Pflegerin gibt Frau ein Wasserglas
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"Pflegefinder": Wie gut läuft die Online-Börse für Pflegeplätze?

"Pflegefinder": Wie gut läuft die Online-Börse für Pflegeplätze?

Vor einem Jahr hat Bayern eine Online-Suchmaschine für Pflegeplätze gestartet. Das Gesundheitsministerium sieht sich damit in einer bundesweiten Vorreiterrolle. Was Verbände dazu sagen und wie gut das Tool inzwischen angenommen wird.

Über dieses Thema berichtet: Wirtschaft kompakt am .

Sich mit wenigen Mausklicks einen Überblick verschaffen, welche Pflegeangebote es in der Umgebung gibt: Das soll die Online-Suchmaschine "Pflegefinder" (externer Link) leisten. Idealerweise können Pflegebedürftige und ihre Angehörigen auch direkt mit Einrichtungen Kontakt aufnehmen, um sich auf einen freien Platz zu bewerben.

Nach Einschätzung von Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) hat sich der Pflegefinder positiv entwickelt. Inzwischen seien dort 2.112 Anbieter aus der stationären und ambulanten Pflege auffindbar, erklärt Gerlach. Das sei immerhin die Hälfte der rund 4.200 Pflege-Anbieter in Bayern. Gerlach ist deshalb überzeugt: "Das ist eine gute Bilanz für das erste Jahr seit der Gründung des Pflegefinders."

Überblick über verschiedene Angebote

Nutzer bekommen verschiedene Bereiche angezeigt, unter denen sie auswählen können: von stationärer und ambulanter Pflege über hauswirtschaftliche Betreuung bis zu Hospiz-Plätzen. Auch Beratungsangebote werden aufgelistet, etwa Pflegestützpunkte oder Fachstellen für pflegende Angehörige.

Gemischtes Echo von Sozialverbänden

Verbände, die sich für die Anliegen von Pflegebedürftigen einsetzen, ziehen eine gemischte Bilanz zum Pflegefinder. Der Sozialverband VdK Bayern hält es grundsätzlich für positiv, dass der Freistaat die Suchmaschine in Auftrag gegeben hat. Die Berliner Privatfirma Recare GmbH erhielt für die Entwicklung vor zwei Jahren einen Förderbescheid der Staatsregierung über 291.000 Euro.

Der VdK sieht aber noch Verbesserungsbedarf. So fordert der Sozialverband eine Pflicht für alle Pflegeeinrichtungen, ihre Angebote dort sichtbar zu machen. Auch komme es zu oft vor, dass es keine aktuellen Angaben über die Verfügbarkeit gibt, stellt Yvonne Knobloch fest, Ressortleiterin beim VdK Bayern. Doch ohne aktuellen Informationen "haben die Ratsuchenden keine Erleichterung bei der Suche nach Versorgungsanbietern", kritisiert Knobloch.

Ganz ähnlich ist die Einschätzung des Verbands "Wir pflegen e.V.". Auch dessen Verbands-Vorstand Sebastian Fischer wünscht sich, dass Pflegeanbieter zur Teilnahme verpflichtet werden. Nur so bekämen die Nutzer "einen vollständigen Marktüberblick". Und "Wir pflegen" wünscht sich, ebenso wie der VdK, aktuelle Angaben zur Verfügbarkeit von Pflegeplätzen. Insgesamt aber hält der Verband die Initiative aus Bayern für eine deutliche Verbesserung: "Ein Beispiel für andere Bundesländer und Regionen".

Diakonie: Wo es kaum Plätze gibt, hilft auch kein Suchtool

Ein weiteres Problem sieht die Diakonie Bayern, die zahlreiche Pflegedienste und Heime betreibt. "Wir sprechen über einen Bereich, wo die Nachfrage die Kapazität übersteigt", erklärt Sandra Schuhmann, die im Vorstand der Diakonie Bayern den Bereich Pflege betreut. Vor allem wegen des Mangels an Pflegepersonal sei es sehr schwer, genug Pflegeplätze anzubieten. Doch wo keine Plätze zu finden seien, helfe auch ein Online-Suchtool nicht viel weiter.

Grundsätzlich aber hält auch die Diakonie-Vorständin den Pflegefinder für eine gute Sache. Er sei ein leicht bedienbares Angebot, um sich grundsätzlich über Pflegeangebote zu informieren: "Alles, was den Menschen erleichtert, einen Zugang ins Pflegesystem zu finden, ist gut", resümiert Schuhmann.

Werbekampagne soll Nutzerzahlen steigern

Seit dem Start vor gut einem Jahr hat es nach Angaben des Ministeriums rund 37.000 Seitenaufrufe gegeben, 900 Nutzer haben sich registriert. Die Pflege-Anbieter, die auf der Online-Seite vertreten sind, hätten insgesamt rund 1.400 Anfragen erhalten. Gesundheitsministerin Gerlach bewertet das als "gute Zahlen", auch wenn es in Bayern mehr als 630.000 pflegebedürftige Menschen gibt.

Gerlach will die Zahl der Einrichtungen, die sich auf dem Pflegefinder präsentieren, ebenso steigern wie die Nutzerzahlen. Dazu will ihr Ministerium nicht nur auf Social-Media-Kanälen für die Online-Plattform werben, sondern auch mit Info-Material, das über Krankenhaus-Sozialdienste, Kommunen oder Landratsämter verbreitet werden soll.

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