Elektroauto beim Laden
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Mehr Effizienz – löst Technik unser Klimaschutzproblem?

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Mehr Effizienz – löst Technik unser Klimaschutzproblem?

Mehr Effizienz – löst Technik unser Klimaschutzproblem?

Auto, Kühlschrank, Waschmaschine - alles wird effizienter. Das könnte helfen, viel Energie einzusparen. Wir erklären, warum das nur bedingt gelingt, und was wirklich helfen würde.

Die FDP hat einen Glaubenssatz, der dem Parteichef so wichtig ist, dass er ihn an den Anfang seiner Parteitagsrede Ende April setzt: "Unser Leitbild im Klimaschutz: keine Verbote, kein Verzicht, sondern Technologie", ruft FDP-Chef Christian Lindner von der Bühne und bekommt dafür viel Applaus. Klimaschutz allein durch Technik ist verlockend. Darin schwingt die Möglichkeit mit, so weitermachen zu können wie bisher, wenn nur die Technik da ist, die die Probleme löst.

LEDs brauchen ein Zehntel einer Glühbirne

Es geht um große Erfindungen, die irgendwann kommen sollen. Aber auch darum, vorhandene Technik effizienter und damit klimafreundlicher zu machen. Das ist schon in vollem Gange. Weitgehende Effizienz gibt es etwa bei der Beleuchtung: LEDs haben ein Zehntel des Energiebedarfs einer Glühbirne. Ein kleiner Kühlschrank mit Gefrierfach verbraucht heute etwa die Hälfte des Modells von 1990. Und auch Heizungen sind, wenn auch deutlich weniger, effizienter geworden. Hat das den Klimaschutz vorangebracht?

Haushalte verbrauchen mehr Energie als 1990

Haushalte verbrauchten 2022 sogar vier Prozent mehr Endenergie als 1990. In die Endenergie fließt der gesamte Haushaltsverbrauch ein, auch das Heizen. Woran liegt das? Die Wohnfläche pro Kopf habe zugenommen, es gebe deutlich mehr Einpersonenhaushalte, die komplett mit Haushaltsgeräten und Kommunikationstechnik ausgestattet sind, sagt Matthias Weyland vom Umweltbundesamt im Gespräch mit BR24. Und es gibt den sogenannten Rebound-Effekt, der besage, dass Produkte energieeffizienter werden, "aber gleichzeitig auch das Verhalten angeregt wird, gegebenenfalls mehr Produkte zu kaufen oder sie auch länger laufen zu lassen".

Fernseher-Größe verdoppelt

Bei den Fernsehern werden vor allem viel größere gekauft: Vor 30 Jahren hatte der Durchschnittsröhrenfernseher 72 Zentimeter Durchmesser. 80 Zentimeter waren maximal möglich. 2022 war der Durchschnitt beim Verkauf 55 Zoll, also 139,7 Zentimetern. Fernseher waren damit fast doppelt so groß. "Die werden zwar relativ betrachtet effizienter, aber was den absoluten Energieverbrauch angeht, verbrauchen sie deutlich mehr Energie", sagt Matthias Weyland vom Umweltbundesamt.

Verkehr: Motoren effizienter – Verbrauch geht trotzdem kaum zurück

Auch im Verkehr gibt es diesen Effekt. Zwar gibt es einen leichten Rückgang beim Verbrauch, sagt Mobilitätsforscher Prof. Andreas Knie vom Wissenschaftszentrum Berlin: "Gemessen an den Möglichkeiten, die die Motoren bieten, könnte er viel deutlicher zurückgehen". Ein Durchschnittsverbrauch von zwei bis drei Litern sei möglich. Der Grund: Vor allem das Gewicht der Autos. Das Umweltbundesamt sieht auch die technische Ausstattung als Energiefresser. Mobilitätsforscher Knie glaubt, "mit mehr Technik werden wir unsere Klimaprobleme nicht lösen".

Homeoffice wirkt beim Klimaschutz im Verkehr

"Wir müssen uns verändern", sagt Knie. "Und das haben wir tatsächlich auch getan". Viele Menschen hätten mittlerweile ein Bewusstsein für das Thema Klimaschutz durch das eigene Verkehrsverhalten entwickelt. Seit der Corona-Pandemie seien die mit dem Auto gefahrenen Kilometer zurückgegangen. Der Hauptgrund dafür sei sicher Homeoffice. 25 Prozent der arbeitenden Bevölkerung gehen an 2,5 Tagen in der Woche nicht mehr ins Büro, erklärt der Mobilitätsforscher. Das mache sich bemerkbar in den Städten, aber auch in ländlichen Regionen. Und es sei eine Chance, die Klimaziele im Verkehr doch noch zu erreichen.

Umweltbundesamt: Politik sollte den Rahmen schaffen

Homeoffice wurde in der Pandemie mit Verordnungen durchgesetzt. Mittlerweile gibt es kein Recht mehr darauf. Das Arbeitsministerium erklärt, ein Gesetz dazu gebe es "noch nicht". Auch die meisten Energiesparmaßnahmen, die nach dem Ende der Gasversorgung durch Russland entschieden wurden, sind wieder aufgehoben. 2022 und 2023 wurden etwa die Beleuchtung von Denkmälern eingestellt, das Auf-den-Gehsteig-Heizen im Winter untersagt, viele Haushalte sparten freiwillig aus Angst vor Heiz- und Stromkosten. Das habe deutliche Wirkung gezeigt, sagt Matthias Weyland vom Umweltbundesamt.

Der Stromverbrauch war 2022 der niedrigste seit 2008. "Das zeigt einfach, wenn dann auch politische Maßnahmen und Instrumente erlassen werden und eine Bereitschaft in der Bevölkerung da ist, Energie zu sparen, dann kann das funktionieren." Das Umweltbundesamt spricht sich dafür aus, dass einige der Maßnahmen aus den Krisenwintern verlängert oder reaktiviert werden.

Warum überhaupt Energie sparen?

Ein Prozent weniger Energieverbrauch bedeute, rund 20 Terawattstunden einzusparen, erklärt Weyland. Das entspreche der Kapazität von 5.000 Windrädern. Das Umweltbundesamt empfiehlt der Politik, auf konkrete Einsparungen wie in den vergangenen Jahren zu setzen. Weniger auf ferne Technik, auf die die FDP hofft.

Verbraucher sollten auf die energieeffizienteste Variante setzen, empfiehlt Weyland. Denn die spare oft doppelt so viel ein wie die zweitbeste Energieklasse. Das wirke sich mit Blick auf die Lebensdauer etwa einer Waschmaschine auch im Geldbeutel aus. Außerdem empfehle sich die Frage vorm Elektroartikelkauf: "Brauche ich dieses oder jenes Produkt wirklich oder lässt sich das nicht anders erreichen?" Auch diese Frage könnte sich auf der Stromrechnung bemerkbar machen.

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