Viele Augen und Kameras werden sich in dieser Woche angesichts des Weltwirtschaftsforums wieder auf das kleine Dorf Davos in den Schweizer Alpen richten. Dabei sitzt der wahre Fixpunkt knapp 7.000 Kilometer entfernt in Washington: Als frisch vereidigter US-Präsident dürfte Donald Trump die Agenda des jährlichen Treffens bestimmen wie kaum jemand sonst.
Seit dem Ukraine-Krieg: Weltwirtschaftsforum oder Weltpolitikforum?
Am Donnerstag wird Trump beim Weltwirtschaftsforum (WEF) per Video zugeschaltet. Er gilt als WEF-Fan und hatte das Forum zuletzt 2020 während seiner ersten Präsidentschaft persönlich besucht. Das jährlich wechselnde Motto postulierte damals noch eine "solidarische und nachhaltige Welt". Diese Welt hat sich massiv verändert.
Seit dem russischen Einmarsch in der Ukraine im Frühjahr 2022 ist das Forum politisch wie nie zuvor. Russland, früher enger Partner der Veranstalter, wird geschmäht und nicht mehr eingeladen. Der Krieg mit all seinen geopolitischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen dürfte auch diesmal wieder eines der bestimmenden Themen sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat erneut sein Kommen angekündigt.
Scholz und Merz kommen beide nach Davos
Gerade aus deutscher Sicht lässt sich die Liste der Herausforderungen und Probleme derzeit kaum mehr überblicken: Strafzölle, drohende Handelskriege, Rezession, dazu die anstehende Bundestagswahl. Am Dienstag wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Davos eine Rede halten, nachdem er dem Forum vergangenes Jahr ferngeblieben war. Am selben Tag wird auch Friedrich Merz (CDU) auf einer Bühne sitzen.
Insgesamt werden rund 3.000 Personen aus Politik und Wirtschaft in den Schweizer Bergen erwartet, darunter 60 Staats- und Regierungschefs. Das diesjährige Motto: "Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter."
Allianz, Siemens und Co. auf dem Weltwirtschaftsforum
Auch wenn politische Themen in den vergangenen Jahren vermehrt in den Vordergrund gedrängt sind, zieht das WEF nach wie vor zahlreiche Firmenchefs, Unternehmerinnen und Wirtschaftsvertreter an – auch aus Bayern. So ist das Forum etwa ein fixer Termin im Kalender von Siemens, Allianz, Siemens Healthineers und Siemens Energy.
Von Siemens beispielsweise reisen neben Konzernchef Roland Busch vier weitere Vorstandsmitglieder nach Davos. Die Allianz wird ebenfalls mit fünf Top-Managern vor Ort sein, darunter der Vorstandsvorsitzende Oliver Bäte.
Die Münchner Unternehmen sind zwei von rund 100 sogenannten "Strategischen Partnern" des Weltwirtschaftsforums. Diese lassen sich ihre Jahresmitgliedschaft 600.000 Schweizer Franken kosten. Kleinere Mitgliedschaften sind ab 60.000 Franken zu haben, im Gegenzug kann aber nur eine Person das Event besuchen. Die hohen Kosten sind auch der Grund, warum der Mittelstand traditionell dort nicht vertreten ist.
Davos aus Sicht der Unternehmer: Gespräche, Gespräche, Gespräche
Wer Gäste nach dem Grund für ihren Besuch fragt, erhält fast immer dieselbe Antwort: Drei Tage mit Gesprächen in Davos würden mehrere Wochen zu Hause ersetzen. So viele relevante Menschen aus Politik und Wirtschaft auf so engem Raum in so kurzer Zeit – das gibt es sonst nirgendwo.
Mancher Unternehmer oder Politiker fährt dafür sogar ohne Einladung oder Ticket in die Schweiz. Denn auch bei den vielen Veranstaltungen rund um das Kongresszentrum lässt sich vorzüglich netzwerken - eine Gelegenheit, die sich auch der bayerische Digitalminister Fabian Mehring nicht entgehen lassen will.
Zwar stehen Staats- oder Landesminister in der Regel nicht auf der WEF-Gästeliste. Doch wie bereits im vergangenen Jahr ist Mehrings Terminkalender vollgepackt mit Gesprächen in den umliegenden Hotels.
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