Der Schlachthof in Bamberg von oben.
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Große Gewinne hat der Bamberger Schlachthof in den vergangenen Jahren nicht erzielt, so der Wirtschaftsreferent der Stadt Bamberg.

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Schlachthöfe in Not: Wie viele Betriebe braucht eine Region?

Schlachthöfe in Not: Wie viele Betriebe braucht eine Region?

Der Fleischkonsum sinkt und immer wieder stehen Schlachthöfe in der Kritik. Zudem steigt die finanzielle Belastung für Betriebe. Der Kronacher Schlachthof musste in diesem Jahr schließen. Und auch andere Schlachthöfe in Nordbayern haben Probleme.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Auf dem alten, großen Schlachthof-Areal mitten in Bamberg riecht es intensiv nach Fleisch und geschlachteten Tieren. Schon am Vormittag herrscht auf dem Gelände viel Verkehr. Tiertransporter aus ganz Bayern fahren durch das Tor des Bamberger Schlachthofs und liefern Schweine und Rinder mithilfe von Laderampen zur Schlachtung ab. Rund 300.000 Schweine und 40.0000 Rinder werden im Bamberger Schlachthof pro Jahr verarbeitet. Diese Menge sei laut Stadt notwendig, um den Schlachthof wirtschaftlich zu betreiben. Große Gewinne habe der Betrieb in den vergangenen Jahren trotzdem nicht erzielt, sagt Stefan Goller, Wirtschaftsreferent der Stadt Bamberg.

Schlachthof Bamberg sei wichtig für die Versorgung in Nordbayern

Man müsse froh sein, wenn der Schlachthof kostendeckend betrieben werden kann. "Wenn man ehrlich ist, würde eine Stadt wie Bamberg heute nicht auf die Idee kommen, einen Schlachthof zu betreiben", meint Goller. Der Schlachthof sei aber seit 120 Jahren im Eigentum der Stadt, deshalb habe Bamberg die Aufgabe und Verantwortung, die Arbeitsplätze und die Versorgungsfunktion aufrechtzuerhalten, so Goller. Ein regionaler, mittelgroßer Schlachthof wie dieser sei wichtig für die Versorgung in ganz Nordbayern. Wenn dieser Betrieb schließt, würde sich wahrscheinlich kein Betreiber für einen neuen Schlachthof finden, weil die Kosten für einen Neubau zu hoch seien.

Das städtische Unternehmen schluckt viel Geld: Rund fünf Millionen Euro müssen laut Stadt in den kommenden Jahren auf dem denkmalgeschützten Areal investiert werden. Wie viel Fördermittel der Schlachthof dafür vom Freistaat bekommt, ist noch offen. Eventuell müsste die Stadt Geld zuschießen. Ob und wie viel Geld von der Stadt benötigt werde, soll eine Machbarkeitsstudie zeigen, die im kommenden Jahr dem Stadtrat präsentiert wird, heißt es von der Geschäftsführung der Schlachthof Bamberg GmbH.

In Bamberg soll der Emissionsschutz verbessert werden

Der Emissionsschutz soll laut Stadt als erstes verbessert werden, denn die Anwohner beschweren sich über Gerüche, die vom Schlachthofgelände zu ihnen ziehen. Gerda Goschenhofer wohnt genau gegenüber in einer gepflegten Neubausiedlung. Eine hohe Parkgarage trennt die Wohnanlage von der Straße zum Schlachthof. Und trotzdem fühlen sich die Anwohner durch den Geruch und Lkw-Verkehr gestört. Außerdem fürchten sie, dass durch den Erhalt des städtischen Betriebes Steuergelder falsch verwendet werden. "Wir hätten gerne was, das dem Stadtviertel zugutekommt. Vielleicht auch eine Mischform aus Gewerbe oder Gastronomie", so Goschenhofer. Dieser Schlachthof sei für die Welterbe-Stadt zu groß und die Nachfrage nach Fleisch werde weiter zurück gehen, meint die Anwohnerin.

Eklat um Betrieb in Aschaffenburg – in Kronach ist Schluss

Die finanzielle Belastung für die fleischverarbeitenden Betriebe steigt und das Vertrauen der Kunden in Schlachthöfe dürfte durch Skandale weiter gesunken sein. Vor allem große Schlachtbetriebe wie Tönnies gerieten immer wieder in die Kritik. Erst in diesem Sommer erschütterte die Öffentlichkeit Aufnahmen von Tierquälerei am Schlachthof in Aschaffenburg. Die Stadt Aschaffenburg kündigte daraufhin den Pachtvertrag mit dem Betreiber.

Auch in Kronach musste der Schlachthof in diesem Jahr schließen. Aufgrund finanzieller Probleme machte der Betrieb rund einen Monat nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens komplett dicht. Die Aufträge seien ausgeblieben und die Infrastruktur sei marode gewesen. Grundsätzlich hätten im Kronacher Betrieb maximal 300 Tiere am Tag geschlachtet werden können. Zuletzt seien diese Kapazitäten in der Regel nicht einmal bis zur Hälfte ausgelastet gewesen, so der Insolvenzverwalter. Zudem habe es auch einen kurzfristigen Rückgang von Aufträgen durch Urlaub und Betriebsferien bei Kunden gegeben. Hinzu komme ein erheblicher Investitions- und Reparaturrückstand.

Keine Wirtschaftlichkeit für kleine Schlachthöfe

In Hof existiert die Fleischzentrum Hof GmbH seit rund 30 Jahren. Damals hätten sich viele Metzgereien aus der Region zusammengetan und gemeinsam den Schlachthof ermöglicht, so Hannes Leucht von der E. Schiller Fleisch GmbH. "Natürlich merken auch wir, dass der Fleischkonsum in den vergangenen Jahren gesunken ist." Es sei ihnen allerdings gelungen, die Stückzahlen über die vergangenen Jahre stabil zu halten. In dem Betrieb werden pro Monat rund 30.000 Schweine geschlachtet, so Leucht. "Wir bedauern die Entwicklung regionaler Schlachthöfe, können jedoch auch nachvollziehen, dass die Wirtschaftlichkeit für viele kleine Schlachthöfe in den letzten Jahren nicht mehr gegeben ist."

Landwirt aus Unterfranken fürchtet längere Fahrtwege

Seitdem der Coburger und nun auch der Kronacher Schlachthof geschlossen sind, liefert Landwirt Dieter Reisenweber aus Unterfranken pro Jahr 20 Rinder an den Bamberger Schlachthof. Er betreibt in Untermerzbach im Landkreis Haßberge mit seinem Sohn einen Hof mit 75 Rindern. Die Tiere haben einen Laufstall mit automatischer Melkanlage und leben rund sieben Jahre auf dem Hof. "Für uns wäre das schon sehr wichtig, den Schlachthof in Bamberg zu erhalten. Der nächste wäre in Erlangen", sagt Reisenweber. Wenn nun auch dieser Schlachtbetrieb wegfalle, würden die Tiertransporte länger werden. Das bedeutet, höhere Kosten für Landwirt Reisenweber und für die Tiere mehr Stress.

Am Schlachthof in Kulmbach ist die Auslastung "entsprechend gut"

Doch es läuft nicht überall schlecht an den Schlachthöfen in Oberfranken. Da städtische Schlachthöfe nicht auf hohe Gewinne aus sind, sind sie für die kriselnde Fleischbranche von hoher Bedeutung. Auch der Kulmbacher Schlachthof ist in städtischer Hand. Hier scheint die aktuelle Auftragslage besser zu sein als anderswo in der Region. "Kleine, regionale Betriebe spielen eine immer entscheidendere Rolle in der Daseinsvorsorge", teilt eine Sprecherin der Stadt Kulmbach BR24 mit. Entsprechend gut sei laut Stadt die Auslastung des städtischen Schlachthofs. Über konkrete Zahlen wolle man sich aber nicht äußern.

Bauernverband setzt sich für Erhalt des Bamberger Schlachthofs ein

Mit einer Interessengemeinschaft setzt sich der Bayerische Bauernverband Oberfranken unterdessen gemeinsam mit der Fleischerinnung und dem Hotel- und Gaststättenverband für den Erhalt des Bamberger Schlachthofs ein. Denn die Schließung wäre ein Problem für viele in der Region, findet Dieter Heberlein vom Bayerischen Bauernverband. Die Tiere kommen aus ganz Bayern, aus einem Umkreis von 150 Kilometern.

"Es hängen eine Menge Arbeitsplätze dran. Die Stadt beschäftigt selbst 160 Leute und um den Schlachthof herum sind auch andere Betriebe, die auch nur vom Schlachthof leben können", erklärt Heberlein. Der Bauernverband habe vorgeschlagen, dass sich die Nachbarlandkreise von Haßberge über Coburg und Lichtenfels bis nach Forchheim in einem Zweckverband an den Kosten für den Bamberger Schlachthof beteiligen. Schließlich profitieren viele Landkreise davon, so Heberlein. Die Bereitschaft sei hierfür aber nicht besonders groß.

Nun soll eine Machbarkeitsstudie zeigen, wie rentabel der Schlachthof in Zukunft ist. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) habe dem Schlachthof Fördermittel in Aussicht gestellt. In nächster Zeit solle ein Plan mit den nötigen Investitionen für die Zukunft des Schlachthofs im Stadtrat vorgestellt und die bereits laufenden Verhandlungen mit Großkunden des Betriebs abgeschlossen werden.

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