Tafeln in Bayern am Limit: Staatsregierung gibt mehr Geld
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Tafeln in Bayern am Limit: Staatsregierung gibt mehr Geld

Tafeln in Bayern am Limit: Staatsregierung gibt mehr Geld

Immer mehr Menschen sind auf kostenlose Nahrungsmittel der Tafeln angewiesen. Das bringt die 173 Tafeln in Bayern in Not. Denn gleichzeitig gehen die Lebensmittelspenden zurück. Jetzt gibt es mehr Geld von der bayerischen Staatsregierung.

Über dieses Thema berichtet: Notizbuch am .

Geschäftiges Treiben bei der Ausgabestelle der Münchner Tafel am Westtor der Großmarkthalle. Während vor dem Eingang die ersten Gäste Schlange stehen, bestücken Dutzende Helferinnen und Helfer die Ausgabe. Kleinlaster liefern Ware: Obst, Gemüse, Brot, Käse und vieles mehr. Es wird ausgepackt, sortiert und auf langen Tischen hergerichtet.

Zu Besuch bei Münchner Tafel: Viele Jüngere packen mit an

Was auf den ersten Blick auffällt: Es sind viele jüngere Menschen, die hier anpacken. Bei den Ehrenamtlichen sei das Alter deutlich gesunken, erklärt Tafel-Pressesprecher Steffen Horak. "Vor der Pandemie hatten wir große Sorgen um den Nachwuchs, weil viele unserer Helfer schon seit Anbeginn dabei sind und dann nicht mehr so fit waren, um jede Woche im Einsatz zu sein", sagt er. "Dann kam die Pandemie und wir haben einen Hilferuf in den sozialen Medien gestartet." Große Hoffnung hätten sie nicht gehabt. Doch innerhalb einer Woche hätten sich etwa 3.000 Menschen gemeldet. "Studierende, Flugbegleiterinnen, Piloten, alles Berufstätige, die nicht mehr zur Arbeit gehen konnten im Lockdown", sagt Horak. "Und viele von denen sind geblieben."

Samstags geöffnet - weil viele Helfer berufstätig sind

Und sie kommen bei jedem Wetter. Bei Kälte wie jetzt, bei Regen, Schnee oder eben auch im Sommer bei großer Hitze. Dass an der Ausgabestelle bei der Großmarkthalle so viele junge Menschen mithelfen, hat auch damit zu tun, dass diese Ausgabestelle immer samstags geöffnet ist - und das mit Absicht.

Bei den Helferinnen und Helfern sind eben viele berufstätig oder noch in Ausbildung, wie Hoda aus Ägypten. Die junge Frau studiert in München Kommunikationswissenschaften und kommt regelmäßig mit ihrer Freundin zur Großmarkthalle. Ihre Motivation: Sie möchte etwas Sinnvolles tun.

Bei Regen, Schnee und Sturm: 23.000 Gäste pro Woche

Und Ehrenamtliche kann die Münchner Tafel gut gebrauchen. Schließlich versorgt sie an 28 Ausgabestellen in München pro Woche mittlerweile 23.000 Gäste. Alleine in den vergangenen zwei Jahren sind 3.000 neu hinzugekommen. Das belegt auch der aktuelle Armutsbericht. Demnach lebt mittlerweile jeder sechste Münchner unterhalb der Armutsgrenze.

Geldspritze: Ministerin Ulrike Scharf erhöht die Fördermittel deutlich

Die Ehrenamtlichen von den bayerischen Tafeln berichten, dass die Not sehr groß ist. Daher hat die Bayerische Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) entschieden, die Förderung aus dem Bayerischen Härtefall-Fond deutlich zu erhöhen – auf eine Million Euro im nächsten Jahr.

"Wir haben immer eine Regelförderung für die Tafel von 100.000 Euro im Jahr. In diesem Jahr haben wir 650.000 Euro dazugeben können, was dem Landesverband natürlich unglaublich hilft. Und wir haben jetzt 2023 als Förderung eine Million Euro angesetzt", sagt Ministerin Scharf. Sie glaube, dass das sehr hilft. Das bekomme sie auch von den Tafeln zurückgespiegelt.

  • Zum Artikel: "Bayerns Tafeln: Was bringt die Finanzspritze?"

Bedürftige: Wer ist berechtigt und darf kommen?

Lebensmittel bei den Tafeln holen darf, wer nachgewiesenermaßen unter dem Existenzminimum lebt, also nach Abzug von Miete und Mietnebenkosten pro Person weniger als 449 Euro pro Monat zur Verfügung hat. Darüber hinaus gebe es aber mehr Menschen, die Hilfe benötigen, meint Axel Schweiger vom Vorstand der Münchner Tafel: "Unsere Kapazitäten als private Organisation sind natürlich limitiert. Deshalb können wird auch nicht beliebig mehr Menschen versorgen. Was wir feststellen, dass die Not dringender wird. Es rufen immer mehr Leute an, die gar nichts mehr haben. Da könnte der Winter noch so manche Überraschung bringen."

Überleben in Deutschland: Zwei Millionen Menschen suchen die Tafeln auf

130 Tonnen Lebensmittel verteilt die Münchner Tafel - und das jede Woche. Die Waren werden überwiegend gespendet. Seit 28 Jahren ist die Tafel in der bayerischen Landeshauptstadt im Einsatz. Die Hilfsorganisation hat mittlerweile ein großes Netzwerk von Unterstützern, Sponsoren, Lebensmittelherstellern, Supermärkten und Händlern aufgebaut. Vorstand Axel Schweiger erklärt, dass ein Teil bei Bedarf zugekauft wird, um den Hilfesuchenden ein umfassendes Sortiment anzubieten. Den privaten Verein trage eine Welle der Hilfsbereitschaft aus Bevölkerung und Industrie. Davon könnten andere Tafeln in Deutschland meist nur träumen.

Schätzungsweise mehr als zwei Millionen Menschen suchen in Deutschland regelmäßig bei den Tafeln Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs - so viele wie nie zuvor. Die Geschäftsführerin des Tafel-Deutschland-Verbands, Sirkka Jendis, spricht von einer stark gestiegenen Belastung der Ehrenamtlichen. Corona sei noch nicht vorbei, dazu kämen viele, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet sind. Die Menschen stünden mittlerweile bis zu vier Stunden im Voraus an, um Lebensmittel zu erhalten. Die Ehrenamtlichen könnten die Hilfesuchenden dann zum Teil nur eingeschränkt unterstützen oder müssten sie sogar abweisen, erzählt Jendis.

Ukraine-Krieg und gestörte Lieferketten: Lebensmittelspenden gehen zurück

Bitter sei es, so Sirkka Jenis, dass die Lebensmittelspenden stark zurückgegangen sind. Als einen Grund nennt sie gestörte Lieferketten aufgrund des Krieges in der Ukraine. Es gebe auch Händler, die besser disponieren. Aufgrund der Inflation würden viele Kunden zu preiswerteren Produkten greifen. Die Tafeln seien ja mal angetreten, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren, insofern würden sie grundsätzlich preisbewusstes Verhalten begrüßen. Andererseits stelle die Situation viele der über 960 Tafeln in Deutschland aktuell vor große Herausforderungen.

Gleichwohl sei derzeit aber auch eine große Solidarität zu spüren, so die Geschäftsführerin von Tafel Deutschland. Es gebe eine große Bereitschaft von Privatpersonen und Unternehmen, die Tafeln finanziell zu unterstützen. Das mache sie dankbar.

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