Eine Gruppe Jugendlicher steht nebeneinander, lächelt, ein Mädchen macht ein Selfie von der Gruppe.
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Jugendliche in Deutschland: Besorgt, optimistisch, realistisch

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Jugendliche in Deutschland: Besorgt, optimistisch, realistisch

Jugendliche in Deutschland: Besorgt, optimistisch, realistisch

Jugendliche in Deutschland sind sehr besorgt über Umweltzerstörung, Klimawandel und Krieg, sehen aber dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Das hat die neue Sinus-Jugendstudie ergeben. "Rebellisch" ist die Jugend offenbar aber nicht mehr.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Abend am .

"Ernster, problembewusster und besorgter denn je", so beschreibt die Sinus-Studie "Wie ticken Jugendliche?" (externer Link) die Grundstimmung der Jugend in Deutschland. Grund dafür seien "Stapelkrisen", also eine Anhäufung globaler Problemlagen, wie der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Klimakrise und die Inflation. Auch die schwer einschätzbare Zuwanderung, zunehmender Rassismus und Diskriminierung tragen zur Verunsicherung bei. Dennoch seien die Sorgen der Jugendlichen meist privater Natur. Vor allem der Übergang ins Erwachsensein in einer unvorhersehbaren gesellschaftlichen Lage und Veränderungen des sozialen Umfelds beunruhigen junge Menschen in Deutschland.

Optimismus bleibt Jugendlichen erhalten

Obwohl "die ganze Umwelt als sehr krisenhaft erlebt" werde, zeige sich die junge Generation weiterhin optimistisch, erklärt Thomas Krüger von der Bundeszentrale für politische Bildung (externer Link). Die Behörde ist eine der Auftraggeberinnen der Studie. Zwar seien nur wenige enthusiastisch, aber fast niemand sei unzufrieden mit dem eigenen Alltag. Grund dafür sei, dass gesellschaftliche und ökologische Krisen für Teenager heute der "Normalzustand" sind, urteilt die Studie. Bodenständigkeit und Zweckoptimismus verhelfe ihnen außerdem zu einer realistischen Weltsicht und einem meist optimistischen Blick in die persönliche Zukunft. Die Ergebnisse entsprächen keineswegs dem "Klischee der verwöhnten Jugend", so die Studie.

Tradition statt Rebellion beim Lebensentwurf

Die Studie verdeutlicht, dass Jugendliche sich nach Zugehörigkeit, Sicherheit und Geborgenheit sehnen. Diese Werte spiegeln sich in ihren Lebensentwürfen wider: Sie wünschten sich einen Platz in der Mitte der Gesellschaft, eine glückliche Partnerschaft, Kinder, Haustiere, Eigentum, einen guten Job und genügend finanzielle Sicherheit für ein sorgenfreies Leben. "Jugend, wie wir sie aus anderen Zeiten kennen, als rebellische Jugend, als widerständige Jugend, als Jugend, die neue Akzente setzt, das ist zur Zeit eher nicht der Fall", fasst Krüger zusammen. "Sie experimentieren in ihren Lebensentwürfen überhaupt nicht mehr so viel wie früher."

Hohe Toleranz und Akzeptanz anderer Lebensmodelle

Dennoch gibt es bei den Jugendlichen eine hohe Toleranz und Akzeptanz anderer Kulturen und Lebensentwürfe. Nicht nur die Sensibilität für Diskriminierung und soziale Ungerechtigkeit sei groß, Toleranz für verschiedene Kulturen und Akzeptanz verschiedener Lebensentwürfe werde als selbstverständlich betrachtet. Neu gegenüber den Sinus-Vorgängerstudien ist, dass die Jugendlichen vor allem für die Genderthematik stark sensibilisiert sind. "Die meisten Befragten zeigten sich demonstrativ offen dafür, wenn (vor allem junge) Menschen ihre Geschlechtsidentität als nicht binär beschreiben", heißt es in der Studie.

Politik eher Nebensache für Jugendliche

Politik hat für junge Menschen zwischen 14 und 17 Jahren keinen hohen Stellenwert. Zum einen liege der Fokus eher auf dem nahen Umfeld, wie Familie, Schule oder Freunde, zum anderen fühlten sich Jugendliche "auch nicht wirklich politisch kompetent und ohne Einfluss. Sie zweifeln auch, dass jemand auf ihre Meinung hören würde“, meint Tim Gensheimer, Jugendforscher des Sinus-Instituts. "Man möchte wahrgenommen werden als junger Mensch. Aber der Politik misstraut man, oder man vertraut ihr nicht genügend", ergänzt bpb-Präsident Krüger. Sie seien zwar für soziale Ungleichheit sensibilisiert, zeigten aber kein gesteigertes Interesse an dem Thema. So wollte die Mehrzahl zwar mitreden, sich mitteilen, Gehör finden, aber nicht alle wollen mitbestimmen oder mitgestalten. Als Gründe wurden mangelndes Wissen, Unsicherheit oder schlechte Erfolgschancen genannt, vor allem aber seien die "Erwachsenen" die Barriere, von denen sich die Jugendlichen nicht respektiert oder ernst genommen fühlten.

Soziale Medien als wichtigstes Informationsmittel

"Ein Leben ohne soziale Medien ist für die meisten Jugendlichen nicht vorstellbar", fasst die Studie zusammen. YouTube, TikTok und Instagram werden vor allem zur Unterhaltung, zur Inspiration zu Lebensfragen und zur Kommunikation untereinander genutzt. Politische Inhalte werden dabei eher zufällig mitgelesen, heißt es. "Politische Nachrichten sind eigentlich Beifang für Jugendliche, wenn sie auf TikTok, auf Instagram, auf YouTube unterwegs sind", sagt Jugendforscher Gensheimer. An den sozialen Medien schätzten Jugendliche die gute Verständlichkeit und den Unterhaltungswert. Sie seien sich aber auch über die Gefahr der Falschinformation und Manipulation bewusst, hebt die Studie hervor. Auch die Auswirkungen des Social-Media-Konsums auf die eigene Gesundheit sehen viele der Befragten kritisch. Viele hätten das Gefühl, dass sie zu viel Zeit in den Kanälen verbringen, was ihnen - wie sie glauben - nicht guttut.

Methode der Sinus-Jugendstudie

Die Sinus-Jugendstudie basiert nicht auf großen quantitativen Umfragen, sondern auf einer qualitativen Untersuchung. Für die aktuelle Studie wurden 72 qualitative Fallstudien mit Jugendlichen im Alter von 14 bis 17 Jahren deutschlandweit durchgeführt. Die Datenerhebung fand von Anfang Juni bis Ende September 2023 statt. Die Studienreihe "Wie ticken Jugendliche?" wird alle vier Jahre vom Sinus-Institut veröffentlicht. Auftraggeber sind unter anderem die Bundeszentrale für politische Bildung, der Bund der Deutschen Katholischen Jugend und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung.

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