Frankfurter Zentrale der Deutschen Bundesbank
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Was machen EZB und andere Notenbanken?

Was machen EZB und andere Notenbanken?

Die Europäische Zentralbank und andere Notenbanken sollen für den Staat zentral die Landeswährung kontrollieren. Sie geben z. B. Bargeld in Form von Noten und Münzen an die Geschäftsbanken aus, die es dann weiter verteilen. Das BR24 Börsenglossar.

Die Basis ist Bargeld als gesetzliches Zahlungsmittel. Das Bargeld wird in Deutschland durch die regionalen Filialen der Bundesbank verteilt, die bei uns für die Versorgung mit dem Euro verantwortlich ist. Die Geschäftsbanken füllen ihre Geldautomaten mit den Banknoten, welche die Bundesbank für ihren Zuständigkeitsbereich drucken lässt (Notenpresse). Dieses Geld steht dann Verbrauchern und Unternehmen zur Verfügung.

Bargeldkreislauf teuer und aufwändig für alle Beteiligten

Außerdem werden Münzen bei Einzelhändlern und anderen Geschäften als Wechselgeld verteilt. Wenn die Ladenkasse voll ist, bringen die Händler ihre überzähligen Bargeldbestände in Geldkassetten zu den Geschäftsbanken. Die liefern Barbestände in den Bundesbankfilialen ab. Dazu gehören auch abgenutzte Geldscheine, die von der Notenbank durch neue ersetzt werden.

Dieser Bargeldkreislauf erfordert eine logistische Meisterleistung wie zum Beispiel durch Geldtransporte, ständiges Nachzählen und Kontrolle. Die Bundesbank stellt dabei sicher, dass in Deutschland immer ausreichend Bargeld zur Verfügung steht. Es darf an keiner Stelle zu Engpässen kommen. Auch dann nicht, wenn Verbraucher oder Händler viel Bargeld zurückhalten zum Sparen oder für ausstehende Geschäfte.

Bargeld in vielen Fällen längst durch Buchgeld ersetzt

Alle geschilderten Vorgänge (Bezahlen, Sparen, Geld vorhalten) sind inzwischen analog auch ohne Bargeld nur mit Buchgeld möglich. Auch wenn es nicht dasselbe ist, so ist es doch in vieler Hinsicht gleich, ob ich bar oder mit Karte bezahle. Bei Rechnungen wird in der Regel sogar erwartet, dass sie unbar über ein Bankkonto beglichen werden. Auch gibt es vom Arbeitgeber schon lange keine Lohntüte mehr, sondern selbstverständlich eine Banküberweisung aufs Konto.

Buchgeld ist nicht nur sauberer und schneller und mit weniger Risiken verbunden wie Diebstahl oder sonstigem Verlust. Gebuchte Vorgänge bleiben für alle Beteiligten stets nachvollziehbar und haben die Nutzung des Bargelds weitgehend verdrängt. Klassisches Bargeld soll nach dem Willen der Bundesbank immer eine Option bleiben (als einziges gesetzliches Zahlungsmittel). Die Notenbank ist strikt gegen seine Abschaffung, bleibt aber zugleich offen für neue unbare Bezahlmethoden und auch für die Entwicklung eines digitalen E-Euro.

Bargeld nur bei der Notenbank - und sie bestimmt den Zins

Für die Banken ist der entscheidende Unterschied, dass sie Buchgeld mit Hilfe von Krediten selbst herstellen können (private Geldschöpfung). Wenn meine Bank mir einen Kredit bewilligt, kann sie mir einfach den entsprechenden Betrag auf dem Konto gutschreiben. Schon ist neues Buchgeld in der Welt. Aber für einen solchen Kredit ist immer ein Zins zu zahlen. Und da kommt wieder die Notenbank ins Spiel.

Zusätzliches Bargeld gibt es dagegen nur über die zentrale Notenbank, welche die Geldmenge kontrolliert und auch den Leitzins. Der wird für kurzfristige Geldgeschäfte gebraucht, den die Banken untereinander oder mit der Notenbank betreiben. Er stellt stets den niedrigsten Zinssatz für Kredite dar, unter dem Leitzins geht praktisch nichts.

Leitzins der Notenbank beeinflusst Kreditmenge

Für Geld, das die Geschäftsbanken kurzfristig bei der EZB parken, bekommen die Banken im Normalfall auch einen Zinssatz gutgeschrieben von der Notenbank. In der Finanzkrise hat das aber dazu geführt, dass die Banken die EZB als Sparbüchse missbrauchten und dort ihre Liquidität einfach längere Zeit lagerten. Um das zu beenden, erhob die EZB für Bankeinlagen einen negativen Strafzins. Banken sollen ihr Geld nicht bei der EZB parken. Sie sollen es stattdessen sinnvoll für die Wirtschaft nutzen und davon Kredite zur Verfügung stellen für Verbraucher und Unternehmen.

Wenn die Notenbank den Leitzins erhöht, steigen auch alle anderen Zinssätze für die darüber liegenden langfristigeren Kredite. Die Zentralbank gibt damit vor, wie teuer die Kredite der Geschäftsbanken sein werden. Je teurer die Kredite und damit das neue Geld wird, umso weniger gibt es davon. Umgekehrt entsteht durch eine Zinssenkung billiger Geld in Form von mehr Krediten.

Geldmenge und Zinskosten halten Währung stabil

Günstige Kredite sind ein Treiber für Konjunktur und Wachstum. Wenn alle sich billig verschulden können für Käufe und Investitionen, kommt viel Geld auf den Markt und die Preise steigen. Umgekehrt lässt sich eine Überhitzung der Wirtschaft notfalls durch einen Zinsschock stoppen, der mit höheren Kreditkosten schnell für eine Abkühlung und sinkende Preise sorgen würde. Das Geld würde dann dramatisch teurer werden und sich verknappen.

Was ist nun der goldene Mittelweg? Die Notenbank will ja keineswegs die Wirtschaft zwischen boomendem Billig-Geld und hartem Zinsschock von einem Extrem ins andere treiben. Gefragt sind vielmehr ein sanfter Aufschwung, der lange anhält, und eine ebenso weiche Landung, wenn es mit der Wirtschaft mal nicht so gut läuft. Die Notenbank wird deshalb nur ganz vorsichtig an der Zinsschraube drehen und vieles vorher schon ankündigen und deutlich machen, um die Wirtschaft mit ihrer Kommunikation auf jede kleine Änderung frühzeitig einzustimmen. Als Gradmesser dient ihr die mittelfristige Entwicklung der Verbraucherpreise ab einem Zeitraum von mindestens zwei Jahren.

Inflation und Wachstum zwei Jahre im Voraus berechnen

So lange im Voraus sollte die Notenbank planen können. Die Verbraucherpreise als Gradmesser der Inflation haben sich in der Vergangenheit als eines der zuverlässigsten Instrumente für die Notenbanken erwiesen. Es ist aber bei weitem nicht das einzige, was sie beachten, um die Stabilität des Geldwerts zu ermitteln.

Wie die genaue Planung einer Notenbank ist, bleibt ihr Geschäftsgeheimnis. Wenn sie zu viel davon preisgibt, könnten Händler an den Märkten heute schon konkret darauf wetten, was die Geldpolitik der Zukunft ist. Das würde möglicherweise negative Spekulationen unnötig anheizen. Die Notenbank muss vielmehr anhand zahlreicher Daten und Fakten möglichst schlüssig argumentieren und dabei mit den Märkten einen glaubwürdigen Dialog führen.

Glaubwürdigkeit als wichtigste Währung der Notenbank

Damit es an den Märkten nicht ständig zu Irritationen kommt und im schlimmsten Fall auch noch der Wert ihrer Währung ständig schwankt, muss die Notenbank vor allem glaubwürdig sein. Wenn sich an den Märkten erst einmal eine negative Meinung gebildet hat, werden viele geldpolitische Maßnahmen sehr schwierig.

Statt einer verbalen Intervention, die mögliche Handlungsoptionen nur aufzeigt, muss die Notenbank dann richtig aktiv werden, und kann damit scheitern. Am Devisenmarkt wird zum Beispiel auf den Verfall des Wechselkurses einer Währung massiv gewettet. Ein Beispiel ist die türkische Lira, deren Außenwert dramatisch gesunken ist. Mit ihren Stützungskäufen zugunsten der eigenen Währung hat die türkische Notenbank umsonst viele Milliarden ihrer Dollarreserven verbrannt. Das Entscheidende bleibt die schlechte Meinung, die man von ihrer Geldpolitik hat.

EZB verfolgt kein Wechselkursziel für den Euro

Weil solche Eingriffe von Notenbanken am Devisenmarkt meist wirkungslos bleiben, hat die Europäische Zentralbank kein Wechselkursziel. Von vorneherein ist damit klar, dass die EZB den Außenwert gegenüber dem US-Dollar und anderen Währungen zwar beachtet, dass sie solche Marktinterventionen aber ablehnt.

Es hat also keinen Sinn, die EZB auf diese Weise herauszufordern, sie wird nicht so reagieren wie die türkische Notenbank. In Frankfurt findet die Notenbank vielmehr andere Argumente, die für den Euro als Anlagewährung sprechen und damit auch seinen Außenwert stabil halten.

Staatsfinanzierung für EZB ein besonders heikles Thema

Aus Sicht der deutschen Exportwirtschaft wäre ein niedriger Außenwert des Euro gegenüber dem Dollar wünschenswert. Damit sind die deutschen Waren auf den Weltmärkten vergleichsweise günstig. So wertet beispielsweise Japan die eigene Währung Yen gezielt ab, um der japanischen Industrie Ausfuhren zu einem günstigeren Preis zu ermöglichen. Andere Euroländer freuen sich auf der anderen Seite über einen harten Euro. Für sie zählen günstige Importe von Rohstoffen und anderen Waren aus dem Dollarraum vielleicht mehr als die Ausfuhr eigener Produkte. Die EZB muss mit ihrer Geldpolitik hier eine Balance finden.

Neben der Stabilität des Geldwerts (Inflation) und dem reibungslosen Funktionieren ihrer Währung in der Wirtschaft und an den Märkten spielt auch die Staatsfinanzierung für jede Notenbank eine zentrale Rolle. Als Hüterin der Währung ist sie für Regierungen immer auch der Garant dafür, dass eine solide Staatsfinanzierung überhaupt möglich ist. Die EZB muss das zugleich für viele sehr unterschiedliche Euroländer sein, die jene einzigartige Währungsunion in Europa bilden.

Ohne stabile Währung keine stabilen Staatshaushalte

Wenn dagegen die Stabilität des Geldwerts gering ist, weil die Inflation hoch ist und mit hohen Zinsen bekämpft wird, muss auch ein Finanzminister für seine Staatsschulden hohe Zinsen bezahlen. Die Schuldenlast im Staatshaushalt kann so schnell zum Problem werden. Am Markt kaufen dann vielleicht viele die Staatsanleihen nicht mehr, weil das Vertrauen in die Währung oder in die Regierung fehlt. In dieser Situation kommen als Käufer der Staatsanleihen nur noch nationale Geschäftsbanken in Frage, die kein Fremdwährungsrisiko haben und keinen Risikoaufschlag bezahlen müssen. Wenn es selbst für diese Banken zu heiß wird, kommt die Notenbank ins Spiel als Kreditgeber letzter Instanz (Lender of Last Resort).

In dieser Krisenrolle waren die EZB und andere Notenbanken bereits nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers, die damit die Finanzkrise ausgelöst hatte. In der Folge liehen die Banken sich untereinander kein Geld mehr. Sie befürchteten den Zusammenbruch vieler weiterer Banken, die wie Lehman mit kritischen Wertpapieren gehandelt hatten (wie Verbriefungen minderwertiger US-Immobilienkredite).

Statt von Banken kam Geld in Finanzkrise direkt von EZB

Die EZB sprang in der Lehman-Krise über ihren Schatten als Notenbank und trat gegenüber den angeschlagenen Banken wie eine Geschäftsbank auf. Der sogenannte Geldmarkt mit kurzfristigen Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren wurde für kurze Zeit komplett von den Notenbanken übernommen. Es bestand die Angst, dass es sonst zu einer Art Kernschmelze des Finanzsystems kommt.

Durch eine Störung der Märkte wie in einer Finanzkrise, einer Euro-Schuldenkrise oder in einer Pandemie kann es auch zu einer Störung der Geldpolitik kommen. Wenn etwa Banken, Unternehmen und Verbraucher einen Zusammenbruch des Weltfinanzsystems befürchten, werden sie erst einmal abwarten, wie die Krise sich entwickelt.

Notenbanken in Krisen nur bedingt erfolgreich

In banger Erwartung einer Verschlechterung ihrer Situation werden Unternehmen dann nicht mehr investieren und auch vernünftige Verbraucher sich nicht weiter verschulden, egal wie niedrig die Zinsen sind. Notenbanken können mit ihren Geldspritzen von zusätzlichen Krediten für Banken und Staaten das Schlimmste vielleicht verhindern. Ob sie danach die Wirtschaft zum Laufen bringen, bleibt aber fraglich.

So kam es im Euroraum trotz anhaltender Nullzinspolitik der EZB in vielen Ländern kaum zu einem nennenswerten Wachstum. Italien steckt in einer Stagnation fest, in Griechenland und Portugal ist die Lage immer noch kritisch. Die Wirtschaft in Frankreich hat sich immer noch nicht von den Folgen der Finanzkrise erholt. Deutschland ist eine positive Ausnahme. Auch die Inflation tendierte lange Zeit ebenfalls in Richtung null Prozent, so dass der frühere EZB-Präsident Mario Draghi sich Sorgen über mögliche fallende Preise machte.

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