Zwischen 4 und 35 Menschen infizieren sich in Deutschland jedes Jahr mit dem West-Nil-Virus – meist in ostdeutschen Bundesländern. Nun wurde auch im Landkreis Aschaffenburg ein Fall bestätigt. Vermutlich wurde die Infektion durch einen Mückenstich ausgelöst, so die Ermittlungen zum Ansteckungsweg.
West-Nil-Virus: Zweite autochtone Infektion in Bayern
Damit ist es die zweite autochthone Infektion in Bayern – das heißt, die Ansteckung erfolgte vor Ort und nicht während einer Auslandsreise – und die erste, die auf eine Mückenübertragung zurückgeführt werden kann.
Vor einigen Jahren hatte sich ein Tierarzt bei der Obduktion eines Bartkauzes infiziert. Mensch-zu-Mensch-Ansteckungen sind bisher nicht bekannt. Da die Stechmückensaison endet, gilt das Risiko weiterer Infektionen als gering. Das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) (externer Link) in Erlangen koordiniert mit dem Gesundheitsamt Aschaffenburg präventive Maßnahmen für die kommende Saison.
Was ist das West-Nil-Virus?
Das West-Nil-Fieber wird von Stechmücken übertragen und kann grippeähnliche Symptome - in seltenen Einzelfällen auch eine schwerwiegende Gehirnentzündung - hervorrufen.
Die Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, nimmt offenbar zu.
Wie wird das West-Nil-Virus übertragen?
Das West-Nil-Virus kommt in wildlebenden Vögeln vor und wird durch den Stich einheimischer Stechmücken der Gattung Culex übertragen, der normalen nördlichen Hausmücke, die überall in Deutschland vorkommt. Die Stechmücken dienen dabei nur als Überträger, da sie das infizierte Blut von Vögeln saugen und von Vogel zu Vogel weiterverbreiten.
Mücken, die sich beim Stich der Vögel infiziert haben, können das Virus auch auf Säugetiere wie Pferde und den Menschen übertragen. Diese sind aber sogenannte Fehlwirte mit nur niedriger Virämie - das heißt, sie haben nur wenig Viren im Blut, sodass sie selbst keine Virusquelle für Mücken sind, so das Robert Koch-Institut (RKI) (externer Link).
Welche Symptome verursacht das Virus?
Bei den meisten Menschen verläuft eine Infektion ohne Symptome. Etwa 20 Prozent der Infizierten entwickeln grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit, schreibt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) (externer Link).
In seltenen Fällen kommt es zu schweren Komplikationen wie Meningitis oder Hirnhautentzündung, die auch zum Tode führen können. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. In der Regel heilt die Infektion aber ohne Komplikationen aus.
Wie wird das West-Nil-Virus behandelt?
Es gibt keine spezifische Behandlung. Die Symptome werden wie bei einer Grippe mit fiebersenkenden Medikamenten behandelt. Bei Reisen in Risikogebiete sollte man auf mögliche Symptome achten und sich vorab über Schutzmaßnahmen informieren.
Aktuell gibt es keinen Impfstoff für Menschen gegen das West-Nil-Virus, obwohl die Forschung in diesem Bereich voranschreitet.
Wie kann man sich vor dem West-Nil-Fieber schützen?
Das West-Nil-Virus wird meist durch Stiche der heimischen Culex-Mücke oder durch Kontakt mit infizierten Vögeln übertragen. Wer sich schützen will, sollte Mückenstiche vermeiden – etwa durch helle, langärmelige Kleidung und mückenabweisende Mittel auf Haut und Kleidung.
Auch sollten tote Vögel oder andere Wildtiere nicht berührt werden, da sie Erreger übertragen können.
Ist Deutschland von dem West-Nil-Virus betroffen?
In einigen Gebieten Ostdeutschlands wird das West-Nil-Virus bereits seit einigen Jahren regelmäßig bei Mücken, Vögeln, Pferden und auch beim Menschen nachgewiesen. Im vergangenen Jahr gab es einen Ausbruch, der "sehr, sehr stark" war, erklärte Martin Bär, Leiter des Instituts für Virusdiagnostik vom Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit im November 2024.
Je mehr infizierte Vögel und Pferde gefunden werden, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch viele Menschen anstecken. In Deutschland werden deshalb verstärkt Blutspenderproben auf das West-Nil-Virus untersucht, um eine Ausbreitung frühzeitig zu erkennen. Dies ist besonders wichtig, weil bei früheren Ausbrüchen Menschen durch Blutprodukte infiziert wurden.
West-Nil-Virus: Vermutlich mehr Diagnosen in Zukunft
Zukünftig wird auch mit einer zunehmenden Zahl an Diagnosen gerechnet, da Ärzte besser sensibilisiert sind für die Infektionszeichen und immer mehr über das Virus bekannt wird.
Zudem ist von einer Dunkelziffer auszugehen, da bei den meisten Infizierten die Erkrankung symptomlos verläuft. Eine hohe Bevölkerungsdichte und mehr Mücken könnten langfristig auch zu mehr Fällen führen.
Im Audio: Das West-Nil-Fieber verbreitet sich auch in Deutschland
Heimische Stechmücken verbreiten das ursprünglich aus Afrika stammende West-Nil-Virus.
Dieser Artikel ist erstmals am 06.11.2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.
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