf klimafreundliche Mobilität gezielt unterstützt werden, wie es heißt.

Gefördert werden sollen aber nicht nur reine Elektroautos, sondern auch Plug-in-Hybride, die sowohl von Elektro- als auch von Verbrennungsmotoren angetrieben werden, sowie Elektrofahrzeuge mit sogenannten "Range Extendern". Auch mit diesen Antrieben wird die Reichweite von Autos erhöht, indem zum Beispiel ein Verbrennungsmotor einen Generator antreibt, der wiederum Strom für den Elektromotor erzeugt. Begrüßt wird von der Industrie auch die beabsichtigte Erhöhung der Pendlerpauschale und der geplante beschleunigte Ausbau eines - wie es heißt – "flächendeckenden, bedarfsgerechten und nutzerfreundliche" Ladenetzes.

Bessere Ladeinfrastruktur gefordert

Gerade dies wird von der Branche sehnsüchtig erwartet, aber auch von Autofahrern, die auf ein öffentliches Ladenetz angewiesen sind. Neben einem Mehr an Ladesäulen wünscht man sich seit Langem transparentere und einheitliche Preise an den Stromtankstellen. Überhaupt: Die Energiepreise, die sollen auch sinken. Allerdings weist man beim Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller VDIK darauf hin, dass eine Senkung des Strompreises um fünf Cent pro Kilowattstunde wohl nicht ausreichen wird, da auch dann noch der Energiepreis überproportional hoch sei.

Auch der VDA prangert die hohen Preise an, die vor allem beim öffentlichen Laden verlangt werden. Das koste in der Regel zwischen 60 und 90 Cent je Kilowattstunde und damit zwei bis drei Mal mehr als beim privaten Laden daheim, so die Kritik. Auch innerhalb des Angebots an öffentlichen Ladepunkten könne es eine enorme Preisdifferenz über die Orte, Anbieter und Tarife hinweggeben.

Die Zeit drängt

Doch egal, wie die Bundesregierung die Elektromobilität nun unterstützen will, sie müsse jetzt liefern, heißt es beim VDIK. Noch vor der Sommerpause sollten die konkreten Maßnahmen bekannt sein. Denn die anhaltende Unklarheit sorgt für weitere Zurückhaltung bei den Kunden. Auch der VDA fordert eine schnelle und unkomplizierte Umsetzung der Vorhaben.

Beide Verbände beklagen allerdings, dass im Vertrag vieles nur vage formuliert ist. Man brauche jetzt konkrete Maßnahmen, fordert VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Allerdings ist dann noch die Frage zu klären, wie die Bundesregierung einzelne Vorhaben finanzieren will.

Dieser Artikel ist erstmals am 10.5.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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